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Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion

Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion

Titel: Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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ausgewechselt haben, oder was auch immer.«
    »Ich nehme an, er lag im Koma.«
    »Er kann nicht autonom handeln?«
    »O doch, aber nicht bei einem völligen Systemausfall.«
    »Wo sind Sie zu sich gekommen?«
    »Pardon?«
    »Als Sie den Cybrid aktiviert haben, wo war er?«
    Johnny begriff und nickte. Er deutete auf einen Felsblock keine fünf Meter vom Farcastertor entfernt. »Er lag da.«
    »Auf dieser oder der anderen Seite?«
    »Der anderen Seite.«
    Ich ging hin und untersuchte die Stelle. Kein Blut. Keine Spuren. Keine Mordwaffe, die herumlag. Nicht einmal ein Fußabdruck oder ein Beweis dafür, daß Johnnys Leichnam die Ewigkeit von einer Minute hier gelegen hatte. Die Spurensicherung der Polizei hätte vielleicht ganze Bände aus den mikroskopischen und biotischen Indizien lesen können, aber ich sah nur soliden Fels.
    »Wenn Ihre Erinnerungen wirklich dahin sind«, sagte ich, »woher wissen Sie dann, daß noch jemand mit Ihnen hierher gekommen ist?«
    »Ich habe die Farcasteraufzeichnungen abgerufen.«
    »Haben Sie auch den Namen der geheimnisvollen Person oder Personen aus den Belegen der Universalkarte abgelesen?«
    »Wir sind beide mit meiner Karte gefarcastet«, sagte Johnny.
    »Nur eine Person?«
    »Ja.«
    Ich nickte. Die Farcasteraufzeichnungen hätten jedes Interweltverbrechen aufklären können, wenn es sich bei den Portalen um echte Teleportation handeln würde; die Aufzeichnung der Transportdaten hätten das Subjekt bis zum letzten Gramm und Härchen rekonstruieren können. Aber ein Farcaster ist im Grunde genommen nur ein grobes Loch, das mittels einer phasengleichen Singularität ins Raum/Zeit-Gefüge gestanzt wird. Wenn der Farcasterverbrecher nicht seine oder ihre Karte benützt, haben wir als Daten lediglich Start und Ziel.
    »Von wo sind Sie gefarcastet?«
    »Tau Ceti Center.«
    »Haben Sie den Portalcode?«
    »Selbstverständlich.«
    »Beenden wir die Unterhaltung dort«, sagte ich. »Dieser Planet hier stinkt zum Himmel.«
    TC 2 , der uralte Spitzname von Tau Ceti Center, ist sicherlich die übervölkertste Welt im ganzen Netz. Neben einer Bevölkerung von fünf Milliarden Menschen, die sich um Wohnraum auf einer Landfläche prügeln, die nicht einmal die Hälfte der Alten Erde ausmacht, verfügt es über eine Orbitalringökologie, die Platz für eine weitere halbe Milliarde bietet. TC 2 ist nicht nur Hauptwelt der Hegemonie und Sitz des Senats, sondern obendrein der Mittelpunkt des Netzhandels. Die Portalnummer, die Johnny gefunden hatte, brachte uns natürlich zu einem Terminex mit sechshundert Toren in einem der größten Stadttürme von New London, einem der ältesten und größten Stadtteile.
    »Verdammt«, sagte ich, »gehen wir was trinken.«
    In der Nähe des Terminex lagen verschiedene Bars, und ich suchte eine aus, die vergleichsweise ruhig war: die Nachahmung einer Schiffstaverne, dunkel, kühl, jede Menge Holzimitat und Messing. Ich bestellte ein Bier. Wenn ich an einem Fall arbeite, nehme ich nie härtere Sachen zu mir oder benütze Flashback. Manchmal denke ich, diese Notwendigkeit der Selbstdisziplin ist der Grund dafür, daß ich im Geschäft bleibe.
    Johnny bestellte ebenfalls ein Bier, ein dunkles, deutsches Gebräu, das auf Renaissance Vector abgefüllt wurde. Ich fragte mich, was für Laster ein Cybrid haben könnte. Ich sagte:
    »Was haben Sie sonst noch herausgefunden, bevor Sie zu mir gekommen sind?«
    Der junge Mann breitete die Arme aus. »Nichts.«
    »Scheiße«, sagte ich ergeben. »Das ist ein Witz. Ihnen stehen die Mittel einer KI zur Verfügung, und Sie können nichts über Aufenthalt und Vorgehen Ihres Cybrids ein paar Tage vor Ihrem ... Unfall herausfinden?«
    »Nein.« Johnny trank von seinem Bier. »Ich könnte schon, aber es gibt wichtige Gründe, weswegen ich nicht will, daß meine KI-Kollegen von meinen Ermittlungen erfahren.«
    »Verdächtigen Sie einen von ihnen?«
    Anstatt zu antworten, gab Johnny mir einen Abzug seiner Einkäufe auf Universalkarten. »Die Gedächtnislücke durch meine Ermordung hinterläßt fünf Tage ohne Aufzeichnung. Hier sind die Kreditkartenbelege dieser Zeit.«
    »Sagten Sie nicht, daß Sie nur eine Minute abgeschaltet waren?«
    Johnny strich sich mit einem Finger über die Wange. »Ich kann von Glück sagen, daß ich nur die Daten von fünf Tagen verloren habe«, sagte er.
    Ich winkte einem menschlichen Kellner und bestellte noch ein Bier. »Hören Sie«, sagte ich, »Johnny ... wer immer Sie sind, ich werde nie eine Handhabe

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