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Die Hure von Rom - Walz, E: Hure von Rom

Titel: Die Hure von Rom - Walz, E: Hure von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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Zusammentreffen mit dem Bodensatz des Elends gelohnt. Diese Porzia ist eine wahre Fundgrube für Informationen. Wusstest du, was sich hinter dem A von Signora A verbirgt?«
    »Nein, nicht einmal Carlotta weiß es. Und Milo habe ich nicht gefragt.«
    Der Name war gefallen und sorgte für eine kurze Stille, wurde dann aber von Sandro ignoriert. »Maddalena trug also eine kostbare Kette mit dem Vornamen ihrer früheren Gönnerin.«
    »Eine Kette, die sie entweder noch nicht lange besaß …«
    »… oder lange unter Verschluss gehalten hatte«, ergänzte Sandro, und obwohl sie ihn in der Dunkelheit nicht sehen konnte, wusste sie, dass er lächelte. Sie hörte es an seiner Stimme, dieser sanften Stimme. »Was die Sache noch verwirrender macht, ist, dass die Apostolische Kammer eine nicht unerhebliche Summe an ›Augusta‹ gezahlt hat. Bisher ging ich davon aus, dass Maddalena das Geld erhalten hat, aber jetzt bin ich mir nicht mehr sicher.«
    »Du meinst, die Signora könnte die Empfängerin sein? Soll ich ihr auf den Zahn fühlen?«, fragte sie.
    »Wenn du willst«, antwortete er, und wieder hörte sie sein Lächeln. »Du hast Feuer gefangen, scheint mir. Wie in Trient.«
    »Ja«, sagte sie. »Wie damals.«
    Sie hörte das Geräusch seiner Kutte, und dann das Knarzen der Treppe. Er hatte sich gesetzt. Die Tatsache, dass Sandro dieses schimmelige, übelriechende Treppenhaus der frischen Nachtluft vorzog, bedeutete wohl, dass er Milo aus dem Weg gehen wollte, der draußen wartete.

    »Wir waren ein gutes Gespann«, sagte er.
    Sie wollte lieber nicht von Trient reden, es bedrückte sie zu sehr.
    Als sie nicht antwortete, sagte er: »Du und Carlotta habt mir sehr geholfen, ich meine hier in Rom, in den letzten Tagen. Ich habe so viel damit zu tun, andere Spuren zu verfolgen und … Was ich dich fragen möchte, ist, ob du mir, außer mit der Signora zu reden, noch einen weiteren Gefallen tun könntest. Sprich bitte mit meiner Schwester Bianca. Sie lässt sich von ihrem Verlobten schlagen, und ich habe mich deswegen mit ihr gestritten. Sie ist ein Trotzkopf und hat sich vorgenommen, nicht mehr mit mir zu reden, auch wenn es sich um meinen – unseren – Fall handelt.«
    Sie war überrascht von seiner Bitte, die darauf hinauslief, dass er sie mit einem seiner Familienmitglieder zusammenbrachte, ja, das Treffen sogar herbeiführte. »Und was soll ich sie fragen?«
    »Ich vermute, dass Maddalena Nera meinen Vater besucht hat, und zwar bei uns zu Hause, im Palazzo Carissimi. Bianca war immer ein ungeheuer neugieriges Mädchen, das als Kind und auch noch als junge Frau sogar zu nachtschlafender Zeit aufgestanden ist, wenn sie die Haustür hörte, und heimlich nachgesehen hat, wer kommt oder geht. Sie war die am besten informierte Person des Hauses, besser informiert als meine Eltern. Leider ist sie auch immer die Sturste von allen gewesen.«
    »Also, wenn du das wirklich willst …«
    »Ja«, sagte er. »Bitte.« Er ließ einen Atemzug verstreichen. »Und da ist noch etwas …«
    Die Stille, die darauf folgte, lag wie ein Gewicht auf der Zeit. Antonias Augen, die sich der Dunkelheit angepasst hatten, waren auf den Schatten, der zu ihren Füßen auf der Treppe saß, gerichtet. Er hielt den Kopf gesenkt, aber plötzlich hob er ihn
und sah sie an. Der Ausdruck des Geständnisses lag in seinem Blick. Sie hörte seinen Atem, der Kraft zu sammeln schien für etwas Großes.
    »Antonia«, sagte er, doch im nächsten Moment schreckte sie das laute Öffnen der Haustür auf. Gleich danach polterten schwungvolle, kraftvolle Schritte auf der Treppe zu ihnen hinauf.
    »Den Seemann habe ich mit schlagkräftigen Argumenten überzeugt, zu warten«, rief Milo. »Was ist, ihr beiden? Habt ihr mit Porzia gesprochen? Können wir gehen?«
    Sandro schwieg und überließ es ihr, zu antworten. Von der einen Seite blickte Sandro, von der anderen Milo sie an, zwei Phantome, die etwas von ihr erwarteten.
    »Ja«, sagte Antonia. »Wir können gehen.«
    Milo bot Antonia seine Hand. »Habt keine Sorge, ehrwürdiger Vater«, sagte er, »ich passe gut auf Antonia auf. Wir haben den gleichen Weg.«
    Milo führte Antonia durch die Dunkelheit des Treppenhauses die Stufen hinunter. Als sie zu dritt auf der Gasse angekommen und bereits in verschiedene Richtungen unterwegs waren, wandte Antonia sich noch einmal zu Sandro um.
    »Ich werde morgen mit Bianca sprechen«, rief sie ihm zu und winkte zum Abschied.
    Er blieb stehen, sah ihr nach, ließ ihr Winken jedoch

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