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Die Hurenkönigin (German Edition)

Die Hurenkönigin (German Edition)

Titel: Die Hurenkönigin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Neeb
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erwiderte der Hausierer. »Ich habe sie nicht mitgenommen und ich habe ihr auch kein Haar gekrümmt. Nach dem Frauenhaus bin ich gleich in die nächste Schenke gegangen – ich glaube, es war eine Wirtschaft am Mainzertor – und hab mir den Bauch vollgeschlagen und dazu etliche Krüge Bier getrunken. Ich kann mich noch genau daran erinnern. Der Wirt wollte mir zuerst nichts mehr geben, weil sie bald zumachen wollten. Dann hab ich ihm den halben Gulden gezeigt, und er hat sich anders besonnen und mir noch ein Bier gezapft. Seine Frau hat mir sogar noch eine Suppe warm gemacht. Das war so eine Linsensuppe mit Speck – Ihr könnt ja dort einmal nachfragen. Vielleicht erinnern die sich ja noch an mich und können bezeugen, dass ich allein und die Hübscherin gar nicht dabei war«, erklärte der Hausierer plötzlich mit fester Stimme. »Und gleich am nächsten Tag bin ich aufgebrochen, wie ich es dem hohen Herrn versprochen hatte. Das kann Euch doch bestimmt der Schuch von der Fremdenherberge bestätigen! Bei dem hab ich am Sonntagmorgen in der Früh meine Unterkunft bezahlt und bin losmarschiert. Hat er Euch das denn nicht gesagt?« Der Hausierer versuchte sich aufzurichten und blickte den Untersuchungsrichter fragend an.
    »Durchaus, durchaus«, murmelte Lederer unwillig. »Aber das hat ja nicht viel zu sagen, denn Er kann sie ja irgendwo versteckt gehalten haben … Was weiß denn ich? Er hält ja immer noch mit der Wahrheit hinterm Berg und will nicht gestehen!«
    »Das klingt doch alles ganz glaubwürdig!«, entfuhr es der Zimmerin mit vorwurfsvollem Blick auf den Untersuchungsrichter, dessen Überzeugung von der Schuld des Hausierers offenbar leicht ins Wanken geraten war.
    »Also gut«, schnaubte Lederer unwirsch. »Nehmen wir einmal an, es gab tatsächlich einen ominösen Auftraggeber … Was kann Er uns denn über ihn sagen? Kann Er ihn vielleicht genauer beschreiben?« Der Untersuchungsrichter sah den Häftling mit unverhohlener Skepsis an.
    Georg Balzers hohlwangiges Gesicht straffte sich vor Anspannung.
    »Viel kann ich nicht sagen«, erklärte er bedauernd. »Ich habe in der Dämmerung sein Gesicht nicht genau erkennen können. Außerdem trug er einen Umhang mit Kapuze, die er tief ins Gesicht gezogen hatte, denn es hat ja an dem Abend auch ziemlich geregnet. Der Mann war schlank und von hoher Statur …«
    »Das ist ja mehr als dürftig!«, unterbrach ihn Lederer barsch. »Ich fürchte fast, anhand einer solchen Beschreibung werden wir dieses angeblichen Auftraggebers niemals habhaft werden … Allein schon deswegen, weil es ihn gar nicht gibt!«
    Die Ketten rasselten, als Balzer mit dem Mut der Verzweiflung aufbegehrte. »Doch, es gibt ihn!«, schrie er. Dann stieß er hervor: »Und es gibt auch noch etwas, was mir aufgefallen ist … Er trug nämlich so einen merkwürdig geformten Ring am Finger. Das habe ich bemerkt, als er mir das Geld gegeben hat. Der Ring hat sehr kostbar ausgesehen. Er hat die Form eines Herzens gehabt, das von Schwertern durchbohrt war …«
    »Ach, meint Er vielleicht das Herz mit den sieben Schwertern?« Lederer brach in Hohngelächter aus, in welches der Bürgermeister und die Ratsherren mit einstimmten.
    Die Zimmerin beobachtete das Gebaren der Standespersonen mit versteinerter Miene und konnte nicht mehr länger an sich halten. »Was sind denn das für Possen?«, murmelte sie empört.
    »Das frage ich mich auch, Zimmerin!«, blökte Lederer provozierend. »Das Herz mit den sieben Schwertern … Dass ich nicht lache! Jeder Reliquienhändler und Heiligenbildchen-Verkäufer vor den Kirchen hält so etwas feil, wo es doch, wie jeder weiß, ein Symbol der Gottesmutter ist.« Er hielt plötzlich inne und keifte dann cholerisch: »Was will uns dieser Lumpenhund denn noch alles auftischen, um von sich abzulenken! Mir reicht es jetzt mit seinen Lügengeschichten! Ich werde den Halunken noch heute in den Mainzerturm überstellen lassen, um ihn der peinlichen Befragung zu unterziehen.«

    Die Stimmung unter den Huren im Frauenhaus am Dempelbrunnen war auf dem Tiefpunkt. Mit missmutigen Gesichtern saßen sie am Tisch und stocherten lustlos in ihrem Abendessen. Den meisten steckte die Beerdigung der Gildeschwester noch in den Knochen, den ganzen Nachmittag über hatte sich kein Freier blicken lassen, und jetzt fing es schon an zu dämmern und sie waren in der Schankstube immer noch unter sich.
    »Wo bleiben nur die ganzen Mannsbilder?«, wandte sich die schlaue Grid an Ursel, die

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