Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hurenkönigin (German Edition)

Die Hurenkönigin (German Edition)

Titel: Die Hurenkönigin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Neeb
Vom Netzwerk:
Untersuchungsrichter mit der Befragung des Verdächtigen.
    »Also, Kerl, gibt Er zu, dass Er der Letzte war, der die Hure lebend gesehen hat? Was hat Er mit ihr gemacht?«
    »Ich habe ihr nichts getan! Bitte glaubt mir das! Ich war bei ihr, das gebe ich ja zu, aber dann bin ich weg, und da war sie noch putzmunter!«, stammelte der Landgänger.
    »Er hat doch von Anfang an was im Schilde geführt! Oder warum hat Er sonst ausdrücklich nach der Hure Roswitha verlangt?« Die Adern an den Schläfen von Lederers kahlem Schädel traten deutlich hervor.
    »Ich … ich habe Geld dafür bekommen«, stieß Balzer hervor und blickte zu dem Untersuchungsrichter auf wie ein Hund, der einen Tritt erwartet.
    »Wofür hat Er Geld gekriegt? Dass Er sie bestialisch foltert und dann umbringt?«, blaffte Lederer auf ihn hinab.
    »Nein!«, schrie der Hausierer verzweifelt. »Es war alles ganz anders …«
    Der Untersuchungsrichter wollte bereits wieder nachsetzen, da raunte der Bürgermeister halblaut: »Lasst ihn doch erzählen. Vielleicht erfahren wir dadurch von etwaigen Komplizen.«
    Lederer nickte und fuhr Balzer an: »Auf, erzähl Er! Wie hat es sich genau verhalten? Und tisch Er uns bloß keine Lügen auf, Bursche! Sonst lass ich Ihn gleich der peinlichen Befragung unterziehen.«
    Balzer, der aufgrund der Ketten außerstande war, sich über die tropfende Nase zu wischen, schniefte und erklärte stockend: »Ich bin an dem fraglichen Abend vor der Fremdenherberge auf dem Liebfrauenberg von so einem … einem vornehmen Herrn angesprochen worden. Der hat mich gefragt, ob ich mir einen halben Gulden verdienen will, er habe einen Auftrag für mich. Da hab ich nicht lange gefackelt und sofort ja gesagt. Und dann hat mir der Mann befohlen, auf der Stelle zum Frauenhaus am Dempelbrunnen zu gehen und dort eine Hübscherin mit Namen Roswitha aufzusuchen. Der sollte ich einen Gulden geben und ihr ausrichten, sie habe sich um die elfte Stunde am Fahrtor einzufinden, wo sie von einem Freier abgeholt werde. Nach dem Stelldichein werde sie noch einen Gulden kriegen, sollte ich ihr sagen. Der Mann hat sich ausbedungen, dass ich niemandem etwas davon erzähle, und das sollte ich auch unbedingt der Hure bestellen, denn der Freier wär ein vornehmer Herr, der unerkannt bleiben wolle. Außerdem müsse die Hure darauf achten, dass sie sich unbemerkt aus dem Frauenhaus davonstiehlt und ihr niemand folgt. Bevor er weggegangen ist, hat mir der Mann noch gedroht, er werde mich genau im Auge behalten, ich sollte also bloß nicht auf die Idee kommen, mich mit dem Geld davonzumachen. – Na ja, ich hab dann auch alles so gemacht, wie er es mir befohlen hat. Hab die Hure aufgesucht, ihr den Gulden gegeben und ihr gesagt, was sie machen soll. Dann bin ich in eine Wirtschaft gegangen, denn ich hatte ja schon tagelang nichts Gescheites mehr gegessen und Hunger. Und mehr war auch nicht. Das ist die reine Wahrheit!«, beteuerte der Hausierer.
    »Der Kerl lügt doch wie gedruckt!«, brüllte der Untersuchungsrichter und lief vor Empörung rot an. »Da haben wir aber von einem gewissen Karl Schuch etwas ganz anderes gehört!«
    »Was denn?« Der Hausierer blickte fassungslos.
    »Der redliche Karl Schuch, als da ist der Herbergsvater in der Fremdenherberge am Liebfrauenberg, hat den Gassenmeistern gegenüber bezeugt, Er, Balzer, habe in der Nacht zum Sonntag – also in der Nacht, wo Er auch im Frauenhaus war – besoffen damit geprahlt, dass Er bei einer gewissen Rosi aus dem Frauenhaus so oft randürfe, wie Er wolle, und Er brauche auch nichts dafür zu bezahlen. – Wie kann Er uns denn das erklären?«, polterte der Untersuchungsrichter.
    Die Hurenkönigin wartete gespannt auf Balzers Antwort.
    Der Hausierer wand sich vor Scham und stieß hervor: »Ich … ich weiß nicht mehr so genau, was ich da im Suff alles erzählt habe … Aber die hat sich halt so über den Gulden gefreut, dass sie gemeint hat, ich hätte bei ihr noch was gut.« Er murmelte: »Was soll das denn sonst bei einer Hure heißen?«, und senkte betreten den Blick.
    »Was das heißen soll?«, brüllte Lederer so laut, dass Ursel zusammenschreckte. »Das soll heißen, dass Er lügt, wie es Ihm gerade in den Kram passt! Und das heißt nichts anderes, als dass Er die Hübscherin zu diesem Zeitpunkt schon längst irgendwo gefangen gehalten und sie sich mit Gewalt gefügig gemacht hatte!« Er schaute den Bürgermeister und die Ratsherren zustimmungheischend an.
    »Nein, so war es nicht!«,

Weitere Kostenlose Bücher