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Die Hure von Bremen - historischer Kriminalroman

Die Hure von Bremen - historischer Kriminalroman

Titel: Die Hure von Bremen - historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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zur Hälfte ihren Rock, der übernächste traf wieder den Rücken, aber ebenfalls nicht so hart.
    »Fünfzehn.« Auch dieser Schlag traf nur ihr berocktes Hinterteil. Lena war ihm dankbar für diese Milde, sagte aber nichts, denn inzwischen waren die beiden Büttel wieder herangekommen und betrachteten die Szene. Nachdem der Carnifex seine Peitsche zusammengepackt und sich aus dem Staub gemacht hatte, löste die Menschenmenge sich eilig auf.
    »Dorothea ist mit Marie gegangen, um Medizin für dich zu holen. Sobald sie zurück ist, kommt sie zu dir«, sagte Kora, die unter missbilligenden Blicken der Büttel versuchte, Lenas Kleid etwas zu richten. »Wir kommen später wieder, wenn die Büttel weg sind.«
    Die beiden Frauen verließen den Markt, und nach einer Weile hatten die Beamten offenbar auch genug gesehen und gingen ihrer Wege. Lena schloss die Augen, um nicht zu sehen, wie die vorübereilenden Menschen sie anstarrten. Zwar schämte sie sich normalerweise ihrer Nacktheit nicht mehr, doch dies hier war anders. Sie fühlte sich zur Schau gestellt und gedemütigt und konnte nichts dagegen tun. Lena seufzte leise. Immerhin hatte man sie nicht mit Dreck und Unrat beworfen, wie es manch anderem am Pranger erging, aber vielleicht kam das noch, wer wusste das schon.
    Die Wunden schmerzten, und sie spürte das Blut in kleinen Rinnsalen ihren Rücken hinunterlaufen. Dennoch war sie froh, Marie dieses Leid, oder zumindest einen Teil davon, erspart zu haben. Das war es wert gewesen. Als Lena die Augen wieder öffnete, traf sie der mitleidige Blick von Dorothea. Sie musste sich sehr beeilt haben, denn Marie wohnte vor den Toren der Stadt.
    Kopfschüttelnd trat Dorothea an sie heran. Sie zog einen Tiegel aus ihrer Tasche und begann, mit der darin befindlichen Paste Lenas Rücken abzureiben. Lena stöhnte auf. Es brannte wie Feuer, aber nach einem Augenblick wurde es angenehm kühl.
    »Wie fühlst du dich?«, fragte Dorothea.
    »Frag nicht«, presste Lena zwischen den Zähnen hervor. »Sieht es schlimm aus?«
    »Es geht. Warum um alles in der Welt hast du das getan?«
    Lena drehte mühsam den Kopf. »Sie ist eine alte Frau, die immer gut zu uns ist. Ich konnte nicht einfach … Aua!«
    »Es muss sein, sagt Marie, sonst entzündet es sich, also halt still und bedecke deine Blöße etwas.«
    »Wie denn? Falls du es nicht gesehen hast, meine Hände sind unabkömmlich.«
    Dorothea grinste. »Dein freches Maul hast du wenigstens noch. Na, dann mach ich es eben.«
    Eine Bürgerin trat zögerlich näher. Sie trug die Kleider einer Handwerksfrau. Augenblicklich sahen Lena und Dorothea auf den Boden.
    »Nein, senkt eure Blicke nicht vor mir. Hier …« Sie stellte sich vor Lena und hielt ihr einen Becher an die Lippen. »Trink das.«
    »Was ist dadrin?«, fragte Dorothea argwöhnisch.
    »Es ist Wein, einer von der guten Sorte.«
    Das ließ Lena sich nicht zweimal sagen. »Vielen Dank«, sagte sie, als der Becher leer getrunken war. »Warum helft Ihr mir? Ihr wisst doch sicher, was ich bin?«
    »Weil du ein sehr tapferes Mädchen bist.« Sie schenkte Lena ein Lächeln. »Ich muss nun gehen, werde aber morgen noch einmal nach dir sehen.«
    »Danke.«
    Die Frau nickte und machte sich auf den Weg.
    »So, eine kleine Heldin sind wir jetzt?« Dorothea machte keinen Hehl daraus, dass sie wütend war. »Frau Margarete ist außer sich. Das kommt sie teuer zu stehen, weil du eine Zeit ausfallen wirst, sagt sie.«
    Lena sah der Frau nach, die sich einen Weg über den Marktplatz suchte. »Weißt du, wer die Frau war?«
    Dorothea drehte sich ebenfalls nach ihr um, doch sie war schon zwischen den Ständen verschwunden. »Sie war ein paar Jahre im Töchterhaus, ehe ein Bürger sie geheiratet hat und zu einer ehrbaren Frau machte.«
    »Ich dachte immer, das wären nur Geschichten, ich meine, dass wir wieder ehrbar werden.«
    »Meistenteils. Also mach dir keine Hoffnungen, das Glück ist wenigen beschieden.« Damit machte sie sich wieder an Lenas Rücken zu schaffen. Die Salbe kühlte zwar, aber jedes Mal, wenn sie eine neue Wunde berührte, war es, als würde diese erneut aufbrechen.
    »Werden Narben bleiben?«
    »Ich sah schon Schlimmeres, aber ein paar Narben wirst du gewiss davontragen.«
    »Wie geht es Marie? Sie sah sehr mitgenommen aus.«
    »Wenn das deine einzige Sorge ist. Ihr geht es besser als dir. Himmel noch mal, wieso musstest du das tun?«
    »Ich konnte einfach nicht zusehen, bitte verzeih mir.«
    »Ach, ich bin nur böse, dass du

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