Die Hure Und Der Moench
ihren Holzkreuzen auf die Angreifer ein. Vom Altar her klangen dumpfe Schläge herüber, die Eindringlinge versuchten ihn mit Äxten in Stücke zu hauen!
»Komm, Girolamo, wir müssen den anderen beistehen«, rief er seinem Herrn zu und half ihm, sich erfolgreich freizukämpfen. Alles, was ihn bedrückt hatte, war von ihm abgefallen, er fühlte sich frei, als Rächer Gottes. Die Mönche feuerten sich gegenseitig an und kämpften, als wären sie mit dem Schwert aufgewachsen. Sie verteidigten sich wie eine Herde von Teufeln und schlugen ihren Feinden die Holzkreuze über die Schädel, dass es krachte. Aber auch die Mönche hatten Verluste. Vom Altar her, wo sich die Mönche gegen die Vandalen wehrten, wehte ein beißender Rauch herüber. Man hatte ihn in Brand gesteckt! Das Feuer breitete sich rasch aus, ergriff die Beichtstühle, die Kruzifixe und die Bilder. Domenian hustete, ihm war schwindlig, er schlug öfter mal daneben, aber so erging es den Angreifern ebenfalls. Bald waren alle schwarz von Ruß, es wurde immer heißer. Endlos schien Domenian der Kampf. Aber er war zum Engel geworden, zum Flammenengel der Kirche. Schließlich war der Boden des Gotteshauses nass von Blut. Die letzten Gegner zogen sich zur Kirchentür zurück und flohen schließlich. Sofort eilten einige Mönche zum Brunnen und brachten Eimer, um den Brand zu löschen. Schwer atmend stand Domenian unter ihnen.
»Wir haben sie in die Flucht geschlagen«, sagte er und tat einen tiefen Atemzug.
»Wir müssen die Verletzten versorgen«, sagte einer der Brüder. Die überlebenden Mönche sahen zerzaust und blessiert aus. Sie taumelten, einige erbrachen sich.
»Gott hat die Hand über uns gehalten«, sagte Domenian. »Er hat |351| diese Verblendeten bestraft, durch unsere Hand. Und er wird uns retten, er wird das Volk von Florenz retten. Lasst uns beten.«
Die Mönche sanken auf die Knie.
»Heiliger Urian, wir danken dir für die Rettung aus der Not. Gottvater, Sohn und Heiliger Geist, wir danken dir für die Hilfe, als wir verzweifelt waren. Du wirst uns weiterhin die Kraft geben, unseren Weg zu gehen, bis das Gottesreich vollendet ist.«
Dies war der Moment des Triumphes, den die Feuerprobe hätte bringen sollen, dachte Domenian. Doch wo war Savonarola? Mit Entsetzen bemerkte er erst jetzt, dass Mitglieder der Signoria mit der Menge in die Kirche gekommen waren und mit Savonarola sprachen. Der schüttelte langsam den Kopf, stieg auf die schwelende Kanzel und sprach mit schmerzverzerrter Stimme:
»Brüder in Christo, die Signoria hat mir befohlen, mich zusammen mit Domenico da Pescia und Silvestro Maruffo zum Palast geleiten zu lassen.« Ein Murren erhob sich unter den Mönchen, und er hob die Hand. »Wir werden unbeschadet zurückkehren. Ich werde mich dieser Prozedur willig unterwerfen, wenn ich dieses Vorgehen auch als Undankbarkeit empfinde. Schon die heilige Katharina von Siena wurde in dieser Weise behandelt. Das christliche Leben besteht darin, Gutes zu tun und Übel zu leiden.«
Er küsste seine Brüder, segnete sie und übergab ihnen die Schlüssel des Klosters. Savonarolas Hände wurden ihm auf den Rücken gefesselt. Er schritt mit den beiden Brüdern und den Signori hinaus, wo sie von einer lärmenden Menschenmenge mit Spott und Hohn empfangen wurden. Domenian lief zur Klosterpforte und schaute ihnen nach. Er sah, dass sein Herr mit Fußtritten und Faustschlägen traktiert wurde. Die Beschimpfungen der Menge hallten laut in seinen Ohren nach. Es war, als hätte man Domenian einen Dolch mitten ins Herz gestoßen.
|352| 46.
Der Kampf, den Angelina und Francesco atemlos aus der Ferne verfolgt hatten, war vorüber. Die Menge war mit einem Triumphgeheul abgezogen, den Prior von San Marco in ihrer Mitte. Die drei Mönche wurden von einem Spalier von Soldaten geschützt. Francesco wandte sich an den Pförtner des Klosters, der mit ausdrucksloser Miene vor sich hin starrte.
»Wohin bringen sie Savonarola und die beiden anderen?«, fragte er.
Der Mönch blickte mit Tränen in den Augen auf.
»Sie haben gesagt, sie bringen sie in den Palazzo della Signoria und sperren sie in eine Zelle.« Er wischte sich mit dem Handrücken über die Augen.
»Wie ist es dazu gekommen?«, wollte Angelina wissen. Sie fühlte sich müde und ausgelaugt, denn es war bereits gegen zwei Uhr morgens.
»Diese wilde Schar Bewaffneter ist einfach in das Kloster eingedrungen und hat unsere Anhänger bedroht. Der Signore Doffo Spini selbst hat 1000 Florin auf
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