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Die Hure Und Der Moench

Die Hure Und Der Moench

Titel: Die Hure Und Der Moench Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa S. Lotz
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Der Entschluss steht fest und ich werde nicht wanken.«
    »Seid Ihr immer noch zornig auf mich wegen der Trennung von Euren Eltern?«
    Angelina dachte nach. Nein, das war es nicht. Sie schüttelte den Kopf.
    »Sagt mir nur eins, Angelina: Warum nicht?«
    »Weil ich Euch nicht liebe«, gab Angelina zur Antwort. »Ich liebe Francesco, was immer er auch getan haben mag.«
    Tomasios Gesicht verfinsterte sich, beide Lider zuckten, sein Gesicht verformte sich zu einer grotesken Grimasse. Er stand auf.
    »Habe ich Euch nicht vor dem verrückten Mönch gerettet? Müsst Ihr immer so undankbar sein? Ich bitte Euch!«
    »Es ist mein letztes Wort. Und jetzt lasst mich hinaus, ich will zu Francesco.«
    Tomasios Augen glühten, fast erinnerten sie Angelina an die von Savonarola. Sie glaubte, einen Teufel vor sich zu sehen. Mit vor Hohn triefender Stimme sagte er:
    »Noch einmal wirst du nicht davonkommen, Angelina. Dazu habe ich zu sehr gelitten.« Er stand mit einer schnellen Bewegung auf. Angelina erhob sich ebenfalls.
    »Lasst mich jetzt hinaus, ich will zu Francesco und nach Hause!«, sagte sie laut.
    Tomasio sprang mit einer schnellen Bewegung zur Truhe hin, öffnete sie und holte etwas heraus, das wie ein Stück Stoff aussah, dazu eine kleine blaue Flasche. Angelina rannte zur Tür und riss sie auf. Er war sofort hinter ihr und riss sie zurück. Sein Arm umklammerte |388| ihre Schultern. Sie wehrte sich verzweifelt, wand und drehte sich. Sie wollte um Hilfe rufen, aber er war schneller. Er drückte ihr das Tuch vor die Nase. Es roch sehr scharf. Halb erstickt rief sie in das Tuch hinein: »Hilfe, man will mich umbringen!« Ihr wurde schwarz vor den Augen, und sie sank zu Boden.

|389| 50.
    Francesco kam erst wieder zu sich, als er merkte, dass er im Wasser trieb.
    Der Geruch nach Exkrementen nahm ihm den Atem. War er in einem Strom der Hölle gelandet? Was war passiert? Er hustete und schluckte immer mehr Wasser. Sein Schädel schmerzte, als wäre eine Herde von Pferden darüber hinweggegangen. Angestrengt blickte er um sich. Er befand sich in einem unterirdischen Fluss oder Kanal. Mit heftigen Bewegungen versuchte er sich über Wasser zu halten. Immer wieder tauchte sein Kopf unter die Oberfläche, er wurde hin und her getrieben. Schließlich stemmte er sich gegen die Strömung und schwamm auf den Rand des Flusses zu. Endlich bekam er eine steinerne Brüstung zu fassen. Mit letzter Anstrengung zog er sich daran hoch.
    Frierend und erschöpft saß er am Rand des Kanals, der leise glucksend an ihm vorbeifloss. Dämpfe stiegen von dessen Oberfläche auf. Er versuchte sich zu erinnern. Zusammen mit Angelina war er dem Mönch ins Kloster San Marco gefolgt. In der Krypta der Kirche hatten sie einen offenen Gang gefunden und waren ihm nachgegangen. Er hatte sich über die Fackel gebeugt, derweil Angelina in einem Seitengang verschwunden war, an dessen Ende sie ein Licht gesehen hatte. Ein Gegenstand war auf seinem Kopf explodiert, und er hatte Sterne gesehen. Jemand hatte versucht, ihn umzubringen.
    Wo war Angelina? Ach, hätte er doch nicht eingewilligt, diesen unseligen Mönch zu verfolgen! Was für ein grausames Ende eines verfluchten Tages! Florenz war von Savonarola befreit worden, aber andere Teufel in Menschengestalt trieben weiterhin ihr Unwesen. Francesco tastete sich an der Brüstung entlang, bis er zu einem Gang gelangte, dem er folgte.
    |390| Eine Ewigkeit irrte er in den Gängen umher. Er fror, und es roch sehr unangenehm. Aber das Wichtigste war jetzt, Angelina zu finden und sie aus den Klauen dieses Mannes zu befreien. In der Ferne sah er ein Licht schimmern. Als er näher kam, sah er eine Kohlenpfanne, in der noch Überreste eines Feuers glommen. Auf dem Boden lag eine halb abgebrannte Fackel, die er mit einiger Mühe neu entzündete. Francesco bog um die Ecke. Er sah eine offene Tür, trat in eine Kammer. Ein Tisch mit zwei Stühlen, eine Truhe, Teppiche … sonst war der Raum verlassen. Da lag etwas Glitzerndes neben der Tür. Francesco bückte sich und hob es auf. Es war Angelinas Benediktuspfennig, er erinnerte sich genau daran, wie sie ihm die Kette mit dem Kleinod gezeigt hatte. Ihre Tante Bergitta hatte ihr den geschenkt, damit er sie vor Unheil bewahre.
    Francesco raufte sich die Haare. Wo sollte er Angelina suchen? Erst einmal musste er aus diesem Labyrinth wieder herauskommen. Ihn fror immer noch. Er trat aus der Tür, ging an dem Kohlebecken vorbei den Gang entlang, bis er auf einen breiteren Gang

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