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Die Huren des Apothekers

Die Huren des Apothekers

Titel: Die Huren des Apothekers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Stöckler
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Elße gestern gedeckt hatte? War es Mechthild aufgefallen, dass sie sich für die Falsche gemeldet hatte?
    Nein, unwahrscheinlich. Dann hätte die Strafe genauso auch Elße getroffen. Sollte tatsächlich die unwillkommene Frage nach der rothaarigen Bärbel der Grund sein?
    Auch Elße hatte vorgehabt, sich nach Bärbel zu erkundigen. So sehr sie ihre Freundin bemitleidete, ein Hauch Erleichterung, dass es Jonata und nicht sie getroffen hatte, drückte das Messer des Gewissens noch tiefer in ihren Leib. Nein, niemand würde sie dazu bringen, jetzt noch nach Bärbel zu fragen. Gleich, als sie sich das schwor, trat der traurige Gesichtsausdruck des Fremden vor ihre Augen. Was sollte sie ihm nur mitteilen?

Kapitel 4 – Der Anbau
    Die Sonne ging schon fast unter, als Luzia zurückkehrte. Magdalene würde sie ausschimpfen wie ein ungezogenes Kind, aber der Spaziergang im Regen hatte Luzia gutgetan, ihre Gedanken geklärt und ihre gute Laune wieder hergestellt. Heimlich schob sie die Haustür auf und hängte ihren nassen Mantel in die Diele, tauschte die Lederschuhe gegen die weichen Pantoffeln des Landgrafen und wandte sich zur Treppe. Wie ein Schreckgespenst in der Nacht stand auf einmal Trine vor ihr. Luzia zuckte zusammen und unterdrückte einen Schrei, bis sie sich erinnerte, dass sie hier die Hausherrin war und sich beileibe nicht verstecken musste.
    »Hast du mich erschreckt, Trine! Warum schleichst du so?«
    Nach einem ärgerlichen Stirnrunzeln glättete sich die Miene der Magd und sie knickste. »Verzeihung, Herrin. Wir machten uns nur Sorgen um dich. Du warst Stunden verschwunden!«
    »Ja, darf ich das denn nicht?«, erwiderte Luzia schnippisch und wandte sich ab zur Treppe. Trine blieb zurück und ein Anflug schlechten Gewissens ließ Luzia zögern. Unsinn, rief sie sich zur Ordnung. Schließlich bezahlte Magdalene Trine dafür, Luzia zu umsorgen. Da musste sie sich keinen Kopf machen, wenn Trine ihrer Pflicht nachkam. Energisch schritt sie die Stufen hoch, als sie laute Stimmen aus der Bibliothek hörte: Magdalene und Lukas.
    Wann hatten die beiden sich das letzte Mal gestritten? Das war noch vor dem Umzug gewesen, in Amorbach, als Lukas alle Kleidertruhen zurücklassen wollte, um nur keines seiner Instrumente oder Ingredienzen einem unwissenden Fuhrmann zu überantworten. Da hatte Magdalene ihn weltfremd geschimpft, denn ohne Astrolabium sei noch niemand zu Tode gekommen, jedoch ohne Kleider würde man sie in Marburg davonjagen. Es hatte sich lediglich um einen kurzen Wortwechsel gehandelt, bis Lukas einlenkte. Jetzt jedoch zankten sich die beiden schon so lange, wie Luzia brauchte, die Treppe hochzugehen und den Gang zu durchschreiten. Als sie die Tür öffnete, schallten ihr die Stimmen so laut entgegen, dass sie unwillkürlich die Hände vor die Ohren hielt.
    »Du würdest im Dreck verkommen, wenn ich nicht hinter dir herräumte!«, rief Magdalene empört.
    »Bei meinen Büchern handelt es sich nicht um Dreck – und erst recht nicht bei meinen Notizen!«, blaffte Lukas zurück. »Niemand vergreift sich an meinen Forschungen!«
    Jetzt erst wurde er gewahr, dass Luzia in der Tür stand, sein Blick zuckte zu ihr herüber. »Luzia, sage bitte deiner vorlauten Schwägerin, dass ich sehr wohl alleine Ordnung in meinen Geschäften halten kann und sie sich nicht anmaßen soll, mich zu korrigieren!«
    Magdalene fuhr herum und funkelte sie an. »Dann sage bitte auch deinem herrischen Gemahl, dass seine Geschäfte mich nicht das Schwarz unterm Fingernagel scheren und er demnächst seine Hemden selbst waschen soll!«
    Mit hoch erhobenem Kinn raffte sie ihre Röcke und rauschte hinaus.
    Luzia sah ihr mit offenem Mund hinterher, bis sie den Kopf schüttelte und sich ihrem Mann zuwandte. Lukas stand mit geballten Fäusten mitten im Raum und kontrollierte mühsam seinen Atem.
    »Liebster, was ist denn nur geschehen?«, flüsterte sie völlig verstört.
    Sein Blick flackerte, dann schloss er die Augen kurz und atmete tief durch. Die Fäuste öffneten sich und sogar ein Lächeln stahl sich in sein Gesicht.
    »Nichts, was dich beträfe, meine Geliebte. Magdalene in ihrer Ordnungswut verlegte eines meiner Bücher und warf zu alledem auch noch den Zettel fort, auf den ich meine Anmerkungen zu dieser schwierigen Materie niedergeschrieben hatte. Wenn sie es nur zugeben würde, könnten wir gemeinsam das Buch suchen, aber sie ist uneinsichtig und weigert sich, ihren Fehler zuzugeben.«
    »Das sieht ihr überhaupt nicht ähnlich!

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