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Die Hure Und Der Moench

Die Hure Und Der Moench

Titel: Die Hure Und Der Moench Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa S. Lotz
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töten«, antwortete Francesco.
    »Wer? Wer wollte Euch töten?«
    |82| »Die
Fanciulli
. Es waren mehrere, die mit Messern und Schlagstangen auf mich los sind. Gestern Abend war das.«
    »Aber was für einen Grund sollten sie dafür gehabt haben?«
    Francesco schloss die Augen und stöhnte verhalten.
    »Möglicherweise ist es wegen des Bildes, das ich von Euch anfertige.«
    Heilige Mutter Gottes, auch das noch! Sie, Angelina, brachte Unglück über jeden, mit dem sie in Berührung kam!
    »Aber die können doch gar nichts davon wissen!«, stieß sie hervor.
    »Jemand könnte uns beobachtet haben, durchs Fenster der Werkstatt. Oder jemand von den Gesellen hat es Savonarola zugetragen.«
    In dieser Stadt konnte man nicht mehr leben. Nun auch noch das.
    »Ihr müsst mit mir kommen, Francesco. Heute noch. Ich bin ja selber mit dem Tode bedroht worden.«
    »Was? Von wem?«, fuhr Francesco auf. Gleich darauf verzog er vor Schmerz das Gesicht.
    »Von einem Mönch«, antwortete Angelina. »Kommt mit mir, Francesco. Ich fahre mit Lucas Bandocci heute Abend zurück.«
    »Das geht aber nicht, Signorina«, mischte sich der Bader ein, der zurückgekommen war und sich an seinen Geräten zu schaffen machte. »Signor Rosso kann erst in ein paar Tagen eine Reise antreten. Er hat Fieber.«
    »Dann bleibe ich hier und pflege ihn«, entgegnete Angelina.
    »Nein, Angelina.« Francesco war blass geworden und richtete sich mühsam auf. »Wenn du das machst, dann … denke an deinen Ruf. Ich weiß nicht, wann Botticelli wiederkommt.«
    »Deine Base hat ihm einen reitenden Boten hinterhergeschickt. Er wird schon kommen.«
    »Aber du wirst hier allein mit mir sein. Du kannst nicht raus. Die Pest da draußen kommt immer näher!«
    »Das ist mir geichgültig.«
    »Angelina …«
    Sie wusste, was er sagen wollte, aber sie unterbrach ihn. »Mein Entschluss steht fest.«

|83| 10.
    In derselben Nacht stieg Francescos Fieber. Er warf sich unruhig hin und her, stöhnte und phantasierte offensichtlich. Im Haus war es unerträglich schwül. Angelina saß an seinem Bett, flößte ihm immer wieder mit Wasser verdünnten Wein ein oder legte ein nasses Tuch auf seine Stirn. Sie wagte nicht, das Fenster zu öffnen, vielleicht würde die Pest dann durch die Luft hereinkommen. Zwischendurch fiel Francesco in einen tiefen Schlaf, und sein Atem wurde gleichmäßiger.
    Die Öllampe auf dem Tisch war fast heruntergebrannt. Angelina goss aus einem Krug Olivenöl nach und legte einen neuen Wollfaden als Docht in die Schnauze. Sie hatte sich noch nie so elend gefühlt, aber gleichzeitig auch noch nie Francesco so nah. Leise sprach sie ein Gebet: Herr, errette uns aus dieser Lage! Heilige Jungfrau Maria, mach, dass er wieder gesund wird!
    Sie nahm das nasse Tuch von Francescos Stirn und ging hinunter in die Küche, um es in einen Zuber mit Wasser zu tauchen. Morgen würde der Bader wiederkommen, um die Verbände zu erneuern. Angelina goss etwas Wasser in eine Schüssel, trug sie nach oben. Francescos Körper war schweißbedeckt, Fliegen umsurrten ihn. In einer Truhe fand sie weitere saubere Tücher, feuchtete sie an und umwickelte Francescos Beine damit. Das hatte ihre Mutter bei ihr gemacht, als sie klein war und hohes Fieber hatte. Was für einen kräftigen, schlanken Körper Francesco hatte!
    Die Augen fielen ihr fast zu, alle Glieder schmerzten. Sie löschte die Lampe, sank auf einen Teppich neben Francescos Bett und schlief auf der Stelle ein. Am Morgen erhob sie sich mit steifen Gelenken. Sie hatte geträumt, der Pestarzt sei gekommen, um Francesco zu holen. Angelina betrachtete den Kranken. Ein Geruch |84| nach Eiter stieg ihr in die Nase. Francescos Wunden mussten sich entzündet haben. Sie verscheuchte die Fliegen, aber sie kamen immer wieder zurück und setzten sich auf die Verbände, die mit Blut verkrustet waren. Francesco schlug die Augen auf.
    »Heute Nacht habe ich geträumt, ein Engel stehe an meinem Bett«, sagte er mit schwacher Stimme. »Und als ich wach wurde, sah ich, dass es kein Traum war.«
    Sie nahm seine Hand, die sich heiß und trocken anfühlte. Die Glocken von Santa Maria Novella schlugen acht Mal, andere Glocken antworteten ihnen.
    »Ich habe nicht von einem Engel geträumt, Francesco«, sagte Angelina und schaute ihm in die Augen. »Aber ich möchte, dass Ihr wieder gesund werdet. Bald wird der Bader kommen, er hat es versprochen.«
    Francesco verzog unwillig den Mund.
    »Er wird mich sicher wieder schröpfen und zur Ader lassen«,

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