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Die Hure Und Der Moench

Die Hure Und Der Moench

Titel: Die Hure Und Der Moench Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa S. Lotz
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Savonarolas Ergreifung ausgesetzt. Die wollten die Florentiner sich natürlich nicht entgehen lassen!«
    »Das hat Savonarola nicht verdient«, sagte Francesco. »Dass er auf diese Art aus dem Kloster geprügelt wird.«
    »Seid Ihr ein Fürsprecher?«, fragte der Mönch.
    »Ich habe für Sandro Botticelli gearbeitet«, versetzte Francesco ausweichend. »Dürfen wir mit den Mönchen sprechen?«
    »Die sind jetzt alle zu Bett gegangen. Die, die überlebt haben. Kommt morgen wieder.«
    Die Augen des Mönches starrten wieder ins Leere.
    |353| Zur Mittagszeit kehrten Francesco und Angelina zurück. Der Pförtner meldete sie an und geleitete sie durch den Kreuzgang ins Parlatorium. Alles war noch schwarz von dem Brand, es roch nach Asche und Blut. Ein Mönch mit weißer Tunika, über die ein schwarzer Kapuzenmantel geworfen war, erwartete sie. Seine Kleidung war beschmutzt.
    »Wir können Euch vertrauen, hat uns der Bruder Pförtner gesagt«, begann der Mönch. »Ihr habt für Botticelli gearbeitet. Und wer ist die Frau an Eurer Seite?«
    »Sie ist mein Modell«, antwortete Francesco.
    »Frauen haben üblicherweise keinen Zutritt zu diesem Kloster«, sagte der Mönch missbilligend. »Aber in diesen Zeiten ist nichts mehr so, wie es einmal war.«
    »Wir suchen einen Mönch Eures Klosters, der sich für das Porträt dieser jungen Frau eingesetzt hat«, fuhr Francesco fort.
    »Er ist untersetzt, aber sonst wissen wir nicht, wie er aussieht«, fügte Angelina hinzu.
    »Ach, das könnte fast jeder von uns sein«, meinte der Mönch. »Kommt nachher in die Kirche, da wird ein Bittgottesdienst für Savonarola und seine Gefährten Domenico und Silvestro abgehalten.«
    »Wessen sind sie denn verdächtig?«, fragte Angelina.
    »Sie werden verdächtigt, Hochverrat gegen den Papst und Verrat am florentinischen Volk begangen zu haben. Dabei wollten sie immer nur das Beste für die Menschen. Savonarola war uns von Gott gesandt!«
    Francesco und Angelina warteten im Parlatorium, bis der Pförtner sie zum Gottesdienst holte. Er wies ihnen einen Platz auf der Empore zu, von dem aus sie nicht gesehen werden konnten. Ein Priester stand vor dem Altar, welcher verbrannt und übel zugerichtet war. Er hatte schon mit dem Bittgebet angefangen. Die anderen sprachen ihm die Worte nach.
    |354| »Herr, tue meine Lippen auf,
    dass mein Mund deinen Ruhm
    verkünde!
    Denn du hast nicht Lust zum Opfer, ich wollte dir’s
    sonst wohl geben; und Brandopfer gefallen dir nicht.
    Dann werden dir gefallen die Opfer der Gerechtigkeit,
    die Brandopfer und ganzen Opfer; dann wird man
    Farren auf deinem Altar opfern.«
    »Psalm 51«, flüsterte Francesco Angelina zu.
    »Der Priester, der das Bittgebet spricht, muss es sein«, flüsterte Angelina aufgeregt zurück.
    »Wir werden ihn aufsuchen, aber erst, wenn der Gottesdienst vorüber ist«, raunte Francesco.
    »Ich halte es nicht mehr aus, ich muss hier raus!«, sagte Angelina leise. Einen Herzschlag lang dachte sie, der Priester habe zu ihr hinaufgeschaut. Francesco folgte ihr, als sie sich, behutsam Schritt vor Schritt setzend, entfernte. Draußen atmete Angelina erleichtert auf.
    »Mir wurde drückend heiß da drinnen«, sagte sie wie zur Entschuldigung. »Und wie es da aussah! Hast du die Rauchfahnen an der Wand gesehen? Es muss das reinste Fegefeuer gewesen sein!«
    »Ich stelle mich vor die Kirchentür«, entschied Francesco. »Derweil kannst du dich im Hof oder im Kreuzgang verstecken.«
    Angelina sah ein, dass sie anders nicht weiterkommen würden. So drückte sie Francescos Hand und eilte in den Kreuzgang. An einer Wand waren hohe, geschwärzte Grabplatten angelehnt, dahinter verkroch sie sich. Wenn sie vorsichtig hinausschaute, hatte sie die Kirchentür im Auge. Eine Ewigkeit verging. Dann kamen die Mönche aus der Kirche, hintereinander und ohne ein Wort zu sprechen. Francesco lehnte neben der Tür an der Wand und schaute jedem Mönch ins Gesicht. Die Brüder schien das nicht zu stören, hatten sie doch in den letzten Tagen genügend fremde Herren in ihrem Kloster erlebt. Auch Angelina schaute sich jeden der Mönche |355| genau an, aber sie konnte den, den sie suchte, nicht entdecken. Als die Mönche fort waren, kam Francesco zu Angelinas Versteck.
    »Du kannst herauskommen«, meinte er. »Der Gesuchte war nicht dabei.«
    »Gewiss ist er geflohen«, sagte Angelina. »Ich traue dem Frieden nicht. Wir sollten in der Kirche nachsehen.«
    »Das ist zu gefährlich, Angelina! Wenn wir entdeckt werden, was

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