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Die Hure von Rom - Walz, E: Hure von Rom

Titel: Die Hure von Rom - Walz, E: Hure von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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Goldschmuck kaufen soll, denn Gold passt zu fast allem.« Sie ließ sich gelangweilt auf einen Sessel fallen, der mit Stoffen bedeckt war. »Ihr sagtet, dass Ihr eine Freundin von Sandro seid. Schickt er Euch vorbei, damit ich Euch einige Ratschläge in Bezug auf Euer Erscheinungsbild gebe?«
    Antonia atmete tief durch. Diese junge Frau war ja wirklich allerliebst!
    »Ich bin Glasmalerin«, sagte sie.
    »Ach, du Schreck. Heißt das, Ihr klettert auf Gerüsten herum und solche Sachen?«
    »Ja, das heißt es.«
    »Dann habt Ihr Sandro vermutlich in einer Kirche kennengelernt – sagt man das so: kennengelernt?«
    »Wir sind uns tatsächlich das erste Mal in einer Kirche …«
    »Findet Ihr das nicht ein wenig lästerlich? Ich meine – es ist ja nichts dagegen einzuwenden, dass Sandro seinen Spaß braucht. In einer juckenden Kutte herumzulaufen und Gebete zu murmeln, ist wirklich ein trostloses Leben. Ablenkung, ja – aber in einer Kirche, das muss doch nicht sein.« Sie zuckte mit den Schultern. »Mich geht’s nichts an. Seht bloß zu, dass meine Mutter das nicht erfährt. Sie ist schrecklich fromm und streng in solchen Dingen, man könnte meinen, sie sei direkt dem Alten Testament entsprungen oder so. Wenn sie mitkriegt, dass ihr Sohn eine Freundin hat, regt sie sich furchtbar auf und
fällt danach so lange in Lethargie, bis Sandro sich von Euch getrennt hat. Wenn Ihr mir nicht glaubt, wartet es nur ab. Sie hat bei Sandro bisher noch immer ihren Willen durchgesetzt. Wer wird schon Mönch, nur weil die Mutter es sich wünscht? Aber so ist Sandro nun einmal. Meine Mutter rangiert für ihn noch über der Madonna, und sie zu enttäuschen, ist die größte Angst seines Lebens.« Bianca Carissimi verdrehte die Augen. »Deswegen wird er Euch verleugnen, wenn die Wahrheit ans Licht kommen sollte. Er wird Euch verlassen, ganz egal, was er für Euch empfindet. Willkommen in der kaputten, verlogenen Welt der Carissimi.«
    Manches von dem, was Bianca ihr in einer Mixtur aus Gleichgültigkeit und Wonne erzählte, war sicherlich die übertriebene Darstellung einer verwöhnten, unreifen Kindfrau, die wenig vom Leben und seinen mannigfaltigen Gefühlen verstand. Doch in einem Punkt, glaubte Antonia, irrte Bianca sich nicht: Selbst wenn Sandro irgendwann ihr Geliebter würde, so würde er dennoch niemals zu ihr stehen. Er würde sie gewiss schützen, sie behüten, sie umsorgen, doch all das heimlich. Sich zu ihr zu bekennen, das war etwas, das Antonia nie bei ihm erleben würde. Diese Erkenntnis lag ihr plötzlich wie ein Stein im Bauch.
    »Habe ich Euch erschreckt?«, fragte Bianca. »Ihr seid so schweigsam. Nun, das passt gut zu Sandro, und je schweigsamer Ihr seid, umso geringer ist die Gefahr, dass meine Mutter hinter Eure Liebschaft kommt. Von mir habt Ihr jedenfalls nichts zu befürchten. In ein paar Wochen bin ich aus diesem Haus weg, und ich kann Euch gar nicht sagen, wie froh ich dann sein werde, dass dieser ganze Kram hier hinter mir liegt. Keine Mutter mehr, die einem vorschreibt, wie man sich anzuziehen hat, wie man sich zu unterhalten hat … Diese Frau hat es geschafft, aus unserem Haus ein Kloster zu machen. Die ganze Welt tanzt und feiert, aber im Palazzo Carissimi geht es in etwa so lustig zu wie auf dem Berg Sinai.«

    Antonia lächelte. »Hat Maddalena Nera, die Geliebte des Papstes, jemals diesen Berg – also diesen Palazzo – besucht?«
    Die unvorhergesehene Wendung des Gesprächs brachte Bianca Carissimis Unbekümmertheit zum Einsturz. Sie versuchte zwar, ihren Plauderton und die gleichgültig-gelangweilte Miene beizubehalten, doch es gelang ihr nur schlecht.
    »Ach, deswegen seid Ihr gekommen? Schickt Sandro jetzt Frauen vor, die die Arbeit für ihn machen?«
    »Wenn Ihr so gütig wärt, die Frage zu beantworten.«
    Bianca drehte eine Locke um ihren Zeigefinger. »Eine solche Frau in unserem Haus? Das wäre ja mal etwas zum Angeben. Wisst Ihr, wenn man nicht ab und zu selbst Gegenstand des Klatsches ist, wird man schnell als altmodisch und langweilig gebrandmarkt. Es gehört zum guten Ton, skandalös zu sein. Skandale sind schick.« Bianca lachte, aber es klang nicht überzeugend.
    »Sie war also nicht hier?«
    »Das sagte ich doch.«
    »Nicht direkt.«
    »Dann sage ich es eben direkt: Sie war nicht hier.«
    »Ganz sicher?«
    »Zweifelt Ihr etwa an meinen Worten?«
    »Keineswegs. Möglicherweise war sie hier, ohne dass Ihr sie bemerkt habt.«
    »Eine Hure im Haus würde mir sicherlich nicht entgehen. Und

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