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Die Hure Babylon

Die Hure Babylon

Titel: Die Hure Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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auf und hielt sich den Bauch. Jori stellte sich breitbeinig hinter sie und schlang ihr die Arme unter die Achseln.
    »Press, Kindchen, press«, schrie Elena ihr ins Ohr.
    Die Sklavin hielt die Luft an und presste, bis sie rot vor Anstrengung aussah, als würde sie ersticken. Dann schnappte sie mit einem gurgelnden Schrei nach Luft.
    »Weiter. Nicht nachlassen. Pressen!«
    Plötzlich warnten Hörner weiter vorn, sie hörten Gebrüll und Waffenlärm. Einer von Joris Männern zuckte zusammen, drehte sich um die eigene Achse und fiel flach aufs Gesicht. Mit Entsetzen sahen sie, dass ein Pfeil aus seinem Rücken ragte. Andere Geschosse zischten ihnen um die Köpfe, zwei, drei trafen Muniras Maultier, das mit schrillem Wiehern in die Knie brach. Auf dem Pfad wurden Männer und Lasttiere getroffen. Die Tiere scheuten und wären in ihrer Panik davongaloppiert, hätten sich ihre Halter nicht mit aller Macht an Zügel und Halfter gehängt.
    »Deckung!«, brüllte Jori und wartete nicht, bis seine Krieger eine kleine Schildwand um die Frauen gebildet hatten. Ohne Rücksicht zerrte er die vor Schmerzen schreiende und strampelnde Munira an den Achseln tiefer in den Wald und hinter den Felsen, neben dem sie gelagert hatten. Dort ließ er sie wie einen Mehlsack fallen und rannte geduckt zu den Pferden.
    Aimar war schreckensbleich neben ihm aufgetaucht.
    »Hilf mir, die Gäule in den Wald zu bringen«, rief er ihm zu und griff sich die Zügel von drei Pferden.
    Aimar folgte mit den anderen Tieren. Trotz ihrer Bemühungen hatte eines von ihnen schon einen Pfeil in der Schulter stecken. Es wieherte schrill, stieg, um sich loszureißen.
    »Merda!«,
schrie Jori, zerrte seinen Schild vom Sattel und lief zum Weg zurück, wo ihn eine neue Salve von Pfeilen empfing.
    Aimar mühte sich, das verwundete Tier zu beruhigen. Als es endlich mit zitternden Flanken und hängendem Kopf dastand, schlang er die Zügel um einen Ast und schlich sich geduckt durch die Büsche bis hinter den Felsen, wo Munira nach Luft schnappend auf dem Rücken lag. Joana und Elena waren bei ihr. Hier waren sie vor den Pfeilen geschützt. Die Sklavin versuchte, sich aufzurichten, warf einen panischen Blick um sich.
    »Seldschuken töten uns alle«, keuchte sie und begann, in ihrer Sprache laut zu ihrem Gott zu rufen. Als eine neue Wehe sie packte, heulte sie auf.
    »Halt sie von hinten fest, Aimar«, rief Elena ihm zu. »Du musst sie stützen.« Ihre rechte Gesichtshälfte war blutüberströmt.
    »Bist du verletzt?«, fragte er entsetzt.
    Sie fasste sich kurz an die Stirn und betrachtete das Blut auf ihren Fingern. »Etwas hat mich gestreift, glaube ich.«
    »Lass mich sehen.«
    »Nein, kümmere dich um Munira. Na los, tu, was ich sage.«
    Aimar gehorchte. Er kniete hinter Munira auf den Boden, legte ihr die Arme um die Brust und zog sie an sich, so dass sie halb auf ihm lag. Ihr gewaltiger Bauch wölbte sich, und ihre Glieder zitterten unter den Krämpfen der Wehen. Ungerührt tastete Elena ihr zwischen den Beinen.
    »Es kommt«, rief sie, »ich spüre es. Los, Munira, streng dich an.«
    Die Sarazenin hechelte wie ein Hund, dann drückte sie mit aller Kraft, Gesicht rot, die Adern am Hals zum Bersten geschwollen. Der Schmerz war nun so heftig, dass sie sicher war, ihr Inneres würde entzweigerissen. Sie stieß einen schrillen Schrei aus, der durch den Wald gellte.
    »Es bringt mich um«, japste sie unter Tränen, als die Wehe endlich nachließ.
    »Nichts da, Kindchen. Weiter so. Nicht aufhören.«
    Hundert Schritt tiefer im Wald hockte Lois Bernat und lauschte den beunruhigenden Geräuschen, die zu ihm drangen. Er hatte sich keine Zeit zum Nachdenken gelassen, als die ersten Pfeile durch die Marschkolonne flogen. Sofort hatte er Arnauts Hengst Amir mit sich in die Büsche gezogen. Nur weg von der drohenden Gefahr. Nicht, weil er um sein Leben fürchtete, sondern weil er diesen Gaul so sehr liebte, dass er es sich nie verziehen hätte, wenn dem Tier etwas zugestoßen wäre. Wenn es nach ihm ginge, dürfte Arnaut ihn niemals in die Schlacht reiten. Nun lauschte er beklommen den Geräuschen des Todes.
    Jori ließ sich neben seinen Männern am Wegrand aufs Knie fallen, Schild vor dem Leib. Immer noch war der Weg voll panischer Tiere und Knechte, die versuchten, ihrer Herr zu werden. Leichte Ziele für die Seldschuken, die aus der Deckung der Bäume am anderen Bachufer schossen.
    »Runter vom Weg«, brüllte Jori. Ein Hammerschlag traf seinen Helm, weitere Pfeile gruben sich

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