Die Hyäne
unser Sohn. Das Monster, die Hyäne! Allmächtiger! – Fahr schneller…«
De Baker tat es nicht, noch nicht. Er stand viel zu stark unter Streß, so daß er erst wieder klar denken konnte, als die Gestalt schon in die Dunkelheit abgetaucht war.
Carrie war wie ausgewechselt. Sie hatte ihre eigene Angst vergessen und feuerte ihren Mann an. »Du mußt nach rechts fahren. Mehr nach rechts, Mel!«
Er zog den Wagen herum. Bisher waren sie über einen schmalen, wenn auch bewachsenen Pfad gerollt. Jetzt aber mußten sie quer durch das Gelände fahren. Der Boden war aufgeweicht vom Regen und entsprechend tief. So schaukelte der Volvo wie ein altes Schiff bei Wellengang. Verbissen fuhr Mel de Baker weiter. Er wollte endlich Klarheit haben, aber die Gestalt ließ sich nicht mehr blicken. Sie verstand es sehr wohl, dem breiten, hellen Lichtschein zu entwischen.
Als Nachteil machte sich auch die relative Unbeweglichkeit bemerkbar.
Da kämpfte die Technik gegen die Tücken der Natur, und die Natur gewann.
Plötzlich saßen sie fest. Die Räder des Volvo fanden keinen Halt mehr und gruben sich rasch tiefer.
»Scheiße!« schrie Mel und schlug auf das Lenkrad.
Carrie blieb ruhig. Allerdings wirkte ihre Haltung dabei unnatürlich. Sie hatte den Mund geöffnet und den rechten Handballen gegen die Zähne gepreßt.
Mel stellte den Motor ab und stieg aus. Er hatte es geahnt. Die Räder hatten sich tief eingegraben. Es würde schwer werden, ohne fremde Hilfe wieder freizukommen. Vor Wut trat Mel gegen einen Reifen. Er fluchte dabei, riß die Fahrertür wieder auf und steckte seinen Kopf in den Wagen.
Carrie hatte sich wieder gefangen. »Kommen wir weg?«
»So einfach nicht. Vielleicht mit Hilfe der Fußmatten.« Er griff nach ihnen, plazierte sie und kehrte zu Carrie zurück.
»Und jetzt?«
»Wirst du dich hinter das Steuer setzen und den Motor starten. Fahr vorsichtig zurück, ich schiebe von vorn nach. Alles verstanden?«
Carrie nickte. Sie wechselte ihren Platz. Natürlich war sie nervös, natürlich machte sie einiges falsch, und ihr Mann regte sich darüber auf.
Er stemmte sich mit aller Kraft gegen den Wagen. Beim vierten Versuch klappte es endlich. Sie bekamen den Wagen frei.
Er hatte sich plötzlich gelöst und fuhr. Der Mann stolperte nach vorn, weil der Widerstand weg war, fiel hin, raffte sich aber auf und lief zum Volvo hin.
Keuchend fiel er auf seinen Platz zurück, den Carrie ihm freigemacht hatte. »Ist dir was passiert, Mel?«
»Nein, nur der Kleidung. Die ist mehr als dreckig. Und die Fußmatten sind hin.«
»Dann weg hier.«
»Darauf kannst du dich verlassen.«
Erst als sie ihre Wohnung betreten hatten und Mel seine schmutzige Kleidung im Bad ausgezogen und aufgehängt hatte, widmeten sie sich wieder dem Thema.
Carrie lehnte am Türpfosten und schaute mit leerem Blick ins Bad. »Es muß ja weitergehen«, sagte sie.
»Sicher.« Er hob die Schultern. »Aber ich weiß nicht, was die Polizei dazu sagen wird.«
Carrie nagte an ihrer Unterlippe. »Eigentlich hätte ich da eine Idee«, formulierte sie etwas umständlich.
Mel horchte auf. »Welche denn? Los, raus damit!«
»Nein, noch nicht. Darüber muß in Ruhe gesprochen werden. Das können wir bei einem Drink. Ich brauche jetzt einen Schluck, vielleicht sogar zwei oder drei. Komm ins Wohnzimmer, wenn du fertig bist.«
Mel war schnell fertig. Über seine Unterwäsche hatte er den Bademantel gestreift. Die Rollos bedeckten noch die Fenster. Im Zimmer hing der Geruch einer kalten Zigarre.
Carrie hatte zwei Gläser mit jeweils einem dreifachen Whisky gefüllt.
Eines schob sie Mel rüber, als er sich gesetzt hatte.
»Was ist mit deiner Idee?«
»Trink erst mal.«
»Okay.«
Sie tranken beide. Danach schauten sie sich an, und anschließend berichtete Carrie ihrem Mann das, was sie sich ausgedacht hatte…
***
»Du hast es nicht vergessen, nicht wahr?« fragte Glenda Perkins. Von ihr war nur der Kopf zu sehen, den sie durch den Türspalt gestreckt hatte. Ein Kopf mit dunklen Haaren und einem hübschen Gesicht mit ebenfalls dunklen Augen.
»Was denn?« fragte ich.
»Tu nicht so. Wir waren verabredet.«
»Ach ja, bei einem Gemüsehändler.«
Suko, der ebenfalls zugehört hatte, fragte etwas spöttisch: »Gibt es bei dem kurz vor Feierabend Sonderangebote?«
»Ist alles möglich.«
»Laßt den Quatsch«, beschwerte sich Glenda. Jetzt erschien auch ihr Arm. Den Pulloverärmel hatte sie so weit hochgeschoben, daß mir ihre Uhr auffiel. »In
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