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Die Hure Babylon

Die Hure Babylon

Titel: Die Hure Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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setzte über den Bach und raste in vollem Lauf mitten unter die Seldschuken. Die Turkopolen und ein Dutzend Sergeanten der Templer folgten. Die Hufe der Gäule trampelten Männer nieder. Schwerter blitzten auf und wüteten unter den überraschten Türken, die sich alsbald zur Flucht wandten und den Bachgrund, übersät mit ihren Toten und Verwundeten, hinter sich ließen.
    Josselin setzte zurück über den Bach und ließ sich aus dem Sattel gleiten. »Ich kenne dich doch«, rief er Jori zu, der ihm danken wollte. »Wo ist sie?«
    »Hinter dem Felsen.«
    Mit blutigem Schwert in der Hand stürmte Josselin durchs Gebüsch. Als er Munira wohlbehalten mit dem Säugling im Arm vorfand, blieb er schwer atmend vor ihr stehen und starrte lange auf sie herab.
    »Was ist es?«, fragte er schließlich.
    »Ein Mädchen«, antwortete Elena, während Munira ihm einen ängstlichen Blick zuwarf.
    »Putan«,
grollte er. »Zu was Besserem bist du wohl nicht fähig.«
    Damit drehte er sich um und lief zum Weg zurück, wo gerade eine lange Kolonne von Alemannen heranmarschierte.
    »Ich muss weiter«, rief er Jori zu. »Nimm die Frauen mit und haltet euch an die Alemannen. Da seid ihr sicherer als hier.« Mit diesen Worten sprang er aufs Pferd und sprengte mit seinen Männern im Gefolge davon.
    Die Fußtruppen des Hauptheeres weiter vorn waren in arger Bedrängnis. Die Seldschuken hatten inzwischen auf weiteren Beschuss verzichtet und in Scharen angegriffen. Ihre übliche Kampfweise verlangte nach offenem Gelände, Angriff und Scheinflucht auf schnellen Pferden. Doch hier in den Bergen war dies durch Felsen, Wald und Dickicht nicht gegeben. Tagelang hatten sie auf der Lauer gelegen, wohl wissend, dass es keinen anderen Weg für die Christen geben konnte. Und nun war ihr Feind in die Falle gegangen. Von den Hängen und aus den Dickichten des Waldes waren sie herangestürmt und hatten sich zu Fuß und in großer Menge auf die schwindende Zahl der Speerkämpfer gestürzt. Hier, in diesem schmalen Auenstreifen am Bach, suchten sie die Entscheidung.
    Ein Trupp Armbrustschützen war gleich im ersten Ansturm niedergemacht worden, und nun klafften immer größere Lücken in der Schildwand, die sich nach beiden Seiten hin verteidigen musste.
    Auch die Tolosaner waren lange beschossen worden, aber dank Schild und Panzerung der Ritter waren die Verluste erträglich geblieben. Hinter dem Schutz der Kameraden hatte Arnaut von seinem Bogen Gebrauch gemacht und so manchen Türken, der sich aus der Deckung der Büsche gewagt hatte, zur Strecke gebracht. Doch Bertrans Männer waren nicht Ziel des Hauptangriffs. Und nun mussten sie untätig zusehen, wie christliche Krieger vor ihren Augen gemeuchelt wurden.
    »Wo ist die verfluchte Vorhut?«
    Bertran kaute auf der Unterlippe.
    »Rancon hat sich mal wieder davongemacht«, knurrte Joan de Berzi angewidert. »Wer weiß, wo der ist.«
    »Wir müssen eingreifen, sonst steht da bald kein Mann mehr.«
    Joan nickte. »Wenn die Vorhut nicht kommt, sind wir ohnehin bald alle tot. Wir können es hinauszögern und so viele von den Bastarden mitnehmen wie möglich. Das ist alles.«
    Bertran bekreuzigte sich und war kurz davor, den Befehl zum Angriff zu geben, als sie die Banner des Königs durch die Bäume blitzen sahen. Fünfhundert königliche Ritter hetzten den Weg herauf, das rote
oriflamme
strömte von einer Lanze in vorderster Reihe. Der König musste irgendwo unter ihnen sein, obwohl er heute nicht das blaue
sobrecot
mit der
fleur-de-lis
-Zeichnung trug. Schaum flog den Gäulen vom Maul, als sie herannahten, sie sahen abgekämpft aus, aber es war wie eine Erscheinung der himmlischen Heerscharen, mit der sich die Reiter in ihren glänzenden Rüstungen auf die überraschten Türken warfen. Auch die Templer kamen im Galopp und nahmen sie von der anderen Seite in die Zange.
    Ein mächtiges Getöse hob an, Pferde wieherten, Waffen klirrten, Schilde dröhnten, Männer schrien vor Wut oder im Todeskampf. Zunächst gelang es den Rittern, den Feind zurückzudrängen. Doch ihre Pferde waren ausgepumpt und erschöpft. Die Türken formierten sich neu, griffen ihrerseits an. Sie duckten sich unter den Schwertern der Christen, schlitzten ihren Gäulen die Bäuche auf, durchschnitten Sehnen und brachten sie zu Fall, um sich dann zu dritt oder viert auf den gestürzten Reiter zu werfen.
    Da blies Bertran zum Angriff, und die Tolosaner rannten in breiter Front vor, um sich unter die Kämpfenden zu mengen. Mit Glück würden sie

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