Die Hure von Bremen - historischer Kriminalroman
einfach wagen sollten?«
»Überall könnten Kundschafter sein. Es wäre ein großes Wagnis.«
»Kann sein. Aber es ist weit, und meine Füße tun mir wirklich weh.« Sie rieb sich den empfindlichen Knöchel, der noch geschwollen war.
»Dann sollten wir hier rasten und die Dunkelheit abwarten. In der Nacht ist die Gefahr nicht so groß, dass man uns sieht.«
Lena war einverstanden und dankbar, etwas ausruhen zu können. Laurenz legte die Decke aus, und sie setzte sich. Die Decke war noch immer feucht, und der Boden darunter unbequem, aber alles war besser, als weiterzulaufen.
Schweigend aßen sie ihr letztes Brot und das trockene Fleisch. »Was machen wir bei Duckels Land? Wenn alles von Hoyanern besetzt ist, wird es schwer, etwas zu essen zu kaufen.«
»Ich kann jagen«, sagte Laurenz zwischen zwei Bissen. »Außerdem habe ich etwas Geld bei mir, vielleicht gibt es doch einen fahrenden Händler oder einen Hof, der etwas erübrigen kann.«
»Wenn du jagen kannst, werden wir nicht verhungern. Marie hat mir beigebracht, welche Waldfrüchte essbar sind.«
»Siehst du, der Herr wird für die Seinen sorgen.« Laurenz zwinkerte ihr zu.
Nach dem Essen zog Lena ihren Umhang aus, rollte sich zusammen und deckte sich bis unters Kinn zu. »Glaubst du, dass die Schlacht schon angefangen hat?«
»Schwer zu sagen. Seit Kriegsbeginn drang kaum noch etwas von außen in die Stadt. Sicher wurden die Kuriere abgefangen.« Laurenz trank einen Schluck Wasser.
»Was würden die Hoyaner mit uns machen, wenn sie uns erwischten?« Lena hatte sich noch keinerlei Gedanken darüber gemacht und nur ihr Ziel vor Augen gehabt. Sie wollte Maries Mörder und ihre Tochter finden.
»Was sie mit Entlaufenen anstellen, möchte ich mir lieber nicht ausmalen.«
»Hm.
»Im schlechtesten Fall werden sie uns einfach töten.«
»Laurenz!« Bleich geworden setzte sie sich auf. Auch wenn sie es mit eigenen Augen gesehen hatte, so wollte sie nicht wahrhaben, dass es ihnen ebenso ergehen könnte.
»Es ist Krieg, da ist alles anders.« Er streckte sich und zog seelenruhig seine Schuhe aus, während Lena fröstelnd unter ihrem Umhang kauerte. »Wenn du Zweifel hast, dann lass uns umkehren.«
»Nein«, sagte sie hastig. »Ich will mein Kind zurück. Dieser Mann darf nicht davonkommen. Das willst du doch auch nicht, oder?«
»Nichts täte ich lieber, als ihn mit meinen eigenen Händen zu töten«, gab Laurenz zu, und seine Augen verdunkelten sich zornig. Beruhigend legte Lena ihm ihre Hand auf die Schulter.
Er sah sie an. »Lena, ich …«
»Scht«, machte sie und küsste ihn zaghaft auf den Mund.
Laurenz tat nichts, während Lena mit ihrem Finger die Linien in seinem Gesicht nachfuhr. Er hatte feste und gleichzeitig weiche Haut, die eine leichte Bräune angenommen hatte. Sie selbst war recht bleich, da sie nur selten das Haus der Mindermanns verlassen durfte.
»Was tust du da?«, fragte er amüsiert.
»Ich wollte dein Gesicht fühlen.« Sie lächelte ihn an. »Das habe ich bei Theresa oft gesehen.«
»Und hast du dort etwas Besonderes gefunden?«, fragte er und küsste ihre Hand.
»Ja.«
»Was?«
»Dass du dich lange nicht rasiert hast.«
Er grinste, zog sie plötzlich zu sich heran und küsste sie leidenschaftlich. Atemlos ließ er von ihr ab. »Lena, ich habe mich seit Langem danach gesehnt, hatte aber immer die Befürchtung, dass du es nicht willst, nach allem, was du erlebt hast.«
Bei seinen Worten verflog die Kälte in ihrem Inneren augenblicklich und machte einer Wärme Platz, die sie vorher nicht gekannt hatte. Bei den ganzen Männern im Töchterhaus hatte sie nie etwas Derartiges gespürt. »Bei dir ist es anderes, Laurenz. In dir sehe ich nicht einen von ihnen.«
Erneut küssten sie sich, dieses Mal länger und fordernder. Sein Atem beschleunigte sich, genau wie ihr eigener. Ihre Hand wanderte über seine Brust, und sie spürte unter den Muskeln sein Herz schlagen. Es schlug schnell und kräftig. Lena erkundete seinen Körper weiter, ließ ihre Hand über seinen Rücken zu seinem Po gleiten. Sie fuhr über die Rundung. Ihr Griff verstärkte sich, und Laurenz stöhnte leise auf, während er sie mit seiner einen Hand an sich drückte und mit der anderen zärtlich ihre Brust streichelte. Lena öffnete ihr Kleid, und er strich über ihre Brustwarzen, die sich aufgestellt hatten. Das erste Mal in ihrem Leben wollte sie einen Mann, wollte ihn fühlen und in sich spüren, so sehr, dass es beinahe wehtat.
»Lena …«, hauchte er.
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