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Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion

Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion

Titel: Die Hyperion-Gesänge 01 - Hyperion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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tausend Kilometer Raum ein. Und das ist zu sehen – atemberaubend – als Mininova, die weiß am klaren blauen Himmel auflodert.
    Die Kapelle hört auf zu spielen. Leute schreien und laufen in Deckung. Dazu besteht kein Grund. Röntgenstrahlen werden frei, als der Farcaster in sich zusammenstürzt, aber nicht soviel, daß sie durch die üppige Atmosphäre von Maui-Covenant hindurch Schaden anrichten könnten. Ein kurzer Plasmastreifen wird sichtbar, als die Los Angeles Distanz zwischen sich und das sehr rasch zusammenfallende Schwarze Loch bringt. Wind kommt auf, das Meer wogt stärker. Heute nacht werden seltsame Gezeiten auftreten.
    Ich möchte etwas Tiefschürfendes sagen, aber mir fällt nichts ein. Außerdem ist die Menge nicht in der Stimmung, zuzuhören. Ich rede mir ein, daß ich vereinzelte Jubelrufe zwischen den Schreien und dem Gebrüll hören kann.
    Ich drücke das Flugmuster, worauf die Matte über die Klippe und den Hafen schwebt. Ein Thomasfalke, der auf den nachmittäglichen Gezeiten treibt, flattert panisch, als ich näherkomme.
    »Laß sie nur kommen!« rufe ich dem fliehenden Falken zu. »Laß sie nur kommen. Ich bin fünfunddreißig und nicht allein, und laß sie nur kommen, wenn sie es wagen!« Ich schüttle die Faust und lache. Der Wind weht mir das Haar zurück und kühlt den Schweiß auf meiner Brust und den Armen ab.
    Solchermaßen abgekühlt, nehme ich das Sichtgerät und stelle den Kurs auf die fernste der Inseln ein. Ich freue mich darauf, die anderen zu treffen. Aber mehr noch freue ich mich darauf, mit dem Meeresvolk zu sprechen und ihm zu sagen, daß es Zeit wird, daß die Haie endlich in die Meere von Maui-Covenant kommen.
    Später, wenn die Schlachten gewonnen sind und die Meere ihnen gehören, werde ich ihnen von ihr erzählen. Dann werde ich ihnen Lieder von Siri singen.
     
    Die Lichterkaskade der fernen Raumschlacht dauerte an. Abgesehen vom Rascheln des Windes über die Böschung war kein Laut zu hören. Die Gruppe saß dicht beisammen und betrachtete das uralte Komlog, als würde sie noch mehr erwarten.
    Aber es kam nichts mehr. Der Konsul nahm die Mikrodisc heraus und steckte sie ein.
    Sol Weintraub strich dem schlafenden Kind über den Rücken und sprach den Konsul an. »Sie sind doch sicher nicht Merin Aspic.«
    »Nein«, sagte der Konsul. »Merin Aspic ist während der Rebellion umgekommen. Siris Rebellion.«
    »Wie sind Sie in den Besitz dieser Aufzeichnung gelangt?« fragte Pater Hoyt. Trotz der schmerzverzerrten Maske des Priesters konnte man sehen, daß er gerührt war. »Dieser unglaublichen Aufzeichnung ...«
    »Er hat sie mir gegeben«, sagte der Konsul. »Ein paar Wochen bevor er in der Schlacht des Archipels gefallen ist.« Der Konsul betrachtete die verständnislosen Gesichter vor sich. »Ich bin ihr Enkel«, sagte er. »Siris und Merins Enkel. Mein Vater ... der Donel, den Aspic erwähnt ... wurde zum ersten Kanzler des Heimat-Regierungsrats, als Maui-Covenant ins Protektorat aufgenommen wurde. Später wurde er zum Senator gewählt und diente bis zu seinem Tod. An dem Tag auf dem Hügel bei Siris Gruft war ich neun Jahre alt. Ich war zwanzig – alt genug, mich den Rebellen anzuschließen und zu kämpfen –, als Aspic eines Nachts auf unsere Insel kam, mich beiseite nahm und mir verbot, mich ihrer Gruppe anzuschließen.«
    »Hätten Sie gekämpft?« fragte Brawne Lamia.
    »O ja. Und ich wäre gestorben. Ein Drittel unserer Männer und ein Fünftel unserer Frauen starben. Wie alle Delphine und ein Großteil der Inseln selbst, obwohl die Hegemonie versucht hat, so viele wie möglich unversehrt zu lassen.«
    »Ein bewegendes Dokument«, sagte Sol Weintraub.
    »Aber warum sind Sie hier? Warum Ihre Pilgerfahrt zum Shrike?«
    »Ich bin noch nicht fertig«, sagte der Konsul. »Hören Sie zu.«
     
    Mein Vater war so schwach, wie meine Großmutter stark gewesen war. Die Hegemonie wartete keine elf lokalen Jahre, bis sie zurückkehrte – die Schlachtschiffe von FORCE waren im Orbit, noch ehe fünf Jahre verstrichen waren. Vater sah mit an, wie die hastig gebauten Schiffe der Rebellen beiseite gefegt wurden. Er verteidigte die Hegemonie auch dann noch, als sie unsere Welt belagerte. Ich kann mich noch erinnern, als ich fünfzehn war, beobachtete ich mit meiner Familie vom höchsten Deck der Insel unserer Vorfahren aus, wie Dutzende weiterer Inseln in der Ferne brannten und die Gleiter der Hegemonie das Meer mit ihren Tiefenbomben erhellten. Am Morgen war das Meer grau

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