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Die Hure von Rom - Walz, E: Hure von Rom

Titel: Die Hure von Rom - Walz, E: Hure von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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Öllampen brannten und verliehen dem schäbigen Zimmer einen Hauch Gemütlichkeit. Porzia kniete auf dem Bett, die Decke bis zum Kinn hochgezogen. Ihr Kunde war inzwischen aufgestanden und hatte sich eine leinene Unterhose angezogen, ansonsten aber war er nackt. Milos Beschreibung kam der Realität sehr nahe: der Mann war tatsächlich ausgesprochen muskulös, und seine Augen verrieten, dass er alles andere als harmlos war.
    »Wenn du sie haben willst, musst du dich schon hinten anstellen, Freundchen«, sagte er.
    Sandro beachtete ihn nicht. »Seid Ihr die Dirne Porzia? Mein Name ist Sandro Carissimi. Ich muss Euch in einer dringenden Angelegenheit befragen.«
    Porzias Kunde hielt Sandro zurück, sich ihr zu nähern, indem er die Hand auf seine Brust legte. »Halt, halt, Freundchen, nicht so schnell.«
    Sandro streifte die Hand des Mannes mit einer entschlossenen
Bewegung ab. »Ihr müsst das Zimmer leider verlassen«, sagte er. »Zieht Euch an und geht.«
    »Ich habe aber schon bezahlt.«
    »Ihr dürft später wiederkommen.«
    »Wie wär’s, wenn du später wiederkommst?« Der Mann holte zu einem Schlag aus und traf Sandro mit voller Wucht ins Gesicht. Sandro fiel wie ein lebloser Gegenstand zu Boden, aber der Mann setzte nach, zog Sandro an der Kutte hoch und schlug ihn noch einmal.
    Milo schob Antonia beiseite und drängelte sich an ihr vorbei. Er drehte den Mann an der Schulter zu sich um, wich einem Schwinger aus und versetzte ihm zwei dicht aufeinanderfolgende Schläge in die Magengrube. Gleich darauf quetschte er dessen Kopf unter seinen rechten Arm und schleifte den Mann vor die Tür und auf die Treppe.
    »Antonia!«, rief Milo, »nimm seine Kleider und wirf sie durchs Treppenhaus nach unten. Ich kümmere mich darum, dass er euch nicht stört.«
    Antonia tat es, und als sie wieder ins Zimmer zurückkehrte, war Sandro dabei, sich aufzurichten. Sie wollte ihm behilflich sein, doch er lehnte ab, und weil sie den dummen Stolz besiegter Männer kannte, vermied sie jedes weitere Hilfsangebot. Glücklicherweise schien er nicht ernsthaft verletzt zu sein, sah man einmal von dem schmalen Blutfaden in seinem Mundwinkel ab.
    Porzia hatte sich inzwischen ein Unterkleid angezogen, saß jedoch weiterhin auf dem Bett, wo sie ihren Körper bis zur Brust bedeckt hielt. Sie war keine schöne Frau, in keiner Hinsicht. Normalerweise entdeckte Antonia als Künstlerin an den meisten Menschen etwas Beeindruckendes, Schönes, sei es ein edler Gesichtszug, eine angenehme Stimme, ein neugieriger Blick, ein sonniger Humor … Porzia schien nichts davon zu haben. Natürlich war es zu früh, sich festzulegen, aber Antonia
entdeckte nur Abstoßendes und Niedriges an dieser Frau. Porzia hatte sich wohl seit Wochen nicht mehr gewaschen, denn sie roch schlecht wie ranzige Butter. Ihre Wimpern ähnelten Spinnenbeinen. Und die schwarzen Haare glänzten in ihrer üppigen Fülle vor Fett. Die Haut schien einigermaßen gepflegt zu sein, aber sie war von fleckiger Bräune, vielleicht als Folge einer Hauterkrankung, die langsam und sanft den Körper überzog. Viel schlimmer jedoch als all diese hässlichen körperlichen Details war eine Art innerer Hässlichkeit, die von Porzia ausging, und Antonia fühlte sich an die Worte von Milo erinnert, der gestern gesagt hatte: Diese Frauen sind schon zu lange dem Schlechten ausgesetzt, um nicht selbst schlecht zu werden. Sie begann zu verstehen, was er damit gemeint hatte, denn auf Porzia, die Straßendirne, die Nacht für Nacht in engstem Kontakt zu dem übelsten Gesindel der Stadt stand, traf doppelt zu, was auch für viele Huren des Teatro galt. Trotz ihrer Jugend schien sie diese bereits lange hinter sich gelassen zu haben. Es hätte Antonia nicht überrascht, wenn Porzia im nächsten Augenblick wie eine Furie aufgesprungen und über Sandro und sie hergefallen wäre.
    »Wir tun Euch nichts«, sagte Antonia, weniger um Porzia als um sich selbst zu beruhigen. »Wir stellen nur ein paar Fragen und gehen wieder. Versprochen.«
    Porzia blickte abwechselnd Antonia und Sandro an, dann nickte sie. Erst jetzt wagte Antonia, sich auf das Fußende des Bettes zu setzen, zuvor musste sie allerdings Porzias ungewaschenes Kleid, das von hundert kleinen Löchern übersät war, mit spitzen Fingern zur Seite räumen. Sandro nahm auf dem einzigen Stuhl des Zimmers Platz.
    »Also gut, worum geht’s?«, fragte Porzia mit derber Stimme und grobschlächtigem Tonfall.
    »Um Maddalena«, sagte Sandro.
    Porzia schlug die Augen

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