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Die Hure von Rom - Walz, E: Hure von Rom

Titel: Die Hure von Rom - Walz, E: Hure von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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ihr zugehört und so weiter. Sonst hat ihr ja keiner zugehört. Wer hört schon’ner Hure zu? Ich glaube nicht, dass sie mich gemocht hat, ich meine, wirklich gemocht, so als Freundin. Nee, für die war ich nur eine Hofnärrin, über die sie sich amüsieren konnte. Nehm ich ihr nicht übel. Hab guten Wein bei ihr gekriegt, anständiges Essen und so weiter. Soll in Frieden ruhen, das Mädchen. So, das war’s, mehr hab ich nicht zu sagen.«
    Antonia und Sandro verständigten sich erneut über einen Blick, und Sandro übernahm wieder die Führung des Gesprächs.
    »Ihr sagtet, Maddalena habe sich über Männer im Allgemeinen ausgelassen. Hat sie auch über spezielle Männer gesprochen? Hat sie je Namen genannt?«

    Porzia überlegte, wobei sie mit dem Finger im Mund herumstocherte. »Über den Papst hat sie ungern gesprochen, aber nicht, weil sie meinte, ich könnte Gerüchte über ihn in Umlauf bringen. Das Thema war ihr einfach unangenehm, es machte sie unglücklich. Ich glaube, sie hatte Angst vor dem Papst. Das hat sie nie ausgesprochen, aber ich hatte manchmal so ein Gefühl, als … Na, egal. Jedenfalls hätte sie keine Trauer getragen, falls er gestorben wäre.«
    »Hat sie noch andere Männer erwähnt?«, fragte Sandro. »Frühere Kunden vielleicht?«
    »Nee. Oder doch, da war mal eine Sache, von der sie erzählt hat, die ist aber passiert, bevor ich sie kennenlernte. Es ging um einen ehemaligen Kunden, der sie belästigt hat. Der verfolgte sie, wenn sie ihre Wohnung und später ihre Villa verließ, und er hörte einfach nicht damit auf, was auch immer sie ihm an den Kopf warf. Der muss ganz schön verrückt nach ihr gewesen sein. So was soll’s ja geben. Ging über Wochen, die Sache. Am Ende ist sie ihn losgeworden. Wie sie das geschafft hat, darüber hat sie nur’ne Andeutung gemacht. Irgendwas wie Beziehungen spielen lassen oder so.«
    »Hat sie den Namen des Mannes genannt?«
    »Ja, der hieß … Verdammt, fällt mir nicht mehr ein. Ist Monate her, dass sie mir davon erzählt hat, und weil die Sache schon gelaufen war, hab ich nicht richtig zugehört.«
    »Hieß er Quirini?«
    »Nee.«
    »Hieß er … Carissimi?«
    »Carissimi? Ich dachte, Ihr heißt so.« Sie lachte ein lautes, unbeherrschtes Lachen. »Wenn Ihr es wart, müsstet Ihr’s ja wissen. Spaß beiseite, nee, Carissimi war’s auch nicht.«
    »Massa?«
    Sie rief: »Der isses gewesen, ja, Massa, so hieß er. Sie hatte nur Verachtung für ihn, aber der, der hat es nicht begriffen.«

    Sandro stand langsam auf und machte zwei Schritte auf das Bett zu. An seiner linken Wange, dort, wo die Faust ihn getroffen hatte, bildete sich ein gelblich-bläulicher Schatten, und er bewegte seinen Kiefer, als wolle er sich versichern, dass es ihn noch gab.
    »Nur noch eine letzte Frage«, sagte er und holte eine Kette hervor. »Habt Ihr die schon einmal gesehen?«
    »Gute Güte, das sind Klunker, was? Gehörte die Kette Maddalena? Hab ich nie an ihr gesehen. Bei unserer letzten Begegnung trug sie überhaupt keinen Schmuck.«
    »Wann war das?«
    »Vor drei Tagen. Ich hab sie abends besucht, auf einen Wein, danach bin ich gleich zur Arbeit gegangen. Himmel, seht euch die Kette an, die hat ein Vermögen gekostet, die kann sie nur von jemand Schwerreichem geschenkt bekommen haben. Aber Augusta … Ist schon seltsam. Wer weiß, vielleicht haben sie sich kurz vor ihrem Tod versöhnt, vielleicht war die Kette als Entschuldigung gedacht. Wenn es so war, dann alle Achtung, die hat sich ihre Entschuldigung was kosten lassen.«
    Porzia schien die Verwirrung auf Antonias und Sandros Gesichtern zu bemerken, denn sie fragte: »Was denn, das wisst ihr nicht? Ihr wisst nicht, von wem ich rede?« Sie wartete einen Moment, dann lachte sie wieder laut und unanständig. »Augusta«, sagte sie, »ist der Vorname von Signora A.«
     
    Antonia stand mit Sandro auf der Treppe, umgeben von Dunkelheit und Gestank. Obwohl es tiefe Aprilnacht war und die Sonne in ein paar Stunden aufgehen würde, hatte sich eine dumpfe, beklemmende Wärme im Treppenhaus gehalten, die Antonia wie ein Nachklang auf die Begegnung mit Porzia vorkam.
    »Eine grässliche Frau«, sagte Antonia.
    »Ja, aber sie hat etwas an sich, das mich dazu bringt, ihr die Grässlichkeit nicht übelzunehmen.«

    Antonia stimmte zu. »Liegt vielleicht daran, dass sie ehrlich ist. Rücksichtslos ehrlich, aber ehrlich.«
    »Mag sein«, räumte er vorsichtig ein und griff sich ans Kinn. »Wenigstens hat sich dieses albtraumhafte

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