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Die Hure Und Der Moench

Die Hure Und Der Moench

Titel: Die Hure Und Der Moench Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa S. Lotz
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schweigend. Pallina räumte das Geschirr weg.
    »Was gedenkst du nun zu tun?«, fragte Francesco Angelina.
    »Ich will gleich ins Kloster San Marco gehen und nach diesem Mönch suchen«, antwortete sie.
    »Lass mich mitkommen.«
    »Eigentlich wollte ich dich nicht in Gefahr bringen.«
    »Mein Platz ist an deiner Seite«, sagte er.
    Sie brachen auf, schritten in der aufkommenden Dämmerung durch die Stadt. Wieder brodelte es in den Gassen. Als sie das Kloster San Marco erreichten, sahen sie eine Menschenmenge mit Fackeln und Schwertern, welche die Herausgabe Savonarolas verlangte.

|348| 45.
    Im Kloster San Marco wurde die Vesper abgehalten. Die Dämmerung hatte sich schon herabgesenkt. Gerade betete Domenian mit den anderen das Magnificat.
    ›Meine Seele preist die Größe des Herrn,
    und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter.‹
    Hatte er nicht etwas gehört? Oder war es das Brausen und Knacken in seinen Ohren, das ihn in der letzten Zeit immer häufiger plagte? Waren es die Stimmen, die immer wieder wie aus dem Nichts zu ihm kamen? Nein, es war Wirklichkeit, die Stunde hatte geschlagen.
    »Sie sind da!«, rief er den anderen zu. »Bewaffnet euch! Das Volk von Florenz ist gekommen.«
    Savonarola befahl allen, sich in der Klosterkirche zu versammeln. Er wollte in Frieden verhandeln, wurde jedoch überstimmt. Domenian und andere Mönche stürzten zu ihren Zellen, um ihre Schwerter und Dolche zu holen. Als Domenian aus einem der niedrigen Fenster spähte, sah er sie. Hunderte von aufgebrachten Bürgern standen dem Kloster gegenüber, mit Schwertern und Dolchen bewaffnet, mit Fackeln und langen Holzstangen, um die sie Werg mit Pech gewickelt hatten. Sie warfen mit Steinen gegen die Pforte.
    »Lasst uns ein!«, brüllte die Meute. »Wir wollen den Feigling Savonarola, er soll noch heute Nacht brennen!«
    Die Leute schwenkten ihre Fackeln, schlugen ihre Schwerter auf den Boden und ließen ihre Dolche im Licht des Feuers blitzen. Im Inneren der Kirche war es still. Alle schauten erwartungsvoll auf Savonarola. Der Prior stand in sich versunken da, die Hände zum Gebet gefaltet. Langsam hob er den Kopf und rief:
    »Heute Nacht noch wird sich entscheiden, wer die Engel und |349| wer die Teufel sind! Vertraut auf mich, vertraut auf Gott, harrt aus!«
    »Wir vertrauen auf dich, Savonarola!«, riefen die Mönche. Sie waren nicht nur mit Langschwertern, sondern auch mit schweren Holzkreuzen bewaffnet. Der Lärm der Menge schwoll an, das Trappeln vieler Füße wurde hörbar. Nach einiger Zeit drangen Rauchschwaden durch die Fenster der Kirche. Sie hatten das Klostergebäude draußen in Brand gesteckt!
    Die Mönche husteten und liefen blindlings umher. Sollten Sie jetzt alle bei lebendigem Leibe verbrennen? Domenian, der die ganze Zeit mit Savonarola und den anderen Mönchen gebetet hatte, hörte ein Bersten und Krachen, dann ertönte Freudengeheul. Offensichtlich hatten die alten Kirchentüren nachgegeben. Der Weg nach draußen war frei, aber bevor die Mönche hinauskamen, stürmte nun die wütende Menge herein. Domenian schickte ein Stoßgebet zum Himmel. Das konnte doch alles nicht wahr sein. Wo war Gott in diesem Augenblick, warum kam er ihnen nicht zu Hilfe? Wo war der Gottesstaat, wo waren die
Fanciulli?
Vielleicht hatten sie sich den Aufrührern sogar angeschlossen.
    Die ersten Angreifer strömten in die Kirche und begannen mit den Mönchen zu kämpfen, Mann stand gegen Mann. Einige der Mönche hatten sich zum Altar geflüchtet. Domenian packte sein Schwert mit beiden Händen und stürzte auf den ersten Mann los, der sich ihm entgegenstellte. Der Bursche funkelte ihn aus frechen Augen an. Was tust du, rief Domenian sich lautlos zu, Gott hat gesagt, du darfst nicht töten, aber wenn ich ihn nicht töte, wird er mich töten! Und waren nicht schon viele gestorben, ohne dass es einen Sinn ergab?
    Seine, Domenians, Taten waren von Gott gewollt. Domenian parierte den Angriff und zog das Schwert über den Kopf des anderen, um ihm den Schädel zu spalten. Ringsum waren die Rufe der Kämpfenden zu hören, es roch nach Schweiß und Blut. Domenians Gegner versuchte noch einen Ausfall zu machen und sank dann stöhnend zusammen. Blut floss ihm aus Mund und Kopf. Rechts und |350| links Hiebe austeilend, kämpfte sich Domenian zu Savonarola durch.
    Der Meister stand mit dem Rücken zur Wand. Zwei Bürger versuchten ihn zu überwältigen. Er wehrte sich, aber lange würde seine Kraft nicht mehr reichen. Einige Mönche schlugen mit

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