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Die Hurenkönigin (German Edition)

Die Hurenkönigin (German Edition)

Titel: Die Hurenkönigin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Neeb
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Blick.
    »Wenn ich mich nicht täusche, hattet Ihr doch mit der Toten eine intime Beziehung?«
    »Na und?« Josef zuckte gleichgültig mit den Schultern, war jedoch bei der Frage des Arztes rot geworden.
    »Dann werde ich mit Euch den Anfang machen.«
    Josef traf die Ankündigung des Doktors wie ein Peitschenhieb. »Wieso denn das?«, knarzte er. »Ich dachte, nur die Weibsleute sollen untersucht werden …«
    »Richtig – und das wird auch bald erfolgen. Aber zuerst werde ich Euch ansehen, weil es naheliegend scheint, dass Ihr Euch bei der Ermordeten angesteckt habt.«
    Die Huren blickten Josef betroffen an. Doktor Schütz bat sie, den Aufenthaltsraum zu verlassen und sich in ihre Zimmer zu begeben. Er werde sie benachrichtigen lassen, wenn er mit ihrer Untersuchung beginne. Während die Frauen der Tür zustrebten, schloss Doktor Schütz die Fenster und breitete ein sauberes Leinentuch über den Tisch, auf das er verschiedene Instrumente legte.
    Bei ihrem Anblick wurde es Josef ganz flau im Magen. Als er mit dem Doktor allein im Raum war, hüstelte er verlegen und presste schließlich hervor: »Da sind so ein paar Pusteln an meinem … Ding, aber das kann nix Schlimmes sein, denn es tut überhaupt nicht weh! Hab’s wahrscheinlich ein bisschen zu doll getrieben die letzten Tage, und dadurch ist es leicht entzündet an der Spitze, aber das wird schon wieder abheilen …« Der Frauenhausknecht rang sich ein gequältes Lächeln ab.
    »Macht bitte Euren Hosenstall auf und lasst mich einen Blick darauf werfen«, sagte Doktor Schütz mit ernster Miene.
    »Muss das denn sein? Gebt mir etwas Wundsalbe mit, dann ist es in ein, zwei Tagen weg …«
    »Macht Euch jetzt gefälligst frei und lasst mich nachsehen!«, befahl der Medicus streng.
    Josef stieß einen Fluch aus und knöpfte mit bebenden Fingern seinen Hosenlatz auf. Als der Doktor gleich darauf seinen Penis in Augenschein nahm und ihn sogar abtastete, hätte Josef dem Medicus am liebsten eine Backpfeife gegeben.
    »Wie lange habt Ihr das denn schon?«, fragte Doktor Schütz, während er die rötlichen Geschwüre besah.
    »Was weiß ich! Drei, vier Tage vielleicht«, brummelte Josef.
    »Wann hattet Ihr das letzte Mal Verkehr mit der Ermordeten?«
    »Das kann ich nicht mehr so genau sagen … Ein paar Tage bevor sie verschwunden ist, glaub ich.«
    »Und hattet Ihr regelmäßig Verkehr mit ihr oder eher gelegentlich?«
    »Ich weiß nicht, was heißt regelmäßig? So drei-, viermal die Woche vielleicht. Manchmal auch öfter. Wenn’s gut mit uns lief …« Josef war blass geworden und schwankte leicht. Der Arzt schob ihm einen Stuhl hin. Seufzend ließ sich der Frauenhausknecht darauf niedersinken. »Hab ich … hab ich …« Er blickte den Doktor mit einem Anflug von Verzweiflung an.
    Dieser stieß vernehmlich den Atem aus und nickte. »Ich fürchte, ja!«, sagte er und tastete Josefs Leistengegend ab. »Die Lymphknoten sind noch nicht geschwollen. Das deutet darauf hin, dass die Lues noch im Anfangsstadium ist.«
    »Kann man da noch was machen? Ich meine, kann man das heilen, wenn’s noch am Anfang ist?«, fragte Josef alarmiert.
    Doktor Schütz legte ihm begütigend die Hand auf die Schulter. »Bedauerlicherweise nicht. Die Lues ist eine unheilbare Erkrankung.«
    Josef traten die Tränen in die Augen. »Muss ich … muss ich jetzt sterben?«, brach es aus ihm heraus.
    »Keine Angst, mein Guter, so schnell stirbt man nicht. Es soll sogar Leute geben, die mit der Geschlechtspest alt werden. Aber offen gestanden: Rosig ist das nicht. Die Lues ist eine schwere Erkrankung, die bleibende Schäden hinterlässt.«
    Josef schlug die Hände vors Gesicht und gab ein unterdrücktes Wimmern von sich.
    »Ihr müsst jetzt tapfer sein und Euch genau an meine Weisungen halten, dann können wir die Symptome in den Griff kriegen.«
    Josef reckte den Kopf und blickte den Arzt hoffnungsvoll an. »Bitte helft mir, Herr Doktor! Ich mach auch alles, was Ihr mir sagt«, beteuerte er inbrünstig.
    »Gut so! Ich will sehen, was ich für Euch tun kann.« Der Doktor öffnete sein Felleisen und entnahm ihm einen großen Glastiegel mit weißer Salbe. »Das ist Quecksilbersalbe, die hilft gegen die Papeln. Ich streiche sie Euch jetzt auf die Geschwüre und mache einen Verband darum, damit sie besser einwirken kann. Ich lasse Euch etwas davon da, dann könnt Ihr es übers Wochenende selbst anwenden. Mindestens dreimal am Tag und vor dem Schlafengehen. Ich stelle Euch ein Rezept aus, damit

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