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Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion

Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion

Titel: Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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von den Kadavern toter Delphine.
    Meine ältere Schwester Eira kämpfte in den hoffnungslosen Tagen nach der Schlacht des Archipels auf der Seite der Rebellen. Augenzeugen sahen sie sterben. Ihre Leiche wurde nie gefunden. Mein Vater sprach nie wieder ihren Namen aus.
    Drei Jahre nach dem Waffenstillstand und der Aufnahme ins Protektorat waren wir ursprünglichen Kolonisten eine Minderheit auf unserer eigenen Welt. Die Inseln wurden gezähmt und an Touristen verkauft, wie Merin es Siri prophezeit hatte. Firstsite ist heute eine Stadt mit elf Millionen Einwohnern, die Mietshäuser und Türme und EM-Städte erstrecken sich entlang der Küste um die ganze Insel. Firstsite Harbor ist ein bunter Basar geblieben, wo Nachfahren der Ersten Familien Boote und überteuerte Kunstgegenstände verkaufen.
    Nachdem Vater zum Senator ernannt worden war, lebten wir zuerst eine Weile auf Tau Ceti Center, wo ich die Schule beendete. Ich war der pflichtbewußte Sohn, rühmte die Vorteile des Lebens im Netz, studierte die ruhmreiche Geschichte der Hegemonie der Menschheit und bereitete mich auf meine eigene Laufbahn im diplomatischen Korps vor.
    Und die ganze Zeit wartete ich.
    Nach dem Schulabschluß kehrte ich kurz nach Maui-Covenant zurück und arbeitete in den Büros der Zentralverwaltungsinsel. Zu meiner Aufgabe gehörte auch, die Hunderte von Bohrinseln zu besuchen, die in den Untiefen errichtet wurden, Berichte über die zusehends aus dem Boden schießenden unterseeischen Komplexe abzuliefern und als Verbindungsmann zu den Firmen zu fungieren, die von TC 2 und Sol Draconi Septem kamen. Die Arbeit machte mir keinen Spaß. Aber ich leistete viel. Und ich lächelte. Und ich wartete.
    Ich machte einem Mädchen aus einer der Ersten Familien den Hof und heiratete sie, aus der Linie von Siris Cousin Bertol, und nachdem ich eine seltene Note ›eins‹ bei den Prüfungen des diplomatischen Corps bekommen hatte, bat ich um einen Posten außerhalb des Netzes.
    So begann unsere persönliche Diaspora, die von Gresha und mir. Ich leistete viel. Ich war der geborene Diplomat. Nach fünf Standardjahren war ich Vizekonsul, nach acht Konsul. So lange ich im Outback blieb, konnte ich nicht weiter befördert werden.
    Es war meine Entscheidung. Ich arbeitete für die Hegemonie. Und ich wartete.
    Zuerst war es meine Aufgabe, den Kolonisten mit dem überlegenen Wissen der Hegemonie dabei zu helfen, das zu tun, was sie am besten können – wahres eingeborenes Leben zu vernichten. Es ist kein Zufall, daß die Hegemonie in sechs Jahrhunderten der Expansion auf keine andere Rasse gestoßen ist, die nach dem Drake/'Turing/'Chen-Index als intelligent gelten könnte. Auf der Alten Erde hatte man längst akzeptiert, sollte eine andere Rasse sich entschließen, die Menschheit ihrer Nahrungskette einzuverleiben, würde diese Rasse bald ausgelöscht sein. Bot eine Rasse während der Expansion des Netzes ernsthafte Konkurrenz mit dem Intellekt der Menschheit, war diese Rasse ausgerottet, noch ehe der erste Farcaster in ihrem System geöffnet wurde.
    Auf Whirl verfolgten wir die scheuen Zeplen durch ihre Wolkentürme. Es ist möglich, daß sie nach den Maßstäben der Menschheit oder des Core nicht vernunftbegabt waren, aber sie waren wunderschön. Wenn sie starben und in den Farben des Regenbogens zerstoben, ihre bunten Botschaften von den fliehenden Artgenossen weder gesehen noch gehört wurden, war die Schönheit ihres Todeskampfs unbeschreiblich. Wir verkauften ihre photorezeptiven Häute an Firmen im Netz, ihr Fleisch an Welten wie Heaven's Gate und mahlten ihre Knochen zu einem Aphrodisiakum, das wir den Impotenten und Abergläubischen auf einem Dutzend anderer Kolonialwelten verkauften. Auf Garden war ich Berater der Arkologingenieure, die das Grand Fen trocken legten und damit der kurzen Herrschaft der Sumpfzentauren ein Ende bereiteten, die dort geherrscht – und den Fortschritt der Hegemonie behindert – hatten. Zuletzt versuchten sie zu wandern, aber die nördlichen Marschen waren viel zu trocken, und als ich das Gebiet Jahrzehnte später besuchte, als Garden ins Netz aufgenommen wurde, übersäten die ausgetrockneten Kadaver der Zentauren noch viele der abgelegeneren Marschen wie die Hüllen exotischer Pflanzen aus einem farbenfroheren Zeitalter.
    Auf Hebron traf ich ein, als die jüdischen Siedler gerade ihren langen Kampf mit den Seneschai Aluit gewannen, Geschöpfen, die so anfällig waren wie die wasserlose Ökologie jener Welt. Die Aluit waren

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