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Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion

Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion

Titel: Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Geschichte, M. Lamia? Wir werden später schlafen, bevor wir im Keep eintreffen.«
    Lamia trank den letzten Rest ihres Weins. »Möchten sie jetzt alle hören?«
    Köpfe nickten in der rosafarbenen Dämmerung. Martin Silenus zuckte die Achseln.
    »Na gut«, sagte Brawne Lamia. Sie stellte das leere Glas weg, zog die Füße auf die Bank, so daß ihre Ellbogen auf den Knien ruhten, und begann ihre Geschichte.
     

Die Geschichte der Detektivin
Der lange Abschied
    In dem Augenblick, als er mein Büro betrat, wußte ich, der Fall würde etwas ganz Besonderes sein. Er war eine Schönheit. Damit meine ich nicht weibisch oder ›hübsch‹ wie die männlichen HTV-Stars, bloß – schön.
    Er war klein, nicht größer als ich, und ich wurde in der 1.3 ge-Schwerkraft von Lusus geboren und großgezogen. Aber man sah auf den ersten Blick, daß mein Besucher nicht von Lusus stammte – seine kompakte Gestalt war nach Netznormen wohlproportioniert, athletisch und schlank. Sein Gesicht war eine Studie entschlossener Energie: niedere Stirn, vorstehende Wangenknochen, gedrungene Nase, kräftiger Kiefer und ein breiter Mund, der sowohl auf eine sinnliche Seite wie auf eine störrische Ader hindeutete. Seine Augen waren groß und mandelfarben. Er schien Ende zwanzig Standard zu sein.
    Sie müssen begreifen, daß ich das alles nicht in dem Augenblick in mich aufnahm, als er zur Tür hereintrat. Mein erster Gedanke war: Ist das ein Klient? Mein zweiter Gedanke war: Herrgott, ist der Kerl schön!
    »M. Lamia?«
    »Ja.«
    »Brawne Lamia von der Detektei All Netz?«
    »Ja.«
    Er sah sich um, als könnte er es nicht so recht glauben. Ich verstand den Blick. Mein Büro befindet sich im dreiundzwanzigsten Stock eines alten Industrieschwarms im Stadtteil Old Dig von Iron Pig auf Lusus. Drei große Fenster bieten Ausblick auf Kanal 9, wo es immer dunkel ist und dank des Filterwassers des darübergelegenen Schwarmstocks immer nieselt. Man sieht überwiegend verlassene automatische Ladedocks und rostige Geländer.
    Scheiß drauf, es ist billig. Und meine meisten Klienten rufen lieber an, statt persönlich herzukommen.
    »Darf ich mich setzen?« fragte er, nachdem er sich ganz offenbar damit abgefunden hatte, daß eine Detektei mit erstklassigem Ruf von einem derartigen Dreckloch aus arbeitete.
    »Gewiß doch«, sagte ich und deutete auf einen Stuhl. »M .... äh?«
    »Johnny«, sagte er.
    Er sah mir nicht nach dem geselligen Kumpeltyp aus. Etwas an ihm stank nach Geld. Nicht seine Kleidung – die war gewöhnlich, schwarz und grau, nur der Stoff war von überdurchschnittlicher Qualität –, es war einfach nur der Eindruck, daß der Typ Klasse hatte. Es war etwas an seinem Akzent. Ich kann Dialekte gut einordnen – das hilft einem in diesem Beruf –, aber die Heimatwelt dieses Burschen konnte ich nicht erraten, geschweige denn die lokale Region.
    »Wie kann ich Ihnen helfen, Johnny?« Ich hielt ihm die Flasche Scotch hin, die ich hatte wegstellen wollen, als er hereingekommen war.
    Johnny-Boy schüttelte den Kopf. Vielleicht dachte er, ich würde ihn aus der Flasche trinken lassen. Verdammt, mehr Klasse habe ich schon. Neben der Wasserflasche stehen Pappbecher. »M. Lamia«, sagte er, und der kultivierte Akzent plagte mich immer noch, weil ich ihn nicht zuordnen konnte, »ich brauche einen Detektiv.«
    »Das ist mein Beruf.«
    Er machte eine Pause. Schüchtern. Viele meine Klienten verraten nur ungern, worum es geht. Kein Wunder, da neunzig Prozent meiner Arbeit aus Scheidungen und häuslichen Angelegenheiten bestehen. Ich ließ ihm Zeit.
    »Es ist ein etwas heikles Thema«, sagte er schließlich.
    »Ja, M ... äh, Johnny, der Großteil meiner Arbeit fällt in diese Kategorie. Ich unterstehe Uni Netz, und alles, was mit einem Klienten zu tun hat, fällt unter das Gesetz zum Schutz der Privatsphäre. Alles ist vertraulich, sogar die Tatsache, daß wir uns gerade unterhalten. Auch wenn Sie beschließen sollten, mich nicht anzuheuern.«
    Das war zwar ausgemachtes dummes Zeug, da die Behörden jederzeit an meine Akten herankonnten, wenn sie wollten, aber ich hatte das Gefühl, daß ich diesen Burschen irgendwie beruhigen mußte. Herrgott, er war so eine Schönheit!
    »Hm-hmm«, sagte er und sah sich wieder um. Er beugte sich vor. »M. Lamia, ich möchte, daß Sie für mich einen Mord aufklären.«
    Das weckte meine Aufmerksamkeit. Ich hatte mit den Füßen auf dem Schreibtisch zurückgelehnt dagesessen, jetzt richtete ich mich auf und setzte mich

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