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Die Hurenkönigin (German Edition)

Die Hurenkönigin (German Edition)

Titel: Die Hurenkönigin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Neeb
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morgen früh bei Oberförster Staudinger im Forsthaus am Riedhof. Dort kann Er nächste Woche schon anfangen. Bis dahin mag Er noch hierbleiben und den Weinausschank betreiben. Wir müssen ja auch erst einen geeigneten Ersatz finden.«
    Josef schien vom Angebot des Bürgermeisters wenig begeistert zu sein und zog ein mürrisches Gesicht.
    »Und was gedenkt Ihr wegen unserer ermordeten Gildeschwester zu unternehmen?«, meldete sich die Hurenkönigin zu Wort.
    »Darauf komme ich später. – Jetzt aber zu unseren Anordnungen für das Frauenhaus. Die gesunden Hübscherinnen sind zu verschärfter, peinlicher Sauberkeit verpflichtet. Ihnen soll von der Gildemeisterin ausreichend Gelegenheit geboten werden, sich nach jedem Freier gründlich zu waschen …«
    »Das machen wir doch sowieso …«, grummelte die alte Irmelin kopfschüttelnd.
    »Zudem wird die Zimmerin aufgrund der verstärkten Seuchengefahr dazu angehalten, täglich eine gründliche Visite der Hübscherinnen vorzunehmen und dabei genau auf Krankheitsanzeichen zu achten. Zur Unterstützung dieser Maßnahme wird ihr zweimal in der Woche eine erfahrene Siechenmagd zur Seite stehen …«
    »Na, das kann ja heiter werden!«, fiel ihm Irmelin erneut ins Wort. »Kommen wir dann überhaupt noch zum Anschaffen?«
    »Selbstverständlich!«, blaffte der Bürgermeister. »Um den Betrieb nicht zu stören, werden dergleichen Untersuchungen auf den Vormittag verlegt, wenn das Frauenhaus noch geschlossen hat.«
    »Dann bin ich ja beruhigt«, näselte die Dienstälteste despektierlich.
    »Ich muss wohl nicht hinzufügen, dass jede Hure ihrerseits dazu verpflichtet ist, jegliches Anzeichen einer Erkrankung unverzüglich der Gildemeisterin zu melden«, bemerkte Reichmann und richtete seinen Blick wieder auf die Hurenkönigin. »Zimmerin, Ihr müsst dafür Sorge tragen, dass die Stellen der ausgeschiedenen Huren wieder mit anderen, gesunden Frauen besetzt werden. Ich räume Euch für dieses Unterfangen eine Frist von vierzehn Tagen ein. Um die Einstellung eines neuen Hausknechts kümmern wir uns selbst. Wir haben da schon jemanden im Auge … Bis Mittwoch bleibt das Frauenhaus geschlossen. Wir werden seine Wiedereröffnung öffentlich verkünden lassen. So könnt Ihr die freie Zeit nutzen, um für Nachschub zu sorgen. – Nun aber zu dem Mord an unserer freien Tochter Roswitha …«
    Reichmann bemühte sich um angemessene Betroffenheit, während er salbungsvoll tönte: »Bei Verwundung und Tötung einer Frauenhausdirne tritt die Stadt selbst als Klägerin auf, liegen uns doch die Geschicke der städtischen Hurenzunft besonders am Herzen.« Der Stadtvater erntete bei den Huren nur abschätzige Mienen. »Daher hat die Stadt entschieden, ein Kopfgeld von nicht weniger als fünf Gulden auf den Hausierer Georg Balzer auszusetzen.«
    »Und wenn der es gar nicht war?« Die Zimmerin fixierte den Würdenträger mit einem Blick, der diesem durch Mark und Bein ging.
    Er hüstelte und bemerkte schließlich mit aller ihm zur Verfügung stehenden Borniertheit: »Wer soll’s denn sonst gewesen sein?«
    Damit war die Angelegenheit für ihn erledigt. Er erhob sich von seinem Stuhl, um gemeinsam mit den Ratsherren die Hausinspektion vorzunehmen, und wünschte den freien Töchtern der Stadt noch einen gesegneten Tag.

    Josef wollte sich gerade in seine Kammer zurückziehen, als er die Stimme der Hurenkönigin vernahm.
    »Josef, ich muss mit dir reden!« Atemlos kam die Zimmerin die Treppe heraufgeeilt. Als sie bei ihm stand, raunte sie ihm zu: »Es geht um diese Teufelsanbeter, von denen du mir erzählt hast … Ich wollte dich dazu noch etwas fragen.«
    »Wenn’s sein muss«, grummelte der Frauenhausknecht übellaunig, öffnete die Zimmertür und ließ Ursel eintreten. »Ich habe Euch doch schon alles gesagt. Was wollt Ihr denn noch wissen?« Er ließ sich auf dem Rand seines ungemachten Bettes nieder und bot der Zimmerin den Holzschemel an.
    »Es geht um diese Frau, die vor der Schenke auf dich gewartet hat. Würdest du sie wiedererkennen?« Die Hurenkönigin blickte ihn gespannt an.
    Josef dachte eine Weile nach. »Kann sein. Die sah ja sehr gut aus, und so was merk ich mir.« Nachdenklich murmelte er: »Ein Gesicht wie ein Engel – und dabei war sie das genaue Gegenteil.«
    »Hast du sie vielleicht schon mal irgendwo gesehen? Ich meine, kam sie dir bekannt vor?«
    »Ich weiß nicht«, grummelte Josef. »Darüber zerbreche ich mir ja schon seit Tagen den Kopf!«
    »Wo könnte das

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