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Die Hure von Rom - Walz, E: Hure von Rom

Titel: Die Hure von Rom - Walz, E: Hure von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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nieder, und als sie sie wieder öffnete,
glaubte Antonia, eine Spur von Angst in ihnen zu lesen. Tatsächlich, das stellte Antonia erst jetzt fest, waren die Augen das Einzige an Porzia, das nicht abstoßend, sondern mitleiderregend wirkte.
    »Ich weiß nichts«, sagte Porzia. »Ich hab gehört, dass sie tot ist, das ist auch schon alles.«
    »Ihr wart mit ihr befreundet.«
    »So ein bisschen. Also gut, befreundet, ja, befreundet. Und? Jetzt ist sie tot. So ist das Leben. Maddalena ist nicht die erste und nicht die letzte Freundin, die stirbt. Und irgendwann bin ich dran. Mir wird keiner nachweinen, also weine ich auch nicht um Maddalena. Na, entsetzt?«
    Sandro ging nicht darauf ein. Antonia wunderte sich immer wieder darüber, wie sachlich und souverän er wirken konnte, und andererseits sensibel und verletzlich, sogar unbeholfen war.
    »Was habt Ihr und Maddalena getan, wenn Ihr Euch getroffen habt?«, fragte er.
    »Getan, getan, nichts haben wir getan. Getrunken haben wir. Geredet. Gelacht.«
    »Geschäfte gemacht?«
    »Was denn für Geschäfte? Seh ich wie’ne Geschäftemacherin aus? Maddalena hat Geschäfte gemacht, das war so eine, eine Geschäftemacherin meine ich. Die hatte es mit Zahlen und so. Die hat richtig Geld gescheffelt, das steht fest.«
    »Hat sie das gesagt?«
    »Nee. Oder doch. Sie hat gesagt, dass sie irgendwas macht, was weiß ich! Ich hab gleich an Erpressung gedacht. Was sonst? Sie hat von einer Villa in Venedig gefaselt, so viel Geld kriegt eine wie die nur durch Erpressung. Kalt und berechnend genug, um so was durchzuziehen, war sie jedenfalls.«
    »Ihr habt ja nicht gerade eine hohe Meinung von ihr«, schaltete Antonia sich in das Gespräch ein.

    »Sie war ein Biest, wieso auch nicht? Um dahin zu kommen, wo sie war, muss man entweder ein kluges Biest oder über beide Ohren verliebt sein. Und verliebt war die nicht, nicht in den Papst. Sie konnte ihn nicht mal leiden. Und wie die über Männer geredet hat, als wären das alles Nullen oder Schweine.«
    Antonia und Sandro tauschten einen kurzen Blick, und durch ein knappes Nicken gab er ihr zu verstehen, dass er nichts dagegen habe, wenn sie weitere Fragen stellte.
    »Aber Euch gegenüber hat sie sich freundlich verhalten?«, fragte Antonia.
    »Ja«, antwortete Porzia gedehnt, sodass es sich ein wenig widerwillig anhörte. »Ja, hat sie.«
    »Und das, obwohl Ihr und sie« – Antonia drückte sich vorsichtig aus – »ja doch recht verschieden wart.«
    Porzia lachte kurz und verächtlich auf, wobei sie ihre grauen Zähne zeigte. »Nur deswegen war sie ja so freundlich zu mir.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    Porzia lehnte sich an ihr Kissen, ein Zeichen dafür, dass sie sich entspannte. »Man merkt, dass du keine Hure bist. Hast keine Ahnung. Maddalena hatte doch niemanden. War verdammt einsam, das Mädchen. Männer durfte sie nicht sehen, hat ihr der Papst verboten. Blieben also die Frauen. Die Hurenweiber, die sich bei ihr einzuschmeicheln versuchten, waren nur darauf aus, sie zu benutzen, um voranzukommen. Das war ihr klar. Und für die feinen Frauen der Gesellschaft war sie nicht fein genug. Sie hatte niemanden, verstehste? Da war keiner außer mir.«
    »Was ist mit Signora A vom Teatro ? Das war ihre Ersatzmutter, ihre Vertraute.«
    »Die Signora, ja, ja, das war so eine Sache. In letzter Zeit haben sie sich nicht mehr so gut verstanden. Maddalena wollte
ihr eigenes Leben leben, aber die Signora wollte sie nicht von der Leine lassen, gab ihr Ratschlag auf Ratschlag und war beleidigt, wenn Maddalena sich nicht daran hielt. Zwischen den beiden gab’s schon dicke Luft, bevor ich Maddalena kennenlernte, aber natürlich hat die Signora mir die Schuld daran gegeben, dass Maddalena selbstständig wurde. Sie hat mir die kalte Schulter gezeigt und mich überall angeschwärzt, nur bei Maddalena hatte sie damit keinen Erfolg. Die hat sich einen Kehricht gekümmert, was Signora A von mir hielt. Maddalena hat gemerkt, dass ich nichts von ihr wollte. Ich hab nie irgendwas angenommen. Siehste hier Schmuck, feine Kleider oder so was? Nichts. Hier ist nichts. Am Anfang hab ich mich sogar geweigert, sie zu besuchen.«
    »Warum?«
    »War mir unheimlich, die Nähe zum Papst und so weiter. Ist nicht meine Schublade, verstehste? Nicht meine Klasse. Aber sie hat nicht lockergelassen, so war das, und damit sie Ruhe gab, hab ich mich halt mit ihr angefreundet. Wir waren sehr verschieden, na gut, aber ich hab ein bisschen Abwechslung in ihr Leben gebracht, hab

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