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Die Hure Babylon

Die Hure Babylon

Titel: Die Hure Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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Klosterschüler und sprach Latein. Jedenfalls genug, um sich zu verständigen.
    »Also gut«, stimmte Arnaut zu.
    Doch Severin fühlte sich unwohl dabei, ohne zu wissen, warum. »Jori soll mit ihnen reiten.«
    Arnaut nickte. »Aber beeilt euch, damit wir vor Einbruch der Dunkelheit zurück im Lager sind.«
    Die drei trabten den schmalen Pfad zur Hütte hinauf. Seltsam, dass niemand ihnen entgegentrat. Auch kein Hofhund schlug an. Vielleicht war der Ort ja doch verlassen.
    Vor der Hütte saßen sie ab und banden die Pferde an das Gatter einer leeren Schafhürde und blickten sich um. Außer ein paar Hühnern war niemand zu sehen. Jori hängte seinen Schild an den Sattelknauf. An der Hüttenwand war Feuerholz aufgestapelt. Sie betraten den Innenhof, der auf der anderen Seite durch einen baufälligen Viehstall begrenzt war. Neben einer leeren Heuraufe stand eine magere Ziege und starrte sie vorwurfsvoll an. Hinter dem Stall nur Wald und Gebüsch.
    Constansa, die ihren Schild immer noch von der Schulter hängen hatte, ging voran, dann Jori, als Letzter der Grieche Alexis, der sich unsicher umsah.
    Und dann bemerkten sie eine reglose Gestalt am Boden, vor der niedrigen Hüttentür. Eine weißhaarige Alte. Sie lag auf dem Bauch, das Gesicht im Dreck, glasige Augen, ein Arm kraftlos ausgestreckt, der andere wie ein letzter Versuch, sich aufzustützen. Unter den dürren Greisenschultern war Blut in die Erde gesickert.
    »Verges Maria!«,
rief Constansa. »Hört das nie auf?«
    Jori näherte sich der Leiche und drehte sie auf den Rücken. Man hatte der Frau die Kehle durchgeschnitten. Und dann sahen es beide zur gleichen Zeit …
    »Das Blut ist noch frisch,
putan
«, murmelte Jori und richtete sich hastig auf, denn das konnte nur eines bedeuten.
    Im selben Augenblick zischten Pfeile aus den Büschen hinter dem Stall. Einer durchschlug den Hals des jungen Griechen, ein zweiter bohrte sich in Joris Rücken, und ein dritter war für Constansa bestimmt, doch die hatte ihren Schild schon hochgerissen. Mit hohlem Knall bohrte sich die Spitze ins eisenbeschlagene Holz.
    Starr vor Schreck zog sie ihr Schwert und machte sich ganz klein hinter dem langen Schild, um keine Blöße zu bieten. Über den Schildrand hinweg starrte sie auf die Sträucher, aus denen die Pfeile gekommen waren. Ein paar Blätter bewegten sich noch, sonst nichts weiter. Constansa wagte einen schnellen Blick hinter sich.
    Der Grieche lag am Boden, die Hände um den Pfeil gekrallt, und würgte gurgelnd an seinem eigenen Blut, das aus der zerfetzten Schlagader quoll. Dabei traten ihm vor Entsetzen die Augen aus den Höhlen. Jori wankte benommen und versuchte vergeblich, den Pfeilschaft in seinem Rücken zu erreichen.
    »Schnell, stell dich hinter mich«, brüllte sie ihm über die Schulter zu. Sie hatte keine Gelegenheit, noch einmal nach ihm zu schauen, denn schon fuhr ein weiterer Pfeil mit Wucht in den Schild, ein anderer streifte ihren Helm. Doch dann hörte sie erleichtert Joris Atem hinter sich und das unverkennbare Geräusch, als er das Schwert aus der Scheide zog.
    »Merda!«,
fluchte sie. »Wir sitzen in der Falle. Wie schlimm bist du getroffen?«
    »Weiß nicht«, keuchte er. »Ich spür wenig.«
    »Spuckst du Blut?«
    »Glaub nicht.«
    Der junge Grieche war röchelnd zur Seite gesunken, das Gesicht blau angelaufen, die Lungen voller Blut. Tiefer im Wald hörte man ein Pferd wiehern. Dort hatten sie also ihre Reittiere versteckt.
    »Kommt her, ihr Scheißkerle, und zeigt euch!«, schrie sie, mehr um ihr eigenes, wildes Herzklopfen zu übertönen.
    Sie spürte, wie Jori sie vorsichtig am Schwertgürtel packte und sanft nach hinten zog. »Du deckst uns, und ich führe uns vom Hof runter«, raunte er.
    »Verstanden.«
    Constansa machte einen vorsichtigen Schritt rückwärts und noch einen. Pfeile zischten ihnen um die Ohren oder bohrten sich in den Schild. Langsam, wie eine zweiköpfige Schildkröte, bewegten sie sich auf die Ecke der Hütte und den Holzstapel zu. Dahinter würden sie sich verschanzen können oder mit Glück unbehelligt bis zu den Pferden gelangen.
    Aber so leicht wollten die Seldschuken sie nicht gehen lassen. Mit Gebrüll brachen sie aus ihrem Versteck. Sie waren zu viert, und obwohl sie nur leicht bewaffnet waren, schienen sie sich sicher zu fühlen. Ihre Bogen hatten sie zurückgelassen. Zwei von ihnen preschten vor und schwangen lange Reitersäbel. Ein dritter versuchte, sie zu umgehen und von der Seite anzugreifen.
    Jori hatte die

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