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Die Hure von Rom - Walz, E: Hure von Rom

Titel: Die Hure von Rom - Walz, E: Hure von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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Fragen«, sagte er und stand
auf, nicht ohne zu bemerken, dass ein Schub der Erleichterung durch Quirini ging. Der Kardinal war plötzlich wieder so entspannt wie zu Anfang des Gesprächs.
    »Die Art, wie Ihr Fragen stellt«, sagte Quirini lächelnd, »und wie Ihr einen anseht, wenn Ihr diese Fragen stellt, erinnert mich sehr an den guten alten Alfonso. Ich bin ihm ein paar Mal auf Empfängen begegnet, und ich muss sagen, er hat einen ausgesprochen wachen und wendigen Verstand. In geschäftlichen Dingen ist er ein Fuchs, aber moralisch ist er absolut integer!«
    Die plötzliche Erwähnung seines Vaters traf Sandro unvorbereitet, vor allem der Vergleich mit ihm. Wach und wendig! Alfonso war Kaufmann und mit allen Wassern eines Kaufmanns gewaschen. Früher, in seiner Jugend, hatte Sandro immer ein wenig die Nase gerümpft über die schlitzohrige Vorgehensweise seines Vaters bei Geschäftsabschlüssen und die Prahlerei der Kaufleute untereinander. Ein geglücktes Geschäft, bei dem man den Verhandlungspartner über den Tisch gezogen hatte, ohne dass dieser es merkte, war Anlass für stunden- und sogar tagelanges Großtun. Kniffe ersetzten die Gebote, und so wie Gebote in Kapellen rezitiert wurden, wurden die Kniffe der Kaufleute bei Bier und Wein rezitiert. Vergeblich hatte Alfonso wieder und wieder versucht, Sandro in seine Geschäfte einzubeziehen, ihn nach eigenem Bild zu formen, ihn – wie er es nannte – zum Mann zu machen. Sandro hatte sich stets verweigert, und nicht selten hatten sie sich darüber zerstritten. Nicht, dass Sandro in jungen Jahren viel auf Gebote und Begriffe wie Anstand und Rechtschaffenheit gegeben hätte – gegenüber den Frauen, mit denen er zusammen gewesen war, hatte er sich nur manchmal und dann eher zufällig anständig und ehrlich gezeigt. Aber wenigstens wollte er nicht so eine Krämerseele wie sein Vater werden.
    Vielleicht, so dachte er heute, war er als Heranwachsender
nur deswegen so treulos gegenüber Frauen, weil sein Vater auf diesem Gebiet als absolut integer galt. Als Kaufmann mit allen Wassern gewaschen, präsentierte sich der Mann Alfonso als treu und sittlich makellos. Der tadellose Gatte.
    Und jetzt stand er auf einer Liste der Hure von Rom.
    »Eine letzte Frage habe ich noch«, sagte Sandro, während er neben Quirini zur Tür schritt.
    Der Kardinal lachte. »Ich sage ja: ganz der Vater.«
    Sandro überging diese Bemerkung. »Hatte Maddalena in der Zeit, als Ihr mit ihr liiert wart, noch andere Kunden?«
    Quirini fixierte den Türknauf. »Nicht, dass ich wüsste«, sagte er und schüttelte nachdenklich mit dem Kopf. »Gestört hätte es mich nicht. Ich habe sie nie als mein Eigentum betrachtet. Aber je mehr ich darüber nachdenke – zumindest einen anderen Mann gab es, und zwar in der Anfangszeit unserer Liaison. Sie kannte ihn schon vor mir, ließ ihn allerdings, nachdem sich unsere Beziehung etabliert hatte, sehr schnell fallen. Einmal sind wir uns vor Maddalenas Tür begegnet – sie bewohnte damals noch ein Zimmer im kapitolinischen Viertel. Die beiden hatten sich ganz offensichtlich gestritten, es war im ganzen Hausflur zu hören. Ich wollte den Streit nicht unterbrechen und wartete vor der Tür. Als er die Wohnung verließ, lief er mir fast in die Arme. Es war ein wenig peinlich.«
    »Kennt Ihr seinen Namen?«
    »Aber gewiss. Ihr kennt ihn auch.« Quirini schien es Freude zu bereiten, diese Information an Sandro weiterzugeben, als er sagte: »Es handelt sich um Bruder Laurenzio Massa, den Kammerherrn Seiner Heiligkeit.«

7
    Carlotta erkannte sofort, als sie Antonias Wohnung betrat, was sich dort abgespielt hatte. Durch das unordentliche Empfangszimmer sah sie zur geöffneten Schlafzimmertür. Wo vorher Antonias Lieblingsfenster »Der Engel und das Mädchen« geleuchtet hatte, war jetzt nur die weiß gekalkte Wand zu sehen. Außer einem verbogenen Bleirahmen war nichts mehr davon übrig. Der Boden war ein Meer von Glassplittern, rote, blaue, grüne, violette Scherben, auf denen man vereinzelte Reste einer Malerei erkannte: eine Fingerkuppe, ein Lid, eine Haarsträhne. Was vor einer Stunde noch eine Komposition gewesen war, eine Zusammenfügung zweier Menschen zu einem Kunstwerk, war in Hunderte von Teilen zerschlagen, die die Strahlen der einfallenden Sonne brachen und als bunte Tupfen und Streifen an die Wände warfen – und auf Antonias schlanken Körper. Sie saß nackt mit angewinkelten Beinen an den Rahmen ihres Bettes gelehnt. Ihr glänzendes Gesicht war zur

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