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Die Hure Und Der Moench

Die Hure Und Der Moench

Titel: Die Hure Und Der Moench Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa S. Lotz
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unversehrt herauskommt, auf dessen Seite steht Gott«, wandte Domenian ein.
    »Gott lässt nicht so mit sich verfahren. Eine Gottesprüfung ist ganz anderer Art. Abraham wurde von Gott geprüft, ob er ihm unbedingten Gehorsam zolle. Ihm wurde aufgetragen, seinen Sohn zu opfern. Als Gott sah, dass Abraham ihm bedingungslos gehorchte, wandelte er den Befehl ab, und Isaak blieb am Leben. Also hat Gott die Menschen geliebt. Jesus wurde in der Wüste vom Teufel versucht; er hat diese Prüfung ebenfalls bestanden.«
    »Aber wenn du nicht zu der Feuerprobe antrittst, wird man dich für einen Feigling halten. Das Gespött wird von Tag zu Tag größer.«
    »Wenn nun meine Kleider oder die von dem Puglianer Feuer fangen sollten, was ist dann?«
    »Dann wird man euch beide nicht mehr ernst nehmen. Aber das kann nicht geschehen. Du bist von Gott auserwählt, Girolamo. Du wirst unversehrt aus dieser Probe hervorgehen!«
    |338| »Ich kann nicht daran glauben«, zweifelte Savonarola weiter.
    »Lass mich für dich durchs Feuer gehen«, bat Domenian.
    »Das haben mir die beiden anderen Fratres ebenfalls angeboten, aber ich will es nicht annehmen. Ich werde mich jetzt fertig machen für die Unterhandlungen im Palazzo della Signoria.« Savonarola umarmte Domenian und ging langsam ins Gebäude zurück. Domenian fühlte sich verlassener als jemals zuvor. Was würde geschehen, wenn Savonarola diese Feuerprobe nicht bestand? Was würde mit ihnen allen geschehen?
    Er ahnte, dass ihm nicht mehr viel Zeit blieb, das zu vollenden, was er sich auszuführen geschworen hatte. Er wusste, was damals geschehen war, hatte es immer gewusst. Aber er trug dafür keine Verantwortung. Es waren die Stimmen seines Gewissens gewesen, die es ihm eingegeben hatten. Einzig und allein die Sünde war schuld daran gewesen, er hatte nur im Auftrag einer höheren Gerechtigkeit die schmutzige Arbeit verrichtet. Er begriff jetzt, warum er diesen Weg hatte gehen müssen. Es gab sonst keinen, der diese Aufgabe zu Ende bringen konnte. Nun lag es einzig an ihm. Die Erkenntnis traf ihn mit voller Wucht.

|339| 44.
    Angelina erwachte frühmorgens, als die Karren der Händler zum Markt rumpelten. Solche Karren waren auch während der Pest unterwegs gewesen, die Handwagen der
Fanciulli
hatten so geklungen, und so würde es auch klingen, wenn Verurteilte zum Richtplatz gebracht wurden. Heute war der Tag der Feuerprobe. Angelina stand auf, kleidete sich an, ging zum Brunnen nach draußen und wusch sich spärlich. Die Sonne war gerade erst aufgegangen. Allmählich kam Leben in die Stadt. Rinaldo und seine Töchter hatten schon das Frühstück bereitet, als sie zurückkam. Francesco trat aus seinem Zimmer.
    »Ich möchte an der Feuerprobe nicht teilnehmen«, sagte Angelina, während sie mit ihnen frühstückte. »Es war genug des Feuers und der Proben.«
    »Was möchtest du stattdessen tun?«, fragte Francesco.
    »Ich werde noch einmal zu Mutter Elisa gehen und dort auch meine Familie besuchen«, sagte sie. Rinaldo und seine Töchter hatten frei bekommen, um das Spektakel mit ansehen zu können, und waren schon ganz aufgeregt. Vorerst waren die beiden Parteien, die Franziskaner und die Dominikaner, im Palazzo della Signoria zusammengekommen, um darüber zu beraten, wie die Feuerprobe vonstatten gehen sollte.
    »Wie wollt Ihr denn dorthin kommen?«, fragte Rinaldo. »Es sind mehr als zehn Meilen.«
    »Mein Zelter steht noch bei Botticelli im Stall«, antwortete Angelina.
    »Ich würde dich ja gern begleiten«, sagte Francesco, »aber Botticelli …«
    »Ich glaube, ich muss diesen Weg allein gehen«, sagte Angelina.
    |340| Sie verabschiedete sich. Als Francesco sie umarmte, merkte sie wieder, wie sehr sie ihn liebte und dass er nicht der Einzige war, der sich nach Erfüllung dieser Liebe sehnte. Aber der Zeitpunkt war noch nicht gekommen. Sie musste erst mit sich im Reinen sein. Und da war noch etwas anderes, Drängendes, das mit dem Mönch zusammenhing und das sie nachts in ihren Träumen verfolgte.
    In der Stadt hatten sich wieder die Menschen zusammengedrängelt, um das bevorstehende Ereignis zu erleben. Angelina kam in die Via Nuova und klopfte bei dem Maler Botticelli. Er öffnete ihr höchstpersönlich die Tür. Wie zu erwarten, war sein Zustand nicht der beste. Er sah aus, als hätte er die ganze Nacht geweint.
    »Ich komme gerade von meiner Villa in der Via del Monte Oliveto«, sagte Botticelli. »Mein Bruder Simone hat angekündigt, die Stadt bald zu verlassen. Er habe

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