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Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion

Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion

Titel: Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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sagte Sol zu Sarai, »wir gehen nicht nach Hyperion. Das ist nicht die richtige Lösung.«
    »Also sollen wir nichts tun.« Sarais Lippen waren weiß, als sie antwortete, aber sie hatte die Stimme eisern unter Kontrolle.
    »Nein. Ich möchte nur nicht, daß wir etwas Falsches tun.«
    Sarai atmete zischend aus. Sie winkte zum Fenster, wo ihre Vierjährige zu sehen war, die im Garten mit ihren Spielzeugpferden spielte. »Glaubst du, sie hat ewig Zeit, darauf zu warten, daß wir das Falsche tun ... oder überhaupt etwas tun?«
    »Setz dich, Mutter.«
    Sarai blieb stehen. Auf ihrem braunen Baumwollkleid waren Spuren verschütteten Zuckers zu sehen. Sol dachte an die junge Frau, die nackt aus dem phosphoreszierenden Kielwasser der beweglichen Insel auf Maui-Covenant gestiegen war.
    »Wir müssen etwas tun«, sagte sie.
    »Wir waren bei über hundert medizinischen und wissenschaftlichen Spezialisten. Sie ist von zwei Dutzend Forschungszentren untersucht, gepiekst, sondiert und gequält worden. Ich war auf jeder Welt im Netz in der Kirche des Shrike; sie empfangen mich nicht. Melio und die anderen Experten für Hyperion der Reichs bestätigen, daß der Shrike-Kult so etwas wie Merlins Krankheit nicht in der Kirchendoktrin verankert hat, und die Eingeborenen auf Hyperion haben keinerlei Legenden oder gar Hinweise auf mögliche Heilmethoden. Forschungen in den drei Jahren, die das Team auf Hyperion verbracht hat, sind ergebnislos geblieben. Jetzt sind Forschungen dort illegal. Zugang zu den Zeitgräbern wird nur den sogenannten Pilgern gewährt. Es ist sogar fast unmöglich, ein Einreisevisum für Hyperion zu bekommen. Und wenn wir Rachel mitnehmen, könnte die Reise sie umbringen.«
    Sol holte Luft und berührte Sarai wieder am Arm. »Es tut mir leid, daß ich das alles wiederholen muß, Mutter. Aber wir haben etwas getan.«
    »Nicht genug«, sagte Sarai. »Und wenn wir als Pilger gehen?«
    Sol verschränkte frustriert die Arme. »Die Kirche des Shrike sucht die Opfer aus Tausenden von Freiwilligen aus. Das Netz ist voll von dummen, deprimierten Menschen. Die wenigsten kehren zurück.«
    »Beweist das nicht etwas?« flüsterte Sarai rasch, drängend. »Etwas oder jemand holt diese Menschen.«
    »Banditen«, sagte Sol.
    Sarai schüttelte den Kopf. »Der Golem.«
    »Du meinst das Shrike.«
    »Es ist der Golem«, beharrte Sarai. »Derselbe, den wir in den Träumen sehen.«
    Sol war unbehaglich zumute. »Ich sehe keinen Golem in meinem Traum. Was für einen Golem?«
    »Die roten Augen, die alles beobachten«, sagte Sarai.
    »Es ist derselbe Golem, den Rachel in jener Nacht in der Sphinx gehört hat.«
    »Woher weißt du, daß sie etwas gehört hat?«
    »Aus dem Traum«, sagte Sarai. »Bevor wir den Saal betreten, wo der Golem wartete.«
    »Wir haben nicht denselben Traum geträumt«, sagte Sol. »Mutter, Mutter ... warum hast du mir das nicht vorher erzählt?«
    »Ich habe geglaubt, ich verliere den Verstand«, flüsterte Sarai.
    Sol dachte an seine heimlichen Gespräche mit Gott und legte einen Arm um seine Frau.
    »O Sol«, flüsterte sie an ihm, »es tut so weh, es mit anzusehen. Und es ist so einsam hier.«
    Sol hielt sie. Sie hatten versucht, nach Hause zurückzukehren – ihr Zuhause würde immer Barnards Welt bleiben –, ein halbes Dutzend Mal, um Freunde oder Verwandte zu besuchen, und jedesmal waren die Besuche durch eine Invasion von Reportern und Touristen kaputt gemacht worden. Niemand war schuld. Nachrichten verbreiteten sich fast augenblicklich durch die Megadatensphäre von einhundertsechzig Netzwelten. Um seine Neugier zu befriedigen, mußte man lediglich eine Universalkarte über einen Terminexdiskey ziehen und durch den Farcaster treten. Sie hatten versucht, unangemeldet zu kommen und anonym zu reisen, aber sie waren keine Spione, daher waren ihre Bemühungen erbärmlich. Binnen vierundzwanzig Standardstunden nach ihrem Wiedereintritt ins Netz wurden sie belagert. Forschungsinstitute und große Med Center boten problemlose Abschirmungen für eine Reise, aber die Freunde und Familienangehörigen mußten leiden. Rachel brachte Schlagzeilen.
    »Vielleicht könnten wir Tetha und Richard wieder einladen ...«, schlug Sarai vor.
    »Ich habe eine bessere Idee«, sagte Sol. »Geh selbst, Mutter. Du möchtest deine Schwester besuchen, aber du möchtest auch die Heimat sehen, hören und riechen ... möchtest einen Sonnenuntergang sehen, wo es keine Leguane gibt ... auf den Feldern spazieren gehen. Geh!«
    »Gehen? Nur

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