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Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion

Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion

Titel: Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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und hell über dem Tal leuchteten, verabschiedete sich Moneta und betrat die Sphinx. Die Menge sang. Auf den angrenzenden Feldern wuselten kleine Nagetiere zwischen gefallenen Wimpeln und den verstreuten Überresten von Panzer und Rüstung, Metallklingen und geschmolzenem Stahl.
    Gegen Mitternacht hörte die Menge auf zu singen, keuchte und wich zurück. Die Zeitgräber glühten. Heftige Gezeiten der Anti-Entropiefelder trieben die Menge weiter zurück – zum Eingang des Tals, über das Schlachtfeld, hin zu der Stadt, die schwach in der Nacht leuchtete.
    Im Tal schimmerten die gewaltigen Gräber, verblaßten von Gold zu Bronze und begannen ihre lange Reise zurück.
     
    Brawne Lamia ging an dem glühenden Obelisken vorbei und kämpfte gegen eine fast solide Wand tobenden Windes an. Sand zerkratzte ihre Wangen und brannte ihr in den Augen. Statisches Leuchten knisterte auf den umliegenden Felswänden und trug einen Teil zum unheimlichen Leuchten der Zeitgräber bei. Brawne hielt die Hände vors Gesicht, blinzelte zwischen den Fingern hindurch, damit sie nicht vom Pfad abkam, und ging weiter.
    Brawne sah ein goldenes Licht, greller als das allgemeine Leuchten, aus den zertrümmerten Scheiben des Kristallmonolithen strahlen, das über die Dünen des Talbodens fiel. Jemand befand sich im Innern des Monolithen.
    Brawne hatte geschworen, sie würde direkt zum Palast des Shrike gehen und tun, was sie konnte, um Silenus zu befreien, um dann gleich zu Sol zurückzukehren, ohne sich ablenken zu lassen. Aber sie hatte den Umriß einer menschlichen Gestalt in dem Grab erkannt. Kassad wurde noch immer vermißt. Sol hatte ihr von der Mission des Konsuls erzählt, aber vielleicht war der Diplomat im Tosen des Sturms zurückgekehrt. Niemand wußte etwas über den Verbleib von Pater Duré.
    Brawne ging näher an das Leuchten heran und verweilte am unregelmäßigen Eingang des Monolithen.
    Der Raum im Innern war weit und eindrucksvoll und stieg fast hundert Meter zum halb erahnten Oberlicht der Decke empor. Von innen gesehen wirkten die Wände durchlässig, Sonnenlicht schien ihnen eine kräftige Gold- und Umbrafarbe zu verleihen. Dieses kräftige Licht fiel auf die Szene im Zentrum des geräumigen Areals um sie herum.
    Fedmahn Kassad lag auf einer Art Totenbahre aus Marmor. Er trug das Schwarz von FORCE und hatte die großen, blassen Hände auf der Brust verschränkt. Waffen, die Brawne abgesehen vom Gefechtsgewehr unbekannt waren, lagen zu seinen Füßen. Das Gesicht des Obersten wirkte im Tod hager, aber nicht mehr, als er im Leben gewirkt hatte. Sein Ausdruck war friedlich. Es bestand kein Zweifel daran, daß er tot war; die Stille des Todes hing wie Weihrauch über der Stätte.
    Aber es war die andere Person im Raum, deren Silhouette aus der Ferne sichtbar gewesen war und die nun Brawnes Aufmerksamkeit auf sich zog.
    Eine junge Frau Mitte bis Ende Zwanzig kniete vor der Bahre. Sie trug einen schwarzen Overall, hatte kurzes Haar, helle Haut und große Augen. Brawne erinnerte sich an die Geschichte des Soldaten, die er während der langen Fahrt ins Tal erzählt hatte, und dachte an die Einzelheiten von Kassads Phantomgeliebter.
    »Moneta«, flüsterte Brawne.
    Die junge Frau war auf ein Knie gesunken, hatte die Hand ausgestreckt, um den Marmor neben der Leiche zu berühren. Violette Sperrfelder flackerten rings um die Bahre, und eine andere Energie – eine starke Vibration in der Luft – brach das Licht um Moneta herum, so daß die ganze Szene in dunstigen Schein getaucht schien.
    Die junge Frau hob den Kopf, sah Brawne an, stand auf und nickte.
    Brawne, die sich im Geist bereits Dutzende Fragen zurechtlegte, wollte auf sie zugehen, aber die Gezeiten der Zeit waren zu stark in dem Grab und trieben sie mit Wogen von Schwindelgefühl und déjà vu wieder zurück.
    Als Brawne wieder aufsah, war die Bahre noch da, Kassad lag aufgebahrt unter seinem Kraftfeld, aber Moneta war fort.
    Brawne verspürte den Wunsch, zur Sphinx zurückzulaufen, Sol zu suchen, ihm alles zu erzählen und abzuwarten, bis der Sturm nachließ und der Morgen kam. Aber Brawne glaubte, sie könnte über das Tosen und Heulen des Windes hinweg immer noch die Schreie vom Baum der Dornen hören, der unsichtbar hinter dem Vorhang aus Sand stand.
    Brawne zog den Kragen hoch, stapfte wieder in den Sturm hinaus und folgte dem Pfad zum Palast des Shrike.
     
    Die Felsmasse schwebte im All wie die Karikatur eines Berges, zerklüftete Gipfel, messerscharfe Höhenzüge,

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