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Die Hure von Bremen - historischer Kriminalroman

Die Hure von Bremen - historischer Kriminalroman

Titel: Die Hure von Bremen - historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Soldaten gegenüber. Irgendwann übermannte sie die Müdigkeit, doch in ihren Träumen sah sie Kinderleichen, und jede hatte das Gesicht ihrer Tochter. Schweißnass wachte sie auf, weil Laurenz sie sanft rüttelte.
    »Schlecht geträumt?«, fragte er besorgt.
    Lena nickte nur, noch entsetzt über die Bilder aus ihrem Traum.
    Am nächsten Morgen brach die Sonne durch die Wolken und trocknete langsam ihre feuchten Kleider. Sie erfuhren, dass man sie auf das Land des Bremer Ratsherrn Duckel bringen würde, wo sich sehr viele Bauern aus Hoya aufhielten. Dass sie ihr Ziel als Gefangene erreichen würden, hatten Lena und Laurenz nicht in Betracht gezogen.
    Der Ratsherr besaß ein riesiges Gut. Zwei Stunden lief man, ehe man es komplett umrundet hatte. Als sie zu großen Stallungen kamen, rief der Hauptmann ihrer kleinen Truppe einen jungen Soldaten, der lässig auf einem Holzklotz saß. Sofort sprang er auf und eilte zu ihnen.
    »Das Weib hier kommt zu den anderen Weibern. Kümmere dich darum.« An Laurenz gewandt sagte er: »Sie bleibt hier, und du kommst mit uns.«
    »Nein, ich lasse sie nicht mit euch allein!«
    Ohne Vorwarnung riss Laurenz sich los und ergriff Lenas Hand. Es folgte ein dumpfer Schlag, worauf er in die Knie sank und auf den schlammigen Boden fiel. Einer der Männer hatte ihm seinen Schwertgriff auf den Kopf geschlagen.
    »Tut ihm nicht weh, bitte«, flehte Lena und wollte sich nach ihm bücken.
    »Nimm sie mit«, befehligte der Hauptmann den Wachposten.
    Der Wachposten nickte gehorsam. »Komm«, sagte er und zog sie grob von Laurenz weg. Lena versuchte, sich zu wehren, und zog in die entgegengesetzte Richtung, doch er war stärker und sein Griff unnachgiebig.
    »Hey du!«, rief er nach einigen Schritten einer rundlichen Frau zu, die aus der Entfernung zusah, was sich hier abspielte. »Komm her, ihr habt hier eine Neue.«
    Die Frau folgte seiner Anweisung. »Hab keine Angst, ich bringe dich zu den anderen Frauen«, sagte sie.
    »Aber Laurenz braucht mich«, flehte Lena und warf einen Blick zurück. Er kam langsam wieder zu sich und hielt sich den Kopf, wo ihn der Schwertgriff getroffen hatte.
    »Ihm wird nichts geschehen, wenn er tut, was die Männer sagen. Und für uns gilt das Gleiche. Nun komm.«
    Seufzend folgte Lena ihr. Die Frau warf einen verstohlenen Blick über die Schulter, als sie außer Hörweite der Hoyaner waren. »Lass uns schnell von hier verschwinden. Es ist besser, wenn man nicht zu viel mit ihnen zu schaffen hat«, flüsterte sie eindringlich und schritt zügig voraus.
    Als sie sich ein gutes Stück von der Gruppe entfernt hatten, bogen sie um einen großen Stall. Lena warf einen Blick hinein, sah aber keine Pferde.
    »Ich heiße Silke und du?«
    »Lena.«
    Silke folgte Lenas Blick zu den leeren Ställen. »Die meisten Pferde wurden für den Krieg gebraucht, und die beiden letzten waren zwei lahme Klepper. Hoyas Soldaten haben sie geschlachtet.«
    »Oh.«
    Silke musterte Lena freundlich. »Woher kommst du? Von uns bist du keine. Ich kenne alle, die hier in der Gegend gelebt haben.«
    »Nein, wir sind aus Bremen geflohen, als man uns erwischt und hierher verschleppt hat.«
    »Das ist komisch. Halten sie euch für Hoyaner?«
    »Ja, sie nehmen an, wir wären Entflohene.«
    »Dann habt ihr Glück gehabt, sonst wärt ihr nicht mehr am Leben.«
    Lena erschauderte.
    »Nun mach dir keine Gedanken, bei mir ist euer Geheimnis sicher. Wir können nur hoffen, dass die Bremer diesen Krieg gewinnen oder sich anders mit dem Grafen einigen. Keiner will zurück nach Hoya.«
    »Ich verstehe.«
    »Hier schlafen wir. Meistens sogar unbehelligt von den Soldaten.« Silke deutete auf eine Scheune, die etwas abseits stand. Im Inneren hatten vielleicht vierzig Menschen Platz zum Schlafen. Überall waren kleine Lager aus Stroh hergerichtet, die im Moment jedoch bis auf zwei verwaist waren. In den beiden belegten schliefen zwei hochschwangere Frauen. Ihr Anblick versetzte Lena einen Stich.
    Ein paar Kinder spielten mit Steinen, die sie in ein Loch schnippten. Sie waren für ihre Lage verhältnismäßig sauber, wenn auch leicht unterernährt. Lena schöpfte Hoffnung. »Gibt es hier noch mehr Kinder?«
    »Ja, eine ganze Schar. Die größeren spielen drüben am Teich, an dem ihre Mütter oder andere Verwandte sich um die Wäsche der Soldaten kümmern.«
    »Kann ich sie sehen?«
    »Sicherlich. Suchst du einen Verwandten?«
    »Ja, ein kleines Mädchen. Sie ist zwei Jahre. Habt ihr ein Mädchen in dem Alter

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