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Die Huren des Apothekers

Die Huren des Apothekers

Titel: Die Huren des Apothekers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Stöckler
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die Hände. »Geliebte! Du wirst doch nicht …«
    »Aber nein, mein Schatz! Ich gedenke lediglich, mit dir der vor Wochen ausgesprochenen Einladung des netten Kollegen zu folgen. Ihr beide müsst doch schließlich gründlich disputieren und anschließend Versöhnung feiern! Derweil werde ich einen stillen Ort aufsuchen und – was mir als Schwangerer zusteht – recht lange dort verweilen. Vertraue mir, ich weiß, wo im Allgemeinen unrechtes Gut verborgen wird.«
    So sehr er dagegen ankämpfte, Lukas lächelte. »Noch nie habe ich es bereut, dich zur Frau genommen zu haben. So sehr ich mir auch manchmal wünsche, deine Herkunft wäre eine andere, so nützlich machen sich deine Fähigkeiten zur rechten Zeit.«
    Luzia nutzte die Gelegenheit und hauchte einen Kuss auf seine Lippen, womit sie seine schlechte Laune endgültig vertrieb.
    »Nun«, murmelte er an ihrer Zunge vorbei, »ich werde vielleicht auch in einem der arabischen Werke Tabellen über den Jupiter finden …«
    ---
    Obwohl niemand an ihrer Decke zupfte und das Stroh sich dicht um ihren Körper schmiegte, konnte Elße vor Kälte keinen Schlaf finden. Immer wieder stellte sie sich vor, was die Knechte mit ihrer hilflosen Freundin anstellten. Wenn Endres sich schon ohne Grund das Recht herausnahm, eine Schutzbefohlene zu missbrauchen, was taten ihr diese Schweine an, wenn sie einen Auftrag bekamen? Frau Mechthild ließ oft bei nichtigen Anlässen eines der Mädchen entkleiden, im Hof auf einer Leiter anbinden und auspeitschen, damit niemand vergaß, wie sehr sie alle auf ihr Wohlwollen angewiesen waren, aber mehr als zwanzig Hiebe hatte noch keine ertragen müssen. Mechthild duldete es nicht, dass die Haut aufsprang, da sie dann jemanden zur Pflege abstellen musste und die Bestrafte nicht mehr arbeiten konnte. Manchmal taten es auch Stockschläge auf das bekleidete Gesäß, die aber mit größerer Gewalt vollzogen wurden. Gleich nach Elßes Ankunft in der Zuflucht ließ Mechthild ein Mädchen nackt anbinden, woraufhin jede mit einer Handvoll Dreck und Müll nach ihr hatte werfen müssen, obwohl keine so genau wusste, wofür sie diese Strafe verdiente. Diese Ärmste hatte eine ganze Nacht in der Kälte ausharren müssen, bis sie losgemacht wurde. Vielleicht kam Jonata am Morgen zurück, durchgefroren, gedemütigt, aber wohlauf.
    So gerne Elße es glauben wollte, dabei handelte es sich um einen Wunschtraum. Eine öffentliche Vergewaltigung ließ Mechthild nicht zu, vielleicht nicht einmal eine hinter verschlossenen Türen, aber die Knechte hatten genügend Zeit, ohne ihre forschenden Blicke Vergnügen mit Jonata zu suchen. Zumindest diesen Schaden würde sie davontragen, ganz davon abgesehen, was sich diese viehischen Männer sonst noch ausdachten. Elße traute ihnen zu, dass sie aus lauter Grausamkeit sogar das ungeborene Kind verletzten.
    Hektisch senkte Elße ihre Hand auf ihren Leib, streichelte ihn und schluchzte leise. So gerne würde sie Jonata beistehen, aber sie wagte es nicht, denn was sie ihr antaten, das konnte auch Elße geschehen. Um nichts auf der Welt wollte sie ihr Kind gefährden. Aber sie konnte die Freundin doch nicht so allein lassen!
    Schließlich hielt Elße es nicht mehr aus, sie musste aufstehen. Wenn Mechthild oder jemand anders sie erwischte, konnte sie noch immer sagen, dass sie die Latrine aufsuchte. Auch das war nachts verboten und mit einer Strafe belegt, aber sie würde gerne eine Stunde lang in der Kapelle knien und beten, wenn sie nur Gewissheit über Jonatas Schicksal bekam.
    Barfuß trotz des kalten Bodens, um nur kein Geräusch zu machen, huschte Elße zwischen den Betten entlang zur Tür des Schlafsaals. Meistens schloss Mechthild ab, diesmal nicht. Schon als Elße die Tür geräuschlos hinter sich zuklappte, bereute sie, nicht ihr Oberkleid oder die Decke mitgenommen zu haben, denn der Wind, der durch die Gänge zog, wollte sie zu Eiskristallen erstarren lassen. Mittlerweile kannte sie jeden Flur, hatte jeden Korridor schon gewischt, jede Fuge der Steinfliesen gebürstet, aber die Tür zum Anbau hatte sie sich noch nie genau angesehen. Als ob der Anblick sie mit Blindheit schlagen würde, schauten alle Mädchen in die andere Richtung, wenn sie hier zu tun bekamen. War es Einbildung oder nahm tatsächlich der Wind in diesem Flur zu? Ein wahrer Orkan schien durch den Gang zu toben. Elßes dünnes Unterkleid bewegte sich heftig in der Zugluft. Die Klappe des Oberlichts war geöffnet und ein Brausen und Pfeifen fegte zwischen

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