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Die Hure Und Der Moench

Die Hure Und Der Moench

Titel: Die Hure Und Der Moench Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa S. Lotz
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sich zu sehr Savonarola verschrieben, sagt er.«
    »Könnt Ihr ihn nicht beschützen? Ihr habt doch einen großen Einfluss.«
    »Fast alle haben sich gegen Savonarola gewendet. Simone muss fort aus Florenz, er geht nach Bologna, weil er sonst als offener Anhänger Savonarolas verhaftet wird.«
    »Und Ihr, Signor Botticelli? Droht Euch keine Gefahr?«
    »Das liegt in Gottes Hand.« Botticelli blickte grimmig gen Himmel. »Und Ihr, was führt Euch heute zu mir?«
    »Ich bin gekommen, um mein Pferd zu holen«, sagte Angelina. »Besser gesagt, das Pferd der Nonnen des Klosters Corona della Santa Maria.«
    »Wollt Ihr ebenfalls aus der Stadt fliehen?«, fragte der Meister.
    »Nein, ich möchte nur mit der Äbtissin sprechen«, entgegnete Angelina.
    Botticelli ging mit ihr zum Stall und half ihr, das Pferd zu satteln.
    »Was haltet Ihr von dieser Feuerprobe, die heute stattfinden soll?«, fragte er.
    »Gar nichts, Signor Botticelli. Ich glaube, dass Gott die Menschen auf seine eigene Weise prüft.«
    |341| »Es ist das Ende!«, seufzte Botticelli. »Was soll nur aus Florenz werden, was aus Savonarola, und vor allem aus der Malerei?«
    »Wo etwas aufhört, fängt auch wieder etwas an«, meinte Angelina sibyllinisch und schwang sich aufs Pferd. »Was bin ich Euch schuldig?«
    »Ich habe Euch für Euer Gesicht und Euer liebreizendes Wesen Obdach gewährt, das ist mir Lohn genug«, sagte der Meister, nahm ihre Hand und drückte sie. »Kommt wohlbehalten zurück von Eurer Reise!«
    Angelina ritt langsam durch die Stadt nach Nordosten. Es schien ihr, als sei sie gestern erst diesen Weg von Fiesole her gekommen. Beim Kloster San Marco fiel ihr ein Mönch auf, der vor dem Tor auf und ab ging. Er war in die schwarz-weiße Dominikanertracht gekleidet und schien auf jemanden zu warten. Sie näherte sich ihm und wollte ihn ansprechen, aber der Mönch drehte sich um und rannte ins Kloster zurück. Sie stieg ab und folgte ihm, aber er war verschwunden. Der Bruder Pförtner rief sie an und fragte, was sie wolle. Wie denn dieser Mönch heiße, der gerade im Haus verschwunden sei. Der Pförtner wollte keine Auskunft geben. Es war auch sinnlos. Nur einige Handwerker machten sich am Gebäude zu schaffen; aus der Kirche erklang eine Litanei. So würde sie ihn niemals finden, sie wusste ja nicht einmal, wie er aussah. Angelina kehrte um, bestieg ihren Zelter und trabte davon, durch das Tor hinaus.
    Sie empfand den Ritt in die Hügel um Florenz wie einen Ausbruch aus einem Gefängnis. Alles Düstere der letzten Monate fiel in diesem Augenblick von ihr ab. Lerchen sangen hoch in der Luft, duftende Veilchenkissen standen im noch gelben Gras und unter den Olivenbäumen machten sich wilde Narzissen breit. Es ging immer weiter den Hügel hinauf. Bald sah Angelina die Stadt Florenz unter sich liegen. Jetzt, im hellen Sonnenlicht, sah sie wunderschön aus mit all ihren Kuppeln und Türmen. Der Arno schlängelte sich als silbriges Band mitten hindurch, überragt vom Ponte Vecchio. Unfassbar, dass dort solche Dinge geschehen waren.
    Schließlich erreichte Angelina Fiesole und bald darauf das Kloster |342| Corona della Santa Maria. Einige Nonnen arbeiteten im Garten, und Angelina erkannte sie alle wieder. Sie begrüßten sie aufs herzlichste. Das Wiedersehen mit ihrer Familie verlief friedlich. Angelina sah, das sie gut versorgt und in Sicherheit waren. Schließlich wurde sie im Zimmer der Äbtissin von Mutter Elisa empfangen.
    »Angelina, ich begrüße dich in unserem Kloster. Wir haben für dich gebetet.«
    »Eure Gebete sind wohl erhört worden, Mutter Elisa. Sie begleiteten mich wie ein guter Stern.«
    »Was führt dich zu uns?«
    »Ich wollte Euch danken, dass ihr meine Familie aufgenommen habt.«
    »Ihr seid allzeit willkommen bei uns, Angelina.«
    »Ihr habt mir sehr geholfen. Die Gespräche mit Euch haben mir den Weg gewiesen.«
    »Hast du denn etwas Neues zu erzählen?«
    Sie machte eine einladende Handbewegung.
    »Als ich vom Kloster nach Florenz zurückritt, hatte ich große Angst«, begann Angelina. »Es war, als säße mir der Teufel im Nacken. Nachdem ich endlich angekommen war, überstürzten sich die Ereignisse. Es war der Tag des ›Fegefeuers der Eitelkeiten‹. Francesco wollte mir das Bild zeigen, zum Beweis dafür, dass er es nicht verkauft hatte. Es war verschwunden, gestohlen! Als der Holzstoß auf der Piazza entzündet wurde, sahen wir einen Mönch, der eben dieses Bild in die Flammen werfen wollte. Francesco hat es gerettet und

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