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Die Huren des Apothekers

Die Huren des Apothekers

Titel: Die Huren des Apothekers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Stöckler
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gehört hatte, waren Mordgedanken durch seinen Kopf gezogen. Wenn er nicht so schnell hinter seiner Bärbel hergelaufen wäre, hätte er dieses falsche Weib erschlagen. Seiner Bärbel zu erzählen, er habe sie nie geliebt, nur sein Vergnügen mit ihr gesucht und sie dann weggeworfen wie einen abgefressenen Apfelgriebs! Warum nur hatte Bärbel nicht warten können, bis er von seinem Meisterstück aus Freiburg zurück war, um ihm selbst die Nachricht zu bringen? Wusste sie denn nicht, dass er sich gefreut hätte? Dass er sie zur Frau genommen hätte, egal was auch geschah?
    Langsam atmete Frank aus. »Wo hättest du dich versteckt?«
    »Mir wäre das nicht passiert. Nie würde ich rumhuren, man müsste mich ja fortjagen! Wenn ich in der Gnade des Herrn einem neuen Täufling das Licht der Welt schenke, werde ich das mit meiner Mutter daheim tun wie jedes anständige Eheweib.«
    Wut ließ die Zähne in Franks Mund knirschen. Er sprang auf und kehrte dem Mädchen den Rücken zu, damit sie nicht sah, wie sehr ihre Worte ihn aufwühlten. »Komm mit«, stieß er hervor und spürte, wie seine Augen brannten. Rückwärts gewandt nahm er ihr das Krüglein ab und stapfte zu der frisch Gehenkten. Mit seinem Messer schlitzte er den zerrissenen Rock auf, ergriff das steife Bein, stieß die Klinge in das Fleisch des Oberschenkels und zog die Muskeln auseinander. Aus der großen Beinader quoll beim letzten Schnitt schwarzes, geronnenes Blut in großen Klumpen heraus. Er hielt den Krug darunter, bis keine Brocken mehr herunterplatschten.
    »Da, nimm. Möge es deiner Mutter bekommen.«
    Mit beiden Händen ergriff das Mädchen das besudelte Gefäß, knickste und rannte davon.
    Unter Tränen sah Frank zu der Toten empor. »Verzeih«, murmelte er und wischte sich die Augen. »‘s wird nit helfen, aber zu sonst was bischt nit mehr gut.«
    Wie ein alter Mann mit lahmem Kreuz wandte er sich um und schlurfte zu seiner Hütte zurück. Bis Sonnenuntergang würde er hier ausharren, erst dann löste ihn einer von den anderen Henkersknechten ab. Ottmar suchte jede Nacht einen anderen aus. Nur in den Stunden hatte er Muße, Bärbel zu suchen. Er würde beim Haus der Frau Mechthild fragen müssen.
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    Elße gab die Schürze ab, froh, dass sie beim Auftragen der Speisen keinen Fleck darauf gemacht hatte. Das Kleid würde sie vor dem Schlafengehen auf den Stapel legen, den dann eine der anderen in die Kleiderkammer brachte. Diese Kleider gab Frau Mechthild nur zu seltenen Gelegenheiten aus, besonders wenn jemand aus der Stadt kam, der ihr eine Spende überließ und nicht selten mit einem ihrer Schützlinge im Obergeschoss des Anbaus verschwand. Bevor die anderen Mädchen fertig waren, die Schürzen zu sammeln, huschte Elße aus der Küche. Durch die Vorratsräume und Abstellkammern gelangte sie an der Kellertür vorbei zurück in die Eingangshalle. Das große Portal war nicht abgeschlossen, ganz im Gegensatz zu dem Dienstboteneingang, der Tür, die von der Küche in den Garten führte.
    Der Duft der Speisen für die Gäste zog durch die Halle und Elßes Bauch begann zu grummeln. Dabei war auch für sie das Abendmahl besonders üppig ausgefallen, eine doppelte Portion Hafergrütze, damit niemand von ihnen die hohen Herrschaften mit seinem Magenknurren belästigte. Sie legte eine Hand auf den Leib und streichelte ihn, bis er Ruhe gab.
    Die Knechte saßen in einer Gesindekammer beisammen, spielten Karten oder würfelten und ließen den Bierkrug herumgehen. Mit den kaum berührten Speisen von der Tafel der Herrin schlugen sie sich die Bäuche voll, bevor die Mädchen am nächsten Tag die Knochen nagen durften. Von diesen Schurken hatte Elße nichts zu befürchten.
    Jonata hatte morgens den Boden der Halle aus Steinfliesen poliert und klagte beim Servieren heute Abend ständig über Schmerzen in den Knien, die sie sich dabei verletzt hatte. Er war so glatt, dass Elßes Holzschuhe darauf ausrutschten. Mit vor den Mund gerissener Hand lauschte sie, ob das Klappern jemanden herbeirief. Erst nachdem sie keine anderen Geräusche als das Klirren des Geschirrs aus der Küche und das Trappeln der Füße der Mädchen hörte, die für die Bedienung der Gäste herumeilten, schlich sie weiter. Auf einmal öffnete sich eine Tür, ein Luftstrom zog durch die Halle. Sofort huschte Elße hinter einen Vorhang. Die Tür schloss sich.
    »Du übertreibst maßlos«, hörte sie die Stimme des Apothekers. »Wenn du Spenden willst, darfst du nicht diesen Überfluss

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