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Die Hure von Rom - Walz, E: Hure von Rom

Titel: Die Hure von Rom - Walz, E: Hure von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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näherte, und erkannte man es doch und hieß es willkommen, so genügte es einem schon bald nicht mehr. Das Glück, dem man nachjagte, war wie das Meer an manchen Tagen – es zog sich auf geheimnisvolle Weise zurück. Waren Ruhe und Seelenfrieden dem launischen Glück nicht vorzuziehen?
    Solche Gedanken gingen ihr durch den Kopf, während sie putzte. Sie würde fortan Gläser putzen, Böden putzen, ein wenig kochen, der Signora bei der Abrechnung zur Hand gehen und für all das eine Bezahlung erhalten, die ihr ein Auskommen sicherte. Keine Liebesdienste. Kleine Freuden und kleine Ärgernisse würden ihre Tage prägen, und sie sehnte sich danach, freute sich auf ruhige Vormittage wie den heutigen in der Küche des Teatro .
    Die Huren schliefen noch, aber Signora A war schon lange wach – die Signora schien nie zu schlafen. Ihre Stimme war zu hören.

    »Das ist absurd«, rief sie, als sie, gefolgt von Antonia, die Küche betrat. »Mir ist schleierhaft, wie sie darauf kommt. Augusta! Einfach absurd.«
    »Das waren Porzias Worte«, sagte Antonia. »Irgendwoher muss sie diese Information ja haben.«
    »Dann ist sie entweder leichtgläubig oder verlogen.«
    »Wieso sollte sie lügen?«
    »Wieso sollte ich lügen?« Die Signora wandte sich Carlotta zu. »Stell dir vor, diese dumme Dirne Porzia hat behauptet, ich hieße Augusta. Hat man jemals einen größeren Unsinn gehört?«
    Carlotta kannte den Namen der Signora nicht, daher konnte sie nicht beurteilen, ob es Unsinn war. Da Signora A sie jedoch gestern freundlicherweise angestellt hatte – und das, obwohl Carlotta kein Geld einbringen, sondern nur kosten würde -, wäre es undankbar gewesen, Zweifel an dem, was sie sagte, zuzulassen.
    »Wenn die Signora sagt, dass sie nicht Augusta heißt, dann ist das auch so«, kommentierte Carlotta.
    »Schön«, erwiderte Antonia. »Ich bestehe ja auch gar nicht darauf, dass sie Augusta heißt. Aber irgendeinen Namen wird sie ja wohl haben.«
    Signora A stemmte die Hände in die Hüften. »Mein Name geht nur mich etwas an.«
    »Das ist eine gewagte Theorie, wenn man bedenkt, dass Namen dazu da sind, dass andere Menschen sie benutzen. Sonst hießen wir ja alle nur A, B, C und so weiter.«
    »Für meinen Sohn heiße ich Mutter oder Mama, und für alle anderen Menschen heiße ich Signora A, und dabei bleibt es.«
    »Ich habe nicht vor, etwas daran zu ändern«, sagte Antonia. »Ich werde keine Zettel in Rom verteilen, auf denen dein wirklicher Name steht, Signora. Aber Porzia behauptet nun
einmal, du hießest Augusta, und Maddalena trug eine Halskette aus Edelsteinen, die genau diesen Namen bildeten.«
    »Das wird ja immer besser. Als würde ich Maddalena teure Halsketten kaufen! Das kann ich mir nicht leisten, und außerdem hätte sie mir eine Kette kaufen müssen, nach allem, was sie mir verdankt.«
    Die Signora war aufgebracht, aber unter Antonias geduldigem Blick beruhigte sie sich wieder. »Also gut, bitte sehr, ich werde dir sagen, auf welchen Namen ich getauft wurde, aber wehe, du erzählst jemand anderem als dem Jesuiten davon. Und du« – sie wandte sich an Carlotta – »vergisst besser, was du gleich hörst, sonst teile ich dich für den Rest deines Lebens zum Latrinendienst ein, habe ich mich deutlich ausgedrückt?«
    »Deutlicher geht’s nicht.«
    Signora A druckste noch einen Atemzug lang herum, dann sagte sie: »Ich heiße Aphrodite.« Und sie fügte sogleich hinzu: »Wenn ich jetzt auch nur einen einzigen Mundwinkel bei euch beiden zucken sehe, gibt’s Ärger, das schwöre ich.«
    »A-Aphro …«, stotterte Carlotta.
    »Es wird nicht besser, wenn du es wiederholst, Carlotta. Ich habe diesen Namen zum letzten Mal vor einer kleinen Ewigkeit ausgesprochen, und bis ich vor dem Himmelstor stehe und anklopfe, werde ich es nicht mehr tun. Lassen wir es dabei bewenden.«
    »Ich verstehe nicht«, sagte Antonia, »was an Aphrodite so schlimm ist.«
    »Liebes Kind«, erwiderte die Signora mit gespielter Geduld. »Wenn ich wie du Bender hieße und Glasmalerin wäre, würde ich es vielleicht auch nicht verstehen. Aber ich war und bin die Vorsteherin eines Hurenhauses, und es wäre absolut lächerlich, töricht und grotesk, in diesem Beruf den Namen der griechischen Liebesgöttin zu führen. Das wäre so, als würdest
du dich Michelangela oder Tiziana nennen. Alle Welt würde darüber lachen, so wie sie über die vielen Venusse, Nymphes und Olympias lachen, die es unter den Huren so zahlreich gibt. Das war ja auch der Grund,

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