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Die Hure von Bremen - historischer Kriminalroman

Die Hure von Bremen - historischer Kriminalroman

Titel: Die Hure von Bremen - historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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wochenlang befürchtet, sie nicht mehr zu erkennen, und nun hörte sie sie. Das war der Mann, der Marie getötet hatte und sie zu ihrer Tochter führen konnte.
    »Oh nein. Du bist der beste Hengst, der mich bisher geritten hat«, gab die Frau zurück.
    »Das sagst du sicher zu jedem, oder?«, fragte er eine Spur schärfer.
    Lenas Nackenhaare stellten sich auf, und ihr Herz begann lautstark zu klopfen, doch sie zwang sich zur Ruhe. Jetzt etwas zu überstürzen, würde sicher jede Möglichkeit vernichten, Näheres über ihn zu erfahren.
    »Aber nein«, sagte die Frau. »So wild und so leidenschaftlich wie du war kein anderer. Für dich würde ich es auch umsonst tun.«
    Der Mann lachte. »Das brauchst du nicht. Ich habe genug Geld. Ich bin reich. Oder zumindest bald.«
    »So wie der Graf dich hofiert, dachte ich, du wärst bereits ein reicher Mann?«
    »Ich brauche nur noch einen Brief an die Bremer Abgesandten zu übergeben, sobald diese hier eintreffen, dann dauert es nicht mehr lange.«
    »Wenn es so einfach ist, dann lerne ich doch glatt schreiben.« Die Frau lachte erneut.
    »Das wird dir nichts nützen. Es ist mein Geld, ich hole mir nur, was mir zusteht.«
    Lena hielt sich die Hand vor den Mund. Nicht dass ihr das Gleiche wie im Rosengarten passierte und der Mann sie entdeckte. Sie war froh, dass sie auf der Rückseite des Zelts saß und die beiden sie beim Verlassen nicht sofort entdecken würden. Sie wusste ja nicht, wie viel er damals von ihr gesehen hatte und ob er sie jetzt wiedererkennen würde.
    »Dann ist es dir also gestohlen worden. Wie bekommst du denn dein Geld zurück?«
    »Jemand hat etwas sehr, sehr Böses getan. Oder zumindest wird man das glauben. Doch nun schweig, es gelüstet mich nach dir.«
    In diesem Moment kam Thomas mit zwei Krügen, einen in der gesunden Hand, einen unter den Arm geklemmt, zurück. Lena machte große Augen und legte ihren Finger auf die Lippen. Verwundert runzelte er die Stirn, worauf sie ihm bedeutete, sich neben sie zu setzen.
    »Oh ja«, hauchte die Frau im Inneren des Zelts.
    Das verschaffte Lena etwas Zeit. »Dadrin ist ein Mann, den ich seit Wochen suche. Ich muss wissen, wer es ist. Bitte verrate mich nicht«, flüsterte Lena Thomas ins Ohr. Er verstand mit Sicherheit nicht, was hier vorging, aber er schwieg.
    »Er darf mich nicht sehen, sonst bin ich in Gefahr. Ich erkläre dir später alles, versprochen«, flüsterte Lena weiter.
    Thomas nickte, und gemeinsam lauschten sie, doch alles, was sie zunächst hörten, war das Liebesgeplänkel des Paares.
    Sie hatte ihn gefunden, endlich. Sechs Monate waren vergangen. Sechs Monate, in denen sie ihre Tochter nicht gesehen hatte und nicht wusste, wo sie sich befand. Wenn Laurenz nur hier wäre …
    Als das Paar fertig war, hörte man das Rascheln ihrer Kleider.
    »Wirst du länger hierbleiben?«, wollte der Mann wissen.
    »Solange der Graf uns hier haben will.«
    »Dann stehe nur mir zur Verfügung.«
    »Aber …«, setzte die Frau zaghaft an, wurde jedoch unterbrochen.
    »Ich sorge schon dafür, dass du keine Scherereien bekommst, und werde dich fürstlich entlohnen.«
    Einen Moment herrschte Stille, in der Lena ihr Herz klopfen hörte. Thomas beäugte sie aufmerksam, nahm ihre Hand und drückte sie kurz.
    »Dann sprich mit meiner Wirtin. Bei mir würde sie annehmen, ich wollte mich drücken oder gar an dich heranmachen«, antwortete die Frau unsicher.
    »Wir gehen gleich zu ihr, und danach bringe ich dich nach oben. Der Graf hat mir eine Kammer in seinem Flügel zuweisen lassen.«
    »Dann stehst du wirklich sehr gut mit dem Grafen.«
    »Sagen wir es so … Bitte nach dir.« Die Zeltwände gerieten in Bewegung, und Lena duckte sich, doch Thomas beugte sich geistesgegenwärtig über sie, als würde er sie küssen, und zwinkerte ihr zu. Er meisterte die Situation ausgezeichnet.
    »Danke.« Die Frau kicherte beim Verlassen des Zelts.
    Lena schielte aus der Umarmung zu dem Paar hinüber. Es war der Mann, der auf dem Pferd gesessen hatte, als sie hier in Hoya eintrafen. Nun konnte sie endlich sein Gesicht sehen und es sich einprägen. Er hatte schwarzes Haar, das hinten zu einem Zopf gebunden war, dunkle Augen und war hübsch anzusehen, wenn man ihn nicht gerade hasste. Eine leichte Ähnlichkeit mit Mindermann konnte sie ebenfalls feststellen. Vermutlich hatte Heide Mindermann eine Schwäche für diese Art Männer. So ungefähr musste der Ratsherr früher ausgesehen haben.
    »… er steht tief in meiner Schuld«, fuhr

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