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Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion

Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion

Titel: Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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kennenzulernen, Dr. Arundez. Ich hoffe, wir sehen uns eines Tages an der Reichs wieder.«
    »Das hoffe ich auch«, sagte Melio und betrachtete sie im Halbdunkel so durchdringend, daß Sol den Eindruck hatte, als wollte er sich alles in diesem Augenblick einprägen.
    »Okay, gut ...«, sagte Rachel und wich zurück, wobei die Gummisohlen ihrer Schuhe auf dem Gehweg quietschten. »Dann gute Nacht. Wir sehen uns morgen früh, Dad.«
    »Gute Nacht, Rachel.«
    Sie blieb unter der Tür stehen. Im Licht der Gaslaterne auf dem Rasen sah sie viel jünger als dreizehn aus. »'Later, alligator.«
    »'While, crocodile«, sagte Sol und hörte, wie Melio es gleichzeitig flüsterte.
    Sie standen eine Weile schweigend nebeneinander und spürten, wie sich die Nacht über die kleine Stadt senkte. Ein Junge fuhr mit dem Fahrrad vorbei; Laub raschelte unter den Reifen, die Speichen funkelten im Licht der alten Straßenlaternen. »Kommen Sie ins Haus«, sagte Sol zu dem schweigenden Mann. »Sarai wird sich freuen, Sie zu sehen. Rachel wird schlafen.«
    »Nicht jetzt«, sagte Melio. Er war ein Schatten und hatte die Hände immer noch in den Taschen. »Ich muß ... es war ein Fehler, Sol.« Er wandte sich ab, drehte sich wieder um. »Ich rufe an, wenn ich auf Freeholm bin«, sagte er. »Wir rüsten noch eine Expedition aus.«
    Sol nickte. Drei Jahre Transit, dachte er. Wenn sie heute nacht noch aufbrechen würden, wäre sie ... nicht ganz zehn, bis sie ankommen. »Gut«, sagte er.
    Melio blieb stehen, hob zum Abschied die Hände, ging auf dem Gehweg davon und achtete nicht auf die Blätter, die unter seinen Füßen raschelten.
    Sol sah ihn nie persönlich wieder.
     
    Die größte Kirche des Shrike befand sich auf Lusus, und dorthin farcastete Sol ein paar Wochen vor Rachels zehntem Geburtstag. Das Gebäude selbst war nicht größer als eine Kathedrale auf der Alten Erde, aber mit seinen schwebenden Zinnen, den verzerrten Obergeschossen und den Stützwänden aus Buntglas wirkte es gigantisch. Sols Stimmung war düster, und die brutale Schwerkraft von Lusus trug nicht dazu bei, ihn aufzumuntern. Trotz seiner Verabredung mit dem Bischof mußte Sol fast fünf Stunden warten, bis er ins innere Heiligtum vorgelassen wurde. Die meiste Zeit verbrachte er damit, die rotierende, zwanzig Meter hohe Statue aus Stahl und Polychrom zu betrachten, die vielleicht das legendäre Shrike darstellen sollte ... vielleicht aber auch eine abstrakte Hommage an jede scharfkantige Waffe war, die man je erfunden hatte. Was Sol am meisten interessierte, waren die beiden roten Ovale, die in dem alptraumhaften Gebilde schwebten, das ein Schädel sein mochte.
    »M. Weintraub?«
    »Eure Exzellenz«, sagte Sol. Er merkte, daß die Anwärter, Exorzisten, Lehrmeister und Türsteher, die ihm während der langen Wartezeit Gesellschaft geleistet hatten, sich flach auf die dunklen Fliesen geworfen hatten, als der Hohepriester eingetreten war. Sol brachte eine formelle Verbeugung zustande.
    »Bitte, bitte, treten Sie ein, M. Weintraub«, sagte der Priester. Er deutete mit einer ausholenden Bewegung des Arms in der Robe auf die Tür des Shrike-Sanktuariums.
    Sol trat ein, befand sich in einem dunklen, hallenden Saal, der sich nicht sehr von dem Schauplatz seines wiederkehrenden Traums unterschied und setzte sich, wo der Bischof hingedeutet hatte. Als der Geistliche zu seinem eigenen Platz ging, einer Art kleinem Thron hinter einem kunstvoll geschnitzten, aber durch und durch modernen Schreibtisch, fiel Sol auf, daß der Priester ein Einheimischer von Lusus war, der dick geworden war und einen klobigen Kiefer hatte, aber darüber hinaus so stattlich wirkte wie alle Bewohner von Lusus. Seine Robe war atemberaubend rot ... ein helles Arterienrot, das mehr wie eine gefangene Flüssigkeit schwebte als Seide oder Samt, mit Verzierungen aus Onyxhermelin. Der Bischof trug an allen Fingern Ringe, deren Steine abwechselnd rot und schwarz waren und eine beunruhigende Wirkung auf Sol ausübten.
    »Eure Exzellenz«, begann Sol. »Ich möchte mich im voraus für alle Verletzungen des Kirchenprotokolls entschuldigen, die ich begangen habe oder begehen werde.
    Ich muß gestehen, ich weiß wenig über die Kirche des Shrike, aber was ich weiß, hat mich hierher geführt. Bitte vergeben Sie mir, falls ich unabsichtlich meine Unwissenheit kund tue, indem ich Titel oder Ausdrücke falsch verwende.«
    Der Bischof bewegte die Finger vor Sol. Rote und schwarze Steine funkelten im düsteren Licht.

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