Die Hure von Bremen - historischer Kriminalroman
Willen. Und nun schweig.«
Hart, unnachgiebig und brutal suchte er sich seinen Weg in sie hinein. Lena blieb die Luft weg. Sie glaubte innerlich zu zerreißen.
»Aua«, schrie sie, doch er drückte ihr die Hand auf den Mund und stieß laut stöhnend weiter zu. Wieder und wieder. Schmerzen wie Feuer durchzuckten ihren Unterleib. Tränen schossen ihr in die Augen, die sie nun fest verschloss. Eben war ihr dieser Mann liebenswürdig und einfühlsam erschienen. Jetzt war er ein wildes, unnachgiebiges Tier. Wie ein Reibeisen drang er wieder und wieder in sie ein. Wut und Enttäuschung halfen ihr, den Schmerz zu ignorieren. Brutal wie er drückte sie ihre Fingernägel in seine Haut. Er schrie kurz auf, dann stöhnte er. Es klang wie ein Tier. Dann war es vorbei. Schnaufend ließ er von ihr ab.
»Das war ein ausgesprochen erregender Ritt.« Er war außer Atem, lächelte aber.
Wie betäubt stand Lena auf, griff sich ihr Kleid und lief zur Tür, so schnell sie konnte.
»Warte. Wir müssen den Frauen das Laken zeigen.«
Lena blieb stehen und warf ihm einen hasserfüllten Blick zu, doch er ignorierte sie, zog das Laken vom Bett und reichte es ihr.
»Halte die blutige Stelle hoch, wenn du rausgehst.« Er machte eine Verbeugung. »Es war mir eine Ehre.«
Lena spuckte vor ihm auf den Boden und ging gedemütigt hinaus. Frau Margarete und einige Mädchen standen unten vor der Treppe und jubelten ihr zu. Erschüttert blieb Lena stehen. Sie konnte kaum glauben, dass dies wirklich geschah.
»Das Laken, Kind. Halte es hoch, damit wir es sehen können, und komm herunter. Das muss gefeiert werden.« Frau Margarete breitete ihre Arme aus.
Unschlüssig, was sie machen sollte, stand Lena da und starrte auf die lachenden Gesichter. Sie wollte weglaufen, weit weg, nur fort von diesem Haus, den Männern und den verrückten Frauen. Plötzlich stand Erich hinter ihr und schob sie sanft die Treppe hinunter. Angeekelt schüttelte sie seine Hand ab und nahm die letzten zwei Stufen im Sprung. Nur weg von diesem Mann.
»Sie ist noch etwas schüchtern und kratzbürstig«, lachte er, »aber gut eingeritten.«
Unten wurde Lena freudig umarmt, doch ihr war zumute, als müsste sie sich übergeben. Frau Margarete nahm ihr das Laken aus der Hand und hielt es demonstrativ in die Höhe. In der Mitte war ein kleiner roter Blutfleck zu sehen. Angewidert wandte Lena sich ab. Ausgerechnet Kora, die ihr sonst abweisend gegenübertrat, legte ihr jetzt tröstend den Arm um die Schulter.
»Er ist ein brutales Schwein, das haben schon einige von uns zu spüren bekommen. Aber nun ist es vorbei. Die meisten Männer sind nicht so. Kopf hoch, der Schmerz geht vorüber.«
Lena war dankbar für die Worte. »Es war furchtbar, Kora. So furchtbar.«
»Ich weiß. Nun geh dich waschen und leg dich dann schlafen. Morgen sieht alles ganz anders aus.«
Kapitel 4 – Viele Monate später
Kora beeilte sich mit dem Einkauf derartig, dass Lena mürrisch wurde, weil sie keine Zeit bekam, sich an den Ständen etwas umzusehen. Die leckeren Düfte der Zuckerbäcker kribbelten ihr so stark in der Nase, dass sie an kaum etwas anderes denken konnte.
»Trödel nicht«, mahnte Kora sie immer wieder, wenn Lena stehen geblieben war.
»Wieso hetzt du so?«
»Ganz einfach, weil ich meine Zeit für den Badezuber sonst verpasse.
»Hm«, machte Lena. Als würde das wichtiger sein, als sich die wunderbaren Stoffe und Schleifen, die Schmiedearbeiten und vor allem die Köstlichkeiten anzusehen. Immerhin hatte sie sich extra für heute etwas Geld eingesteckt, und nun sollte sie keine Gelegenheit bekommen, es auszugeben. Nicht mit ihr! Lena blieb stehen, stemmte ihre Hände in die Hüften und funkelte Kora wütend an.
»Ich gehe keinen Schritt weiter, ehe du mich nicht einen Honigkuchen kaufen lässt. Und deine Badezeit ist mir egal!«
Kora lächelte. »Ich musste grade an das harmlose schüchterne Ding denken, dass du noch warst, als du zu uns gekommen bist. Und nun sieh sich einer diese kecke junge Frau an!«
Lena grinste triumphierend. Sie hatte sich verändert, da hatte Kora recht, und daran waren nicht nur die vielen Männer schuld. Sie hatte gelernt, worauf es im Leben ankam: auf einen starken Willen und ein Ziel. Egal, wer oder was man war. Und ihr Ziel lag klar vor ihr: Sie wollte sparen, bis sie sich freikaufen konnte, und dann zu ihrer Mutter zurück. Außerdem glaubte sie nicht mehr alles und jedem blind, so wie früher, und sie wusste sich ihrer Haut zu wehren. Wenn sie
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