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Die Hure Babylon

Die Hure Babylon

Titel: Die Hure Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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war in dicke Pelze gehüllt, die die klamme Kälte jedoch kaum zu besiegen vermochten. Bleich und fröstelnd nahm sie ihren Platz im hinteren Teil des Trosses ein. Die Hörner bliesen zum Aufbruch. Hungrig und durchgefroren nahm die
militia
den Marsch wieder auf.
    Gemäß der Gewohnheit, sich die wichtigen Führungsaufgaben untereinander zu teilen, war es diesmal wieder an Geoffroy de Rancon, die Vorhut zu befehligen. Ihm zur Seite stand Amédée de Savoie. Der König und die Templer führten wie zuvor die Nachhut an.
    Der Weg wurde steiniger und steiler, und der Tross mit seinen schwerbeladenen Maultieren immer langsamer. Nicht selten brachen die geschwächten Tiere zusammen und konnten selbst mit Flüchen und Peitschenhieben, bis das Blut floss, nicht bewogen werden aufzustehen. So manches Tier musste mit durchschnittener Kehle zurückgelassen werden. Und wo es nicht möglich war, die Lasten umzuverteilen, blieb nichts anderes übrig, als vor allem Futter und Verpflegung zu retten, den Rest in die Schlucht zu kippen.
    Hunderte von Tierkadavern blieben zurück, man hatte nicht einmal Zeit, sie auszuweiden und ihr Fleisch mitzunehmen, schon drängelten die Boten des Königs, endlich weiterzuziehen und nicht den ganzen Heerzug aufzuhalten. Und so wurde man nicht wählerisch, alles Hinderliche loszuwerden. Als Erstes entledigte man sich des schweren Kriegsgeräts, wie die zerlegten Teile von Wurfmaschinen und Katapulten, Sturmleitern, hölzerne Stützpfeiler und Werkzeug zum Untertunneln von Mauern. Immer mehr wurde aussortiert, selbst das umfangreiche Gepäck der Hofdamen blieb nicht verschont.
    Die ständigen Unterbrechungen und das nötige Umladen führten dazu, dass am Nachmittag das Hauptheer den Kontakt zur Vorhut völlig verloren hatte.
    Der Himmel war noch trüber als am Morgen, es hatte angefangen, leicht zu schneien, obwohl die Flocken am Boden schnell zu Wasser zerflossen. Sie befanden sich jetzt in einer langgestreckten Talmulde, durch die immer noch das Bächlein plätscherte. Arnauts Blick wanderte zu den Höhen, die noch vor ihnen lagen. Wie weit es wohl bis zum Pass sein mochte, denn es war verabredet, dort die Nacht zu verbringen. Wahrscheinlich sicherte die Reiterei gerade den Lagerplatz. Hoffentlich würden sie es noch vor Einbruch der Dunkelheit schaffen, denn es graute ihm vor einer weiteren Nacht in der Kälte der Berge ohne Unterschlupf und Feuer.
    Weiter zurück im Tross wurde die Sarazenin von einer neuen Wehe überfallen. Sie krampfte ihre Fäuste in die Mähne des Maultiers und schrie ihren Schmerz heraus. Belinda und Elena stützten sie, damit sie nicht aus dem Sattel rutschte.
    »Die Wehen kommen jetzt fast ununterbrochen«, stellte Elena fest. »Es muss gleich so weit sein.« Sie sah sich nach einem geeigneten Platz um. »Da vorn bei dem Felsen. Joana, die Decken.«
    »Aber wir können doch nicht hier zurückbleiben«, sagte Belinda ängstlich. »Die warten nicht auf uns.«
    »Soll sie das Kind etwa im Sattel kriegen?«
    Elena zerrte Muniras Maultier und ihr eigenes vom Wegrand und band beide Tiere an einem Bäumchen fest. Als die Wehe nachließ, hoben sie die Schwangere vorsichtig aus dem Sattel, führten sie auf wackeligen Beinen zu einem moosbewachsenen Felsen, neben dem Joana Decken ausgebreitet hatte.
    Zitternd ließ sich Munira nieder. »Ich habe Angst«, flüsterte sie. »Ihr lasst mich doch nicht allein?«
    »Natürlich nicht, du dummes Huhn. Und jetzt nimm die Beine auseinander. Ich muss fühlen, wie weit es ist.«
    Männer stapften vorbei und starrten neugierig, als Elena ihr die Hand unter den Rock schob und sie vorsichtig abtastete. Als einer von ihnen sich umdrehte und eine freche Bemerkung zum Besten gab, warf Joana wütend mit einem Stein nach ihm. Unter Gelächter marschierten die Kerle weiter.
    »Es hat angefangen«, sagte Elena mit Befriedigung. »Los Mädels, ihr müsst sie stützen.« Und zu Munira: »Du gehst jetzt in die Hocke, das ist am besten. Die beiden halten dich fest, ich helfe dir. Immer, wenn die Wehen kommen, musst du ganz fest drücken, verstanden?«
    Munira starrte sie aus großen Augen an und nickte ängstlich. Da tauchten Jori und fünf von seinen Kameraden auf und saßen ab. Sie zogen die Pferde vom Weg und banden sie zwischen Sträuchern an.
    »Ist es so weit?«, fragte er.
    »Frag nicht so blöd«, erwiderte Joana. »Hilf lieber.«
    »Du hältst sie von hinten, Jori«, sagte Elena. »Sie muss in der Hocke bleiben, verstanden?«
    Munira schrie gellend

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