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Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion

Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion

Titel: Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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trat in die abendliche Kälte hinaus. »Melio!« sagte er, als er das Gesicht des großen Mannes sah.
    Der Archäologe hatte die Hände in den Taschen seines langen blauen Mantels. Trotz der zehn Standardjahre, die seit ihrer letzten Begegnung verstrichen waren, war Arundez kaum gealtert – Sol schätzte, daß er immer noch Ende zwanzig war. Aber das tiefbraune Gesicht des Mannes war besorgt. »Sol«, sagte er und streckte fast schüchtern die Hand aus.
    Sol schüttelte die Hand herzlich. »Ich habe nicht gewußt, daß Sie wieder da sind. Kommen Sie mit ins Haus.«
    »Nein.« Der Archäologe wich einen halben Schritt zurück. »Ich stehe seit einer Stunde hier draußen, Sol. Ich habe nicht den Mut aufgebracht, zur Tür zu kommen.«
    Sol wollte etwas sagen, aber dann nickte er nur. Er steckte auch die Hände in die Taschen, weil es so kalt war. Die ersten Sterne kamen über den dunklen Giebeln des Hauses heraus. »Rachel ist momentan nicht daheim«, sagte er schließlich. »Sie ist zur Bibliothek gegangen. Sie denkt, daß sie demnächst eine Geschichtsarbeit schreiben muß.«
    Melio holte keuchend Luft und nickte seinerseits. »Sol«, sagte er mit belegter Stimme, »Sie und Sarai sollten wissen, daß wir alles Menschenmögliche getan haben. Das Team war fast drei Standardjahre auf Hyperion. Wir wären geblieben, wenn die Universität uns nicht die Mittel gestrichen hätte. Wir haben nichts gefunden ...«
    »Wissen wir«, sagte Sol. »Wir haben die Fatlinebotschaften bekommen.«
    »Ich habe selbst allein Monate in der Sphinx verbracht«, sagte Melio. »Nach den Instrumenten ist sie lediglich ein Haufen toter Steine, aber manchmal habe ich gedacht, ich hätte ... etwas gespürt ...« Er schüttelte wieder den Kopf. »Ich habe sie im Stich gelassen, Sol.«
    »Nein«, sagte Sol und packte den jungen Mann an den Schultern des Wollmantels. »Aber ich habe eine Frage. Wir haben uns an unsere Senatoren gewandt ... haben uns sogar mit unseren wissenschaftlichen Direktoren unterhalten ... aber niemand konnte uns erklären, warum die Hegemonie nicht mehr Zeit und Geld auf die Untersuchung der Phänomene auf Hyperion verwendet hat. Ich finde, sie hätten diese Welt schon lange ins Netz aufnehmen müssen, und sei es nur des wissenschaftlichen Potentials wegen. Wie können sie ein Rätsel wie die Gräber so vernachlässigen?«
    »Ich weiß, was Sie meinen, Sol. Sogar die vorzeitige Kürzung unseres Etats war verdächtig. Es ist, als hätte die Hegemonie die Politik, Hyperion auf Armeslänge von sich zu halten.«
    »Glauben Sie ...«, begann Sol, aber in diesem Augenblick kam Rachel in der herbstlichen Dämmerung näher. Sie hatte die Hände tief in ihrer roten Jacke, das Haar trug sie kurz – die jahrzehntelange Mode Heranwachsender überall –, die Wangen waren vor Kälte gerötet. Rachel befand sich an der Grenze zwischen Kindheit und Jugend; die langen Beine waren in Jeans gekleidet, Turnschuhe und die dicke Sportjacke hätten ihre Silhouette als die eines Jungen durchgehen lassen können.
    Sie grinste sie an. »Hi, Dad.« Sie trat im düsteren Licht näher und nickte Melio schüchtern an. »Entschuldigung, ich wollte eure Unterhaltung nicht unterbrechen.«
    Sol holte tief Luft. »Schon gut, Kleines. Rachel, das ist Dr. Arundez von Reichs Universität auf Freeholm. Dr. Arundez, meine Tochter Rachel.«
    »Freut mich, Sie kennenzulernen«, sagte Rachel, die jetzt aufrichtig strahlte. »Mann, Reichs. Ich habe ihre Kataloge gelesen. Dort würde ich eines Tages gerne studieren.«
    Melio nickte wie versteinert. Sol konnte sehen, wie steif seine Schultern und sein Oberkörper waren. »Würdest du ...« begann Melio. »Ich meine, was würdest du denn gerne dort studieren?«
    Sol dachte, der Schmerz in der Stimme des Mannes müßte Rachel auffallen, aber sie zuckte nur die Achseln und lachte. »Herrje, alles. Der alte Mr. Eikhardt – das ist der Lehrer für Paläontologie und Archäologie im Kurs für Fortgeschrittene, den ich am Bildungszentrum besuche – hat gesagt, dort haben sie eine tolle Fakultät für frühgeschichtliche Artefakte.«
    »Haben sie«, brachte Melio heraus.
    Rachel sah schüchtern von ihrem Vater zu dem Fremden, da sie offenbar eine Spannung spürte, aber die Ursache nicht kannte. »Nun, ich unterbreche nur eure Unterhaltung. Ich muß rein und ins Bett. Ich glaube, ich habe einen seltsamen Virus gehabt ... so wie Meningitis, sagt Mom, nur macht er mich ein bißchen durcheinander. Es war schön, Sie

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