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Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion

Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion

Titel: Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Rätsel, das gelegentlich ungewöhnliche Einsichten in ernstere Zweige der Analysis bietet.«
    »Verstehe ich nicht«, sagte ich.
    »Spielt wahrscheinlich auch keine Rolle. Ich bezweifle sehr, daß mein ... Zweck ... der Grund für den Anschlag gewesen ist.«
    »Was war Ihrer Meinung nach der Grund?«
    »Ich habe keine Ahnung.«
    Ich spürte, wie wir dabei waren, unseren Kreis zu schließen. »Na gut«, sagte ich. »Ich werde versuchen herauszufinden, was Sie gemacht haben und mit wem Sie in diesen verlorenen fünf Tagen zusammen waren. Fällt Ihnen außer der Kreditabrechnung noch etwas ein, das uns helfen könnte?«
    Johnny schüttelte den Kopf. »Sie wissen natürlich, weshalb es wichtig für mich ist, Identität und Motiv des Täters zu erfahren?«
    »Klar«, sagte ich, »sie könnten es wieder versuchen.«
    »Präzise.«
    »Wie kann ich Sie erreichen, falls erforderlich?«
    Johnny gab mir einen Kontaktchip.
    »Eine sichere Leitung?«
    »Sehr.«
    »Okay«, sagte ich. »Ich melde mich bei Ihnen, wenn und falls ich weitere Informationen habe.«
    Wir verließen die Bar und gingen zum Terminex. Er entfernte sich, als ich drei schnelle Schritte machte und ihn am Arm packte. Es war das erste Mal, daß ich ihn berührt hatte. »Johnny. Wie heißt der Dichter der Alten Erde, den sie wiederbelebt haben ...«
    »Rekonstruiert.«
    »Was auch immer. Auf dem Ihre Kl-Persönlichkeit basiert?«
    Der attraktive Cybrid zögerte. Mir fiel auf, daß seine Wimpern sehr lang waren. »Wie kann das wichtig sein?« fragte er.
    »Wer weiß, was wichtig ist?«
    Er nickte. »Keats«, sagte er. »Geboren 1795 n. Chr. Ist 1821 an Tuberkulose gestorben. John Keats.«
     
    Jemandem durch eine Reihe von Farcasterveränderungen zu folgen, ist so gut wie unmöglich. Besonders wenn man unentdeckt bleiben will. Die Polizei im Netz kann es, vorausgesetzt, sie setzt etwa fünfzig Agenten auf die Aufgabe an, sowie ein paar exotische und verdammt teure High-Tech-Spielzeuge, ganz zu schweigen von der Zusammenarbeit der Transitbehörde. Für einen Einzelnen ist die Aufgabe praktisch nicht zu bewältigen.
    Dennoch war es ziemlich wichtig für mich herauszufinden, wohin mein neuer Klient unterwegs war.
    Johnny drehte sich nicht um, als er den Terminexvorplatz überquerte. Ich ging zu einem Kiosk in der Nähe und verfolgte durch mein Taschenokular, wie er an einem manuellen Diskey einen Code eingab, die Karte einführte und durch das glühende Rechteck trat.
    Wenn er einen manuellen Diskey benützte, sprach das dafür, daß er zu einem öffentlichen Portal reiste, da private 'Castercodes normalerweise auf vertrauliche Chips geprägt sind. Toll! Damit hatte ich sein Ziel auf ungefähr zwei Millionen Portale auf hundertfünfzig Netzwelten und noch mal halb so vielen Monden eingegrenzt.
    Mit einer Hand zog ich das rote ›Futter‹ meines Mantels nach außen, während ich gleichzeitig die Replaytaste des Bildaufzeichners drückte und durch die Linse verfolgte, wie er die Diskeysequenz vergrößerte. Ich zog eine rote Münze heraus, die zum neuen roten Mantel paßte, und zog das Schild tief ins Gesicht. Während ich rasch über den Vorplatz ging, befragte ich mein Komlog nach dem neunstelligen Transfercode, den ich im Bildaufzeichner gesehen hatte. Ich wußte, die ersten drei Ziffern bedeuteten die Welt Tsingtao-Hsishuang Panna – ich hatte mir sämtliche planetaren Vorwahlen eingeprägt –, und erfuhr einen Augenblick später, daß der Portalcode in einen Wohnbezirk der Stadt Wansiehn (Erste Expansion) führte.
    Ich hastete zum ersten freien Portal und 'castete dorthin; und ich betrat eine kleine Terminexplaza mit ausgetretenem Kopfsteinpflaster. Uralte orientalische Geschäfte lehnten aneinander, Zinnen ihrer Pagodendächer hingen über enge Seitenstraßen. Menschen drängten sich auf der Plaza und standen unter Türen; bei den meisten handelte es sich eindeutig um Nachkommen der ersten Langflug-Flüchtlinge, die THP besiedelt hatten, aber es waren auch eine Menge Außenweltler darunter. Die Luft roch nach fremder Vegetation, Abwasser und kochendem Reis.
    »Verdammt«, flüsterte ich. Hier befanden sich noch drei Farcasterportale, die ausnahmslos nicht in ständiger Bereitschaft waren. Johnny hätte auf der Stelle weiterfarcasten können.
    Anstatt gleich nach Lusus zurückzucasten, durchsuchte ich fünf Minuten die Plaza und die Nebenstraßen. Da hatte die Melaninpille, die ich geschluckt hatte, schon gewirkt, und ich war eine junge schwarze Frau – oder

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