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Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion

Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion

Titel: Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Concourse auf ein einsames Plateau traten, das sich in alle Ewigkeit zu erstrecken schien. Abgesehen von dem Bronzerechteck des Farcasterportals hinter uns war keine Spur einer Zivilisation zu erkennen. Die Luft roch nach verfaulten Eiern. Der Himmel war ein braungelber Kessel mit eklig aussehenden Wolken. Der Boden um uns herum war grau und schuppig und schien keine sichtbaren Lebensformen zu beheimaten, nicht einmal Flechten. Ich hatte keine Ahnung, wie weit entfernt der Horizont tatsächlich war, aber wir schienen hoch oben zu sein, der Horizont weit entfernt, und auch in der Ferne war keine Spur von Bäumen, Sträuchern oder Tieren zu sehen.
    »Herrgott, wo sind wir?« fragte ich. Ich war überzeugt gewesen, daß ich alle Welten im Netz kannte.
    »Madhya«, sagte Johnny, der das Wort so ähnlich wie ›Mudye‹ aussprach.
    »Habe ich noch nie gehört« sagte ich, steckte die Hand in die Tasche und nahm den Perlmuttgriff von Dads Automatik.
    »Sie ist noch nicht offiziell im Netz«, sagte der Cybrid. »Offiziell handelt es sich um eine Kolonie von Parvati. Aber sie ist nur Lichtminuten vom FORCE-Stützpunkt dort entfernt, und die Farcasterverbindung wurde errichtet, ehe Madhya dem Protektorat beitritt.«
    Ich studierte die Einsamkeit. Mir wurde übel vom Schwefeldioxidgestank, und ich hatte Angst, ich würde mir den Anzug ruinieren. »Kolonien? In der Nähe?«
    »Nein. Es existieren einige kleine Städte auf der anderen Seite des Planeten.«
    »Welches ist die nächstgelegene bewohnte Gegend?«
    »Nanda Devi. Ein Ort mit etwa dreihundert Einwohnern. Liegt über zweitausend Kilometer südlich.«
    »Und warum ist das Farcasterportal dann hier?«
    »Potentielle Schürfstätte«, sagte Johnny. Er deutete zu dem grauen Plateau. »Schwermetalle. Das Konsortium hat mehr als einhundert Farcasterportale in dieser Gegend genehmigt, um den Zugang zu erleichtern, als die Erschließung begonnen hat.«
    »Okay«, sagte ich. »Ein guter Platz für einen Mord. Warum sind Sie hierher gekommen?«
    »Ich weiß nicht. Das gehört zum verlorengegangenen Teil meiner Erinnerung.«
    »Mit wem sind Sie gekommen?«
    »Das weiß ich auch nicht.«
    »Was wissen Sie denn?«
    Der junge Mann steckte die anmutigen Hände in die Taschen. »Wer ... was ... mich angegriffen hat, hat eine Art von Waffe benützt, die im Core als AIDS II-Virus bekannt ist.«
    »Was ist das?«
    »AIDS II war lange vor der Hegira eine ansteckende Seuche unter Menschen«, sagte Johnny. »Sie hat das Immunsystem ausgeschaltet. Dieses ... Virus wirkt genau so bei einer KI. In nicht mal einer Sekunde infiltriert er die Sicherheitssysteme und läßt tödliche Phagozytenprogramme auf den Wirtskörper los ... gegen die KI selbst. Gegen mich.«
    »Also können Sie sich dieses Virus nicht auf natürliche Weise zugezogen haben?«
    Johnny lächelte. »Unmöglich. Das ist etwa so, als würde man einen Erschossenen fragen, ob er nicht vielleicht auf die Kugel gefallen ist.«
    Ich zuckte die Achseln. »Hören Sie, wenn Sie einen Experten für das Datennetz oder KI wollen, haben Sie sich die Falsche ausgesucht. Abgesehen davon, daß ich mich in die Sphäre einklinke wie zwanzig Milliarden andere Kumpel, weiß ich null über die Geisterwelt.« Ich benützte den alten Ausdruck, um zu sehen, ob ich eine Reaktion bei ihm auslösen würde.
    »Ich weiß«, sagte Johnny unbeeindruckt. »Deshalb brauche ich Sie nicht.«
    »Und wozu brauchen Sie mich dann?«
    »Sie sollen herausfinden, wer mich hierher gebracht und ermordet hat. Und warum.«
    »Na gut. Wieso glauben Sie, daß der Mord hier stattgefunden hat?«
    »Weil ich hier die Kontrolle über meinen Cybrid wiedererlangte, als ich ... neugebildet wurde.«
    »Sie meinen, Ihr Cybrid war ausgeschaltet, während das Virus Sie vernichtet hat?«
    »Ja.«
    »Und wie lange hat das gedauert?«
    »Mein Tod? Fast eine Minute, bevor meine Reservepersönlichkeit aktiviert werden konnte.«
    Ich lachte. Ich konnte nicht anders.
    »Was ist so lustig, M. Lamia?«
    »Ihr Konzept vom Tod«, sagte ich.
    Die Mandelaugen sahen mich traurig an. »Für Sie ist das vielleicht amüsant, aber Sie haben ja keine Ahnung, was eine Minute der ... Kontaktunterbrechung ... für ein Element des TechnoCore bedeutet. Äonen Zeit und Informationen. Jahrtausende der Nichtkommunikation.«
    »Ja«, sagte ich und konnte die Tränen ohne allzu große Anstrengung zurückhalten. »Und was hat Ihr Körper, Ihr Cybrid, genau gemacht, während Sie die Persönlichkeitsbänder

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