Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion

Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion

Titel: Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
Vom Netzwerk:
wurden rationiert und geteilt. Die Wüste wurde urbar gemacht. Farmen wurden vergrößert. Bäume wurden gepflanzt. Die Menschen beschwerten sich untereinander, dankten Gott für die Rettung, haderten mit Gott wegen der Unannehmlichkeiten eben jener Rettung und gingen ihren Angelegenheiten nach.
    Auf God's Grove brannten noch ganze Kontinente, und Rauchwolken verdunkelten den Himmel. Kurz nachdem die letzten Einheiten des ›Schwarms‹ vorbeigezogen waren, stiegen Dutzende Baumschiffe, die von Ergerzeugten Sperrfeldern geschützt wurden, mit Fusionsschubdüsen durch die Wolkendecke himmelwärts. Nachdem sie die Schwerkraft überwunden hatten, wandten sich diese Baumschiffe in eine Myriade Richtungen entlang der galaktischen Ekliptik und begannen den langen Spinup zum Quantensprung. Fatlinesprüche wurden zu fernen, wartenden Schwärmen übermittelt. Die Wiederaufforstung hatte begonnen.
    Auf Tau Ceti Center, dem Sitz von Macht und Wohlstand und Wirtschaft und Regierung, verließen die hungrigen Überlebenden die gefährlichen Türme und nutzlosen Städte und hilflosen Orbitalbehausungen und machten sich auf die Suche nach einem Sündenbock. Jemanden, den sie bestrafen konnten.
    Sie mußten nicht lange suchen.
     
    General Van Zeidt war im Regierungsgebäude, als die Portale zusammenbrachen, und er war nur noch Befehlshaber der zweihundert Marines und achtundsechzig Wachmänner, die zur Bewachung des Komplexes abgestellt waren. Die einstige Präsidentin Meina Gladstone befehligte noch die sechs Prätorianer, die Kolchew ihr gelassen hatte, als er und andere hohe Senatoren mit dem ersten und letzten Evakuierungslandungsboot aufgebrochen waren, das durchkam. Irgendwie waren dem Mob Weltraumabwehrraketen und Laserlanzen in die Hände gefallen, und keiner der anderen dreitausend Angestellten und Flüchtlinge im Regierungshaus konnte hinaus, ehe die Belagerung aufgehoben wurde oder die Sperrfelder versagten.
    Gladstone stand am vordersten Beobachtungsposten und beobachtete die Tumulte. Die aufgebrachte Menge hatte den größten Teil des Deer Park und der Gärten verwüstet, ehe die letzten Begrenzungen und Sperrfelder ihn aufgehalten hatten. Mindestens drei Millionen erboste Bürger drängten nun gegen diese Barrieren, und der Mob wurde jeden Augenblick größer.
    »Können Sie die Sperrfelder deaktivieren und fünfzig Meter weiter hinten wieder aufbauen, bevor der Mob diese Strecke zurückgelegt hat?« fragte Gladstone den General. Rauch von brennenden Städten im Westen stieg zum Himmel empor. Tausende Männer und Frauen waren durch den Druck der nachströmenden Massen an den flimmernden Sperrfeldern zerquetscht worden, so daß die unteren zwei Meter des Energieschirms aussahen wie mit Erdbeermarmelade bestrichen. Zehntausende drängten weiter gegen die innere Abschirmung, obwohl ihnen die Abwehrfelder Schmerzen an Nerven und Knochen verursachen mußten.
    »Das können wir, M. Präsidentin«, sagte Van Zeidt. »Aber weshalb?«
    »Ich werde mit ihnen reden«, sagte Gladstone erschöpft.
    Der Marine sah sie an und war überzeugt, daß sie einen schlechten Scherz machte. »M. Präsidentin, in einem Monat werden sie Ihnen vielleicht bereitwillig zuhören ... jedem von uns ... oder Radio oder HTV. In einem Jahr, vielleicht in zweien, wenn die Ordnung wiederhergestellt ist und die Rationierungen erfolgreich waren, sind sie möglicherweise bereit zu verzeihen. Aber es wird eine Generation dauern, bis sie wirklich begreifen, was Sie getan haben ... daß Sie sie gerettet haben ... uns alle gerettet haben.«
    »Ich will mit ihnen reden«, sagte Meina Gladstone. »Ich muß ihnen etwas geben.«
    Van Zeidt schüttelte den Kopf und sah in die Runde der FORCE-Offiziere, die den Mob durch Schlitze im Bunker beobachtet hatten und nun Gladstone mit dem gleichen Maß an Fassungslosigkeit und Entsetzen ansahen.
    »Ich muß bei Präsident Kolchew nachfragen«, sagte Van Zeidt.
    »Nein«, sagte Meina Gladstone müde. »Er regiert ein Reich, das nicht mehr existiert. Ich regiere immer noch die Welt, die ich zerstört habe.« Sie nickte ihren Prätorianern zu, die Todesstrahler aus den orange und schwarz gestreiften Uniformen zogen.
    Keiner der Offiziere von FORCE machte eine Bewegung. General Van Zeidt sagte: »Meina, das nächste Evakuierungsschiff wird es schaffen.«
    Gladstone nickte geistesabwesend. »Der innere Garten, denke ich. Der Mob wird ein paar Augenblicke ratlos sein. Wenn wir die äußeren Felder entfernen, wird das die Leute

Weitere Kostenlose Bücher