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Die Hure von Bremen - historischer Kriminalroman

Die Hure von Bremen - historischer Kriminalroman

Titel: Die Hure von Bremen - historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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der Mann fort. In diesem Moment schien er Lena und Thomas zu bemerken. »Wir waren wohl äußerst anregend für die beiden.«
    »Pssst«, machte die Frau, warf ihnen einen verstohlenen Blick zu und zog den Mann mit sich. Thomas ließ von Lena ab.
    »Bitte verzeih mir. Nichts liegt mir ferner, als dir zu nahe zu treten.«
    Lena machte eine wegwerfende Handbewegung. »Ich danke dir für deine Besonnenheit. Damit hast du mich vor einer Entdeckung bewahrt.«
    »Das war mein Ansinnen. Möchtest du mir erzählen, was es mit dem Mann auf sich hat?«
    »Kennst du seinen Namen?«
    »Das war Ludwig Hastedt. Er ist erst kurz vor Kriegsbeginn zu uns gestoßen. Warum durfte er dich nicht sehen?«
    »Das ist eine lange Geschichte, Thomas. Ich werde sie dir erzählen, aber ich muss nun wirklich zurück.«
    Betreten sah er sie an. Dann straffte er seine Schultern und griff Lenas Hand. »Warte.«
    Verwundert blieb sie stehen. Sie befürchtete, dass Thomas vielleicht eine Schwäche für sie entwickelt hatte, und suchte schon nach Worten, die ihm klarmachten, dass sie nicht interessiert war. Worte, die ihn nicht verletzen sollten.
    »Deine Mutter erzählte mir von deinen Brüdern und was mit ihrem Ehemann geschehen ist. Da du, abgesehen von Kurt, die Einzige bist, die aus eurer Familie mit ihr hier ist, möchte ich dich bitten, bei deiner Mutter für mich vorzusprechen.«
    »Was?« Alles hatte sie erwartet, aber nicht das. Sie war froh. Thomas war ein guter Kerl, vermutlich tausendmal besser als Lenas Stiefvater. Er deutete ihr Zögern offenbar falsch.
    »Ich weiß, dass ich nur ein einfacher Soldat bin, dennoch würde ich versuchen, sie glücklich zu machen.«
    »Thomas, was jemand ist, war ihr noch nie wichtig, und ich werde von Herzen gern mit ihr sprechen.« Lena drückte erleichtert Thomas’ gesunden Arm.
    »Ich danke dir, Lena. Nun ist mir wohler ums Herz.«
    »Wir müssen warten, was Mutter dazu sagt. Übrigens, wie geht es deinem Arm? Ich sehe, die Schiene ist ab.«
    »Fast wie neu.« Er schenkte ihr ein strahlendes Lächeln.
    »Das freut mich. Aber nun muss ich zurück, sonst gibt es mehr als nur Ärger. Und nochmals vielen Dank.«
    Das Fest ging bis spät in die Nacht, und das Gesinde hatte so viel zu tun, dass Lena keine Möglichkeit hatte, ihrer Mutter von ihrer Entdeckung zu erzählen. Der Graf hatte sich bereits seit zwei Stunden mit seiner Familie zurückgezogen, aber einige Hartgesottene feierten noch munter weiter. Den Mann sah Lena nicht wieder, aber immerhin wusste sie nun seinen Namen. Sicher vergnügte er sich noch immer mit der Frau in seiner Kammer, während die kleine Veronika vielleicht entsetzliche Angst litt und nach Lena rief.
    Als ihre Augen feucht wurden, konzentrierte sie sich auf ihre Arbeit. Sie begann, in der Halle zu kehren, als nur noch ein paar betrunkene Schläfer ihren Rausch ausschliefen. Auch draußen war es inzwischen ruhiger geworden. Selbst die Musikanten und die Akrobaten waren schlafen gegangen, und nur eine Handvoll Männer saß um ein Feuer und sang Lieder. Erst als der Morgen graute, durfte das Gesinde endlich zu Bett gehen.
    Judith schlief sofort ein, und so verschob Lena es auf den nächsten Tag, ihr von Ludwig Hastedt zu erzählen.

Kapitel 15
    Der nächste Morgen begann für den kleinen Kurt aufregend. Er durfte im Stall helfen und war den ganzen Tag dort beschäftigt. Später zeigte er ihnen stolz, dass er das Pferd des Grafen versorgt hatte, das nun prächtig glänzte. Nachdem er rechtschaffen müde eingeschlafen war, hatte Lena endlich eine Gelegenheit, mit ihrer Mutter zu sprechen.
    Sie saßen auf den Strohbetten ihrer kleinen Kammer, die provisorisch für sie hergerichtet worden war, und flickten ihre Wäsche im Schein der Talglichter.
    »Mutter, würdest du gerne wieder heiraten?«
    Erstaunt blickte Judith von dem Kleid auf, das auf ihrem Schoß lag. »Darüber haben wir doch schon gesprochen«, gab sie etwas ungehalten zurück und blickte wieder auf ihre Hand, welche die Fischgräte geschickt durch den Stoff schob.
    »Ich weiß, aber du sagtest letztes Mal, dass sie dir einen Ehemann zuweisen werden.«
    Ihre Mutter nickte stumm. Ihre Lippen waren ein schmaler Strich, ein Zeichen, dass sie über das Thema nicht weiter reden wollte. Lena jedoch ließ sich nicht entmutigen.
    »Was wäre, wenn es jemanden gäbe, der nicht auf den Befehl eines Höheren um dich werben wollte?«
    Der Strich formte sich zu einem Schmunzeln, und sie sah erneut zu Lena herüber. »Dann wäre es ein

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