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Die Hure Und Der Moench

Die Hure Und Der Moench

Titel: Die Hure Und Der Moench Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa S. Lotz
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sie im hereinfallenden Mondlicht erkennen. Sie ging auf die Knie und schaute unter das Bett. Da lag tatsächlich etwas, in Sackleinen eingeschlagen. Sie zog es hervor. Und hätte vor Freude jubeln können: Es war eine Art Notvorrat, getrocknete Saubohnen, Knoblauchzwiebeln, Nüsse, gelbe Bohnen und eine ganze geräucherte Wurst. Sie nahm das Bündel an sich und schlich wieder in Botticellis Haus zurück. Angelina |89| legte das Gefundene in der Küche ab und lief nach oben, um nach Francesco zu sehen. Er saß aufrecht im Bett.
    »Ich bin schon länger wach«, sagte er. »Und Ihr wart nicht da. Ich habe mir Sorgen gemacht!«
    Angelina lief auf ihn zu und küsste ihn auf die Stirn.
    »Ich habe etwas zu essen besorgt«, sagte sie stolz.
    »Ihr wisst gar nicht, was für einen Hunger ich habe«, versetzte Francesco. »Mein Magen knurrt wie ein Bär, der eine Honigwabe entdeckt hat!«
    Angelina beeilte sich, in die Küche zu gelangen, wo sie einen Topf mit Wein, Bohnen, Knoblauch und Stücken von der Wurst aufsetzte. Der Duft, der sich im Haus ausbreitete, entzückte Angelina, und sie wusste, dass es der Beginn eines neuen Lebens war. Sie brachte den dampfenden Topf mitsamt einer Schüssel und zwei Silberlöffeln nach oben. Als sie Francescos Zimmer betrat, saß er auf dem Bettrand und lachte ihr entgegen.
    Als Nachtisch aßen sie die Nüsse. Nach einem kurzen, erquickenden Schlaf zog der Tag herauf. Im Laufe dieses Tages erholte sich Francesco immer mehr, wenn ihm auch die überstandenen Qualen deutlich anzusehen waren.
    Am Abend hörte Angelina jemanden unten an die Tür klopfen, und dann ertönte eine wohlbekannte Stimme:
    »Ist jemand zu Hause oder hat Euch alle die Pest geholt?«
    »Botticelli!«
    Erleichtert eilte sie die Stufen hinunter. Umso größer war ihre Freude, als sie hinter Botticelli auch Lucas das Haus betreten sah. Die beiden waren noch vor der Stadt aufeinandergetroffen.
    »Kommt herein, Signor Bandocci!«
    Die Männer folgten ihr die Treppe herauf zu Francescos Lager.
    »Francesco!« Botticelli war ehrlich entsetzt, seinen Schüler so zu sehen. Er drückte seine Hände. »Ich wünschte, Eure Nachricht hätte mich eher erreicht!«
    »Du siehst schon viel besser aus«, meinte Lucas. »Hat man die Übeltäter schon gefasst?«
    |90| »Nein«, erwiderte Francesco und verzog seinen Mund zu einer schmerzlichen Grimasse. »Und ich glaube auch nicht, dass sie jemals gefasst werden. Sie tun es im Namen Gottes und sind daher im Recht.«
    »Das sind sie nicht!«, fuhr Angelina auf. »Nichts rechtfertigt ein solches Handeln!«
    »Manchmal schlagen sie über die Stränge«, unterbrach Botticelli sie. »Aber im Grunde sind sie im Recht, nämlich auf der Seite Gottes. Nichts rechtfertigt die sündige Lebensweise von so vielen Bürgern in dieser Stadt!«
    »Das haben mir meine Peiniger auch gesagt«, warf Francesco bitter ein. »Bei jedem Schlag, den sie mir verpassten, riefen sie: ›Das ist für deine sündigen Gedanken‹, und ›das für deine sündigen Taten‹ und ›das für deine Malerei‹.«
    »Ich hatte das Bild in einen Nebenraum gebracht, bevor ich fuhr«, sagte Botticelli. »Und es mit dicken Tüchern verhängt. Niemand soll ein solches Bild in meiner Werkstatt finden!«
    »Warum hast du es dann nicht gleich vernichtet?«, gab Francesco zurück.
    »Das verbietet mir mein Künstlerherz. Und außerdem bist du mein Freund«, war die Antwort des Malers.
    »Wir müssen noch heute von hier verschwinden«, gab Lucas Bandocci zu bedenken. »Wisst ihr, wie die Stadt aussieht? Sie ist leergefegt! Alle sind geflohen oder tot. Nur Savonarolas Leute treiben sich hier noch herum. Niemand darf das Bild von Francesco finden.«
    »Also müssen wir es mitnehmen«, folgerte Angelina. Sie dachte an die
Fanciulli
, die sie um ein Haar entdeckt hätten.
    »Ja, meinetwegen«, gab Lucas zurück. »Ich habe den Wagen mit den zwei Pferden angeschirrt und habe auch einen Lastesel dabei. Meine Waren werde ich hier nicht verfaulen lassen, sondern sie ebenfalls mitnehmen, wohin, sage ich lieber nicht, da die Wände hier Ohren zu haben scheinen.«
    »Signor Bandocci …«, begann Angelina.
    |91| »Ja?«
    »Es tut mir leid, Euch sagen zu müssen, das Eure Waren sämtlich geplündert sind. Auch wir wurden bestohlen.«
    »Jesus, Maria«, entfuhr es Bandocci. »Wovon habt Ihr dann gelebt?«
    »Ich habe im Nebenraum Eures Ladens getrocknetes Gemüse, Nüsse und Wurst entdeckt«, sagte sie mit etwas belegter Stimme. Mit dem, was sonst noch

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