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Die Hure Babylon

Die Hure Babylon

Titel: Die Hure Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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wüste Landschaft von Tierkadavern, Waffen, zerborstenen Schilden und den nackten, ausgeplünderten Leichen der Besiegten. Über das Gelände verteilt lagen sie einzeln oder in unordentlichen Haufen, dichter dort, wo die heftigsten Kämpfe stattgefunden hatten. Auch das Leiden der vielen Verwundeten entging der Königin nicht.
    »Mon Dieu«,
entfuhr es ihr. Einen Augenblick lang war sie so fassungslos, dass sie, als das Pferd plötzlich scheute, beinahe aus dem Sattel gestürzt wäre. Der noch frische Geruch von Blut und Exkrementen machte das Tier panisch, und sie hatte Mühe, es zu beruhigen. Aus der vorübergehenden Erstarrung gerissen, klopfte ihr dennoch das Herz wie wild. Schließlich atmete sie tief durch und stählte sich gegen das Elend vor ihren Augen.
    Auch die anderen Damen des Hofes betrachteten das Schlachtfeld in sprachlosem Horror. Immer mehr Fußvolk erreichte jetzt den Bergsattel und sammelte sich in großen Haufen am Rande des Wäldchens. Auch sie starrten mit großen Augen um sich, wenn auch nicht ohne grimme Genugtuung. Viele brüllten mit gen Himmel gereckter Faust ihre Schlachtrufe oder schlugen mit den Speeren gegen die Schilde.
    Die Anführer des Heeres standen um den König geschart. Alienor sah, wie sie auf ihn einredeten. Er dagegen blieb seltsam still in ihrer Mitte, hörte zu oder nickte gelegentlich mit dem Kopf.
    Sie empfand ein wenig Mitleid mit ihm, denn er war kaum älter als sie selbst, und die Führung eines so großen Heerzugs überforderte ihn, wie sie insgeheim wusste. Besonders in diesem zuchtlosen Heer, wo jeder kleine Fürst sich eher der eigenen Nase verpflichtet fühlte als dem Gemeinwohl aller. Abends, in ihrem großen Prunkzelt, war Louis von all den Entscheidungen, die er zu treffen hatte, so erschöpft, dass er kaum noch die Augen offen halten konnte. Und doch schlief er oft schlecht, fuhr mitten in der Nacht schweißgebadet aus dem Schlaf und wälzte sich bis zum Morgengrauen auf seinem Lager. Er würde es nie zugeben, aber vielleicht bedauerte er inzwischen diesen Feldzug, den Papst und Kirche ihm eingeredet hatten. Vielleicht hätte er sein frommes Gelübde einer Wallfahrt nach Jerusalem doch lieber auf friedlichere Weise erfüllt. Nein, der geborene Heerführer war er nicht. Aber er gab sich redliche Mühe.
    Alienor sandte nach Geoffroy de Rancon, ihrem Vasallen aus Poitou, um sich berichten zu lassen. Ihre Landsleute aus Aquitanien stellten einen nicht unerheblichen Teil des Heeres, und Rancon war einer ihrer Favoriten.
    »Ihr habt Euch an der Nase herumführen lassen,
Mossenher
de Rancon«, sagte sie ungehalten, nachdem er den Hergang geschildert hatte.
    Das Siegerlächeln erstarb auf dem hübschen Gesicht des Aquitaniers.
    »Es war nebelig,
Domina,
und die Wälder zu dicht für meine berittenen Kundschafter. Da war kein Durchkommen«, erwiderte er lahm.
    »Außer für die Türken, wie es scheint.«
    »Nun ja. Aber gesiegt haben am Ende wir.«
    »In der Tat.« Sie deutete auf das Schlachtfeld. »Wir haben gesiegt. Aber zu welchem Preis?«
    »Nur etwas über hundert Tote,
Domina,
und an die dreihundert oder vierhundert Verwundete. Die meisten zum Glück unter dem einfachen Fußvolk.«
    »Diese Männer werden uns fehlen. Ich wünsche nicht, dass sich solche verlustreichen Siege wiederholen,
Mossenher.
«
    »Nein,
Domina.
«
    Sie entließ ihn mit einer Handbewegung.
    Da ein weiterer Angriff nicht auszuschließen war, schwärmten Kundschafter aus, um den Spuren der Seldschuken zu folgen. Es war früher Nachmittag, und man hatte es eilig, von diesem unseligen Ort fortzukommen. Irgendwo weiter unten im Tal würde man einen Lagerplatz finden.
    Und so wurde hastig, trotz des gefrorenen Bodens, ein langer Graben ausgehoben. Davor lagen die toten Christenkrieger in einer Reihe im Gras. Statt in Särgen waren sie in Planen und Decken gehüllt, auf denen sich schon eine dünne Schneeschicht gebildet hatte, während Bischof Godefroy de Langres die Totenmesse hielt, ein kleiner, hagerer Mann mit einer für seine Größe kraftvollen Stimme und durchdringenden Augen. Die Königin erinnerte sich, dass er von jeher neben Clairvaux einer der Eifrigsten gewesen war, auf dieses gewagte Unternehmen zu drängen. Sie hatten mit der tiefen Frömmigkeit des Königs gespielt ebenso wie mit seinen Schuldgefühlen wegen des Massakers an Unschuldigen in der Champagne vor fünf Jahren, bei dem er die Bewohner eines Ortes in ihrer Kirche hatte einschließen und verbrennen lassen.
    Der Bischof

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