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Die Hure von Bremen - historischer Kriminalroman

Die Hure von Bremen - historischer Kriminalroman

Titel: Die Hure von Bremen - historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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unter den Soldaten da drüben ist?«
    Laurenz zuckte mit den Schultern. »Das finden wir nur heraus, wenn wir uns einen Platz suchen und das Lager beobachten.«
    Überall war der Boden aufgeweicht, so auch in ihrem Versteck an einer leicht abschüssigen Böschung, von wo aus sie einen guten Überblick über die knapp zwei Dutzend Soldaten hatten. Zwar machte es den Anschein, als würde die Truppe nicht mit Schwierigkeiten rechnen, doch ihre Wachgänge nahmen sie sehr ernst. Einmal kamen sogar zwei von ihnen bedrohlich nahe an ihnen vorbei, sodass Lena und Laurenz kurzzeitig die Luft anhielten, damit die beiden sie nicht entdeckten. Die Soldaten waren beinahe vorüber, als Lena spürte, dass sie rutschte. Gleich würden die Männer sie entdecken. Panik stieg in ihr auf, und sie sah sich nach einem Halt um, als Laurenz ihre Hand ergriff und so verhinderte, dass sie fiel. Von alledem bekamen die beiden Männer nichts mit und setzten unbeirrt ihren Weg fort.
    Lena und Laurenz beobachteten die Garnison, bis sie einigermaßen sicher sein konnten, dass der gesuchte Mann nicht in dieser Einheit war. Schließlich machten sie sich wieder auf den Weg. Sie wollten Abstand zwischen sich und das Lager bringen, ehe sie sich einen sicheren Schlafplatz suchten.
    Entlang der Grenze waren die Verwüstungen schlimmer. Von einigen Gehöften stiegen sogar noch Rauschschwaden auf. Sie hielten vorsichtig nach Überlebenden Ausschau, doch überall bot sich ihnen das gleiche Bild: Tod und Verwüstung. Auch vor Kindern hatte man nicht haltgemacht, und bei jeder kleinen Leiche fürchtete Lena, es könnte Veronika sein. Auf manche Toten hatten sich die Mörder sogar erleichtert. Es war grauenvoll.
    Hier und da hatten einige Tiere überlebt und suchten verzweifelt nach ihren Besitzern oder rannten panisch davon, wenn sie Lena und Laurenz sahen.
    Schließlich fanden sie auf einem kleinen Hof einen verwundeten Mann, der ihnen noch zu verstehen geben konnte, dass es die Truppen von Hoya gewesen waren, die hier gewütet hatten. Lena hörte es mit einer gewissen Erleichterung, denn sie hatte befürchtet, dass auch Bremer beteiligt gewesen waren. Für den Mann konnten sie nicht mehr viel tun, außer ihn nicht allein sterben zu lassen. Seine Verletzungen waren einfach zu schwer. Sie blieben bei ihm, bis er nicht mehr atmete, dann zogen sie weiter.
    Sie überquerten aufgeweichte Wiesen und Felder. Der anhaltende Regen hatte überall große Schlammareale entstehen lassen. Nicht selten sanken sie bis zu den Waden ein. Immer wieder mussten sie sich im Unterholz verstecken, weil andere Reisende ihren Weg kreuzten, die ebenfalls fern der Straßen unterwegs waren. Laurenz vermutete, dass die meisten von ihnen flüchtende Bauern aus Hoya oder Bremer waren, die sich vor dem Krieg in Sicherheit bringen wollten. Manchmal hörten sie von den Straßen auch Hufschläge, dann waren sie besonders auf der Hut. Einmal klang es sogar nach einer größeren Truppe, die in Richtung Aller unterwegs war.
    Niemandem durften sie sich zeigen, weder den Bremern noch den Soldaten von Hoya. Die Bremer kannten Laurenz, und die Gefahr, dass jemand Lena aus dem Töchterhaus kannte, war ebenfalls groß. Die Hoyaner ihrerseits verfolgten jeden, selbst die eigenen Leute, weil zu viele Bauern aus Hoya geflüchtet waren.
    »Wie weit ist es noch?«, fragte Lena müde, als es bereits lange nach Mittag war. Sie fror, denn sie waren immer noch durchnässt bis auf die Haut. Die Kleider waren kalt, und dieses Jahr wollte der Herbst offenbar den Sommer frühzeitig verdrängen.
    »Vielleicht noch zwei oder drei Stunden. Könnten wir auf der Straße gehen, wären wir bereits gestern Abend dort gewesen.« Leicht besorgt betrachtete Laurenz sie. »Kannst du noch, oder sollen wir rasten?«
    »Nein, es geht schon.« Dass ihr Knöchel immer noch schmerzte, sagte sie ihm nicht.
    Nach einer weiteren halben Stunde, die sie sich durch den dichten Wald kämpften, tat sich vor ihnen plötzlich offenes Feld auf.
    »Daran habe ich nicht gedacht, weil wir früher nur auf der Straße hierher unterwegs waren. Aber über das Feld zu gehen, ist nicht gut. Wir wären schon von Weitem sichtbar.« Laurenz betrachtete besorgt den Acker. »Wir müssen leider ein Stück zurück und einen Umweg machen.«
    Lena versuchte abzuschätzen, wie weit der Waldrand auf der anderen Seite entfernt war. Es waren ein paar Hundert Ellen.
    »Wir haben schon länger keine Menschen mehr gesehen oder gehört. Meinst du nicht, dass wir es

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