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Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion

Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion

Titel: Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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bekommen.«
    »Ach? Und warum?« Ich nahm noch einen frittierten Ring und Siri bezahlte ihn. Ich folgte ihr durch die spärliche Menge. Trotz Treiben und Musik um mich herum verspürte ich allmählich Müdigkeit.
    »Sie sind Separatisten«, sagte Siri. »Onkel Gresham hat kürzlich eine Rede vor dem Rat gehalten und verlangt, daß wir kämpfen, statt uns tatenlos von der Hegemonie schlucken zu lassen. Er hat gesagt, wir sollten euren Farcaster vernichten, bevor er uns vernichtet.«
    »Ach ja?« sagte ich. »Hat er auch gesagt, wie er das machen will? Soweit ich gehört habe, gibt es hier kein Schiff, mit dem man die Oberfläche verlassen könnte.«
    »Nein, so etwas haben wir seit fünfzig Jahren nicht mehr«, sagte Siri. »Aber es zeigt, wie irrational die Separatisten sein können.«
    Ich nickte. Schiffsmeister Singh und Ratsmitglied Haimyn hatten uns über die sogenannten Separatisten von Maui-Covenant informiert. »Die übliche Koalition von Kolonialchauvinisten und Hinterwäldlern«, hatte Singh gesagt. »Auch sie sind ein Grund dafür, daß wir gemächlich vorangehen und das Handelspotential der Welt entwickeln, bevor wir den Farcaster beenden. Das Weltennetz hat kein Interesse daran, daß diese Tölpel zu früh aufgenommen werden. Und Gruppen wie diese Separatisten sind auch ein Grund dafür, daß Besatzung und Baumannschaft sich von den Gründlingen fernzuhalten haben.«
    »Wo ist dein Gleiter?« fragte ich. Der Park leerte sich zusehends. Die meisten Kapellen hatten ihre Instrumente für die Nacht weggepackt. Bunt kostümierte Bündel lagen schnarchend zwischen Abfall und dunklen Laternen auf Gras oder Kopfsteinpflaster. Nur wenige Enklaven der Fröhlichkeit waren verblieben, Grüppchen tanzten langsam zu einer einsamen Gitarre oder sangen trunken lallend vor sich hin. Ich sah Mike Osho sofort, ein karierter Narr, dessen Maske längst abgefallen war, an jedem Arm ein Mädchen. Er versuchte, einem gebannten, aber unfähigen Kreis von Zuhörern den ›Hava Nagilla‹ beizubringen. Wenn einer der Gruppe stolperte, fielen sie allesamt mit um. Mike zerrte sie unter allgemeinem Gelächter wieder auf die Füße, dann machten sie weiter und hüpften ungeschickt zu seinem basso profundo-Gesang.
    »Dort ist er«, sagte Siri und deutete auf eine kurze Reihe Gleiter, die hinter dem Rathaus geparkt waren. Ich nickte und winkte Mike zu, aber er war so sehr mit seinen beiden Damen beschäftigt, daß er mich nicht bemerkte. Siri und ich hatten den Platz überquert und befanden uns in den Schatten des alten Gebäudes, als der Ruf ertönte.
    »Schiffsmann! Dreh dich um, du Hurensohn der Hegemonie!«
    Ich erstarrte und wirbelte mit geballten Fäusten herum, aber es war niemand in meiner Nähe. Sechs junge Männer waren die Treppe des Pavillons heruntergekommen und standen in einem Halbkreis hinter Mike. Ihr Frontmann war groß, schlank und atemberaubend hübsch. Er war vierundzwanzig oder fünfundzwanzig Standardjahre alt, seine blonden Locken fielen über einen Anzug aus scharlachroter Seide, der seinen Körperbau noch betonte. In der rechten Hand hielt er ein ein Meter langes Schwert, das aus gehärtetem Stahl gefertigt zu sein schien.
    Mike drehte sich langsam um. Selbst aus der Ferne konnte ich sehen, wie seine Augen nüchtern wurden, als er die Situation erkannte. Die Frauen an seiner Seite und ein paar der jungen Männer kicherten, als wäre etwas Lustiges gesagt worden. Mike ließ das alberne Grinsen nicht von seinem Gesicht verschwinden. »Haben Sie mich angesprochen, Sir?« fragte er.
    »Ich habe dich angesprochen, du Hurensohn der Hegemonie«, zischte der Anführer der Gruppe. Sein hübsches Gesicht war zu einer höhnischen Fratze verzerrt.
    »Bertol«, flüsterte Siri. »Mein Cousin. Greshams jüngster Sohn.« Ich nickte und trat aus dem Schatten. Siri hielt mich am Arm.
    »Nun haben Sie schon zweimal abfällig von meiner Mutter gesprochen, Sir«, nuschelte Mike. »Haben sie oder ich Sie in irgendeiner Weise beleidigt? Wenn ja, bitte ich tausendmal um Entschuldigung.« Mike verbeugte sich so tief, daß die Glöckchen an seiner Kappe fast den Boden berührten. Mitglieder seiner Gruppe applaudierten.
    »Schon deine Anwesenheit beleidigt mich, Drecksack der Hegemonie. Du verpestest unsere Luft mit deinem fetten Kadaver.«
    Mike zog komisch die Brauen hoch. Ein junger Mann im Fischkostüm neben ihm winkte mit der Hand. »Ach, komm schon, Bertol. Er ist nur ...«
    »Schweig, Ferick! Ich spreche mit diesem fetten

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