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Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion

Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion

Titel: Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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verwirren.« Sie sah sich um, als könnte sie etwas vergessen haben, dann streckte sie Van Zeidt die Hand hin. »Leben Sie wohl, Mark. Danke. Bitte kümmern Sie sich um meine Leute.«
    Van Zeidt schüttelte ihr die Hand und beobachtete, wie die Frau ihren Schal zurechtrückte, zerstreut das Komlogarmband berührte, als könnte es ihr Glück bringen, und mit vier ihrer Prätorianer den Bunker verließ. Die kleine Gruppe durchquerte die niedergetrampelten Gärten und schritt langsam auf das Sperrfeld zu. Der Mob dahinter schien wie ein einziger hirnloser Organismus zu reagieren, drängte gegen das Sperrfeld und schrie mit der Stimme eines tobsüchtigen Wesens auf.
    Gladstone drehte sich um, hob die Hand, als wollte sie winken, und scheuchte ihre Prätorianer zurück. Die vier Gardisten eilten über das zertretene Gras.
    »Los!« sagte der älteste der vier verbliebenen Prätorianer. Er deutete auf die Fernbedienung der Sperrfelder.
    »Von wegen«, sagte General Van Zeidt unmißverständlich. So lange er lebte, würde niemand in die Nähe der Fernbedienung kommen.
    Van Zeidt hatte jedoch vergessen, daß Gladstone immer noch Zugang zu Codes und taktischen Richtstrahlverbindungen hatte. Er sah, wie sie ihr Komlog hob, reagierte aber zu langsam. Lichter an der Fernbedienung leuchteten rot und grün, die äußeren Felder erloschen und bildeten sich fünfzig Meter weiter innen neu, und einen Augenblick lang stand Meina Gladstone allein und hatte nichts zwischen sich und dem nach Millionen zählenden Mob als wenige Meter Gras und zahllose Leichen, die nach dem Zusammenbruch der Sperrfelder plötzlich wieder der Schwerkraft unterworfen waren.
    Gladstone hob beide Arme, als wolle sie den Mob umarmen. Schweigen und Reglosigkeit dauerten drei endlose Sekunden an, dann brüllte der Mob mit der Stimme eines einzigen großen Raubtiers, worauf Tausende mit Stöcken und Steinen und Messern und zerbrochenen Flaschen vorwärts stürmten.
    Einen Augenblick lang hatte Van Zeidt den Eindruck, als stünde Gladstone wie ein unerschütterlicher Fels in der Brandung des Pöbels; er sah ihr dunkles Kleid und den roten Schal, sah sie aufrecht stehen, die Arme erhoben, aber dann stürmten weitere Hundertschaften heran, die Menge schloß sich um sie, und die Präsidentin war verschwunden.
    Die Prätorianer senkten die Waffen und wurden augenblicklich von den Posten der Marines unter Arrest gestellt.
    »Undurchsichtige Sperrfelder!« befahl Van Zeidt. »Befehlen Sie den Landungsbooten, in fünfminütigen Intervallen im inneren Garten zu landen! Beeilung!«
    Der General wandte sich ab.
     
    »Großer Gott«, sagte Theo Lane, als immer mehr bruchstückhafte Meldungen über Fatline hereinkamen. Es wurden so viele Sendungen im Millisekundenbereich übertragen, daß der Computer sie kaum auseinanderdividieren konnte. Die Folge war ein Durcheinander des Wahnsinns.
    »Spiel die Vernichtung der Singularitätssperrsphäre noch einmal ab«, sagte der Konsul.
    »Ja, Sir«, antwortete das Schiff und unterbrach die Fatlinesendungen, um die plötzliche weiße Explosion abzuspielen, der ein kurzes Erblühen von Trümmern folgte, die in sich zusammenstürzten, als die Singularität sich selbst und alles in einem Radius von sechstausend Klicks verschlang. Instrumente zeigten die Auswirkungen von Gravitationswellen an: In dieser Entfernung waren sie kaum zu spüren, wohl aber auf den Schiffen der Hegemonie und der Ousters, die sich näher bei Hyperion immer noch bekämpften; dort richteten sie Verheerungen an.
    »Gut«, sagte der Konsul, worauf die Sturzflut der Fatlineübertragungen wieder einsetzte.
    »Kein Zweifel?« fragte Arundez.
    »Keiner«, sagte der Konsul. »Hyperion ist wieder eine Welt im Outback. Nur gibt es jetzt kein Netz mehr, zu dem es ein Outback geben könnte.«
    »Es ist so schwer zu glauben«, sagte Theo Lane. Der ehemalige Generalgouverneur trank Scotch: das erste Mal, daß der Konsul sah, wie sein Ex-Attaché einer Droge fröhnte. Theo schenkte sich noch vier Finger breit ein. »Das Netz ... existiert nicht mehr. Fünfhundert Jahre Expansion ausgelöscht.«
    »Nicht ausgelöscht«, sagte der Konsul. Er stellte sein noch volles Glas auf den Tisch. »Die Welten bleiben. Die Kulturen werden sich verschieden entwickeln, aber wir haben immer noch den Hawking-Antrieb. Die einzige technische Errungenschaft, die wir uns selbst erarbeitet und nicht vom Core geleast haben.«
    Melio Arundez beugte sich vor und preßte die Hände zusammen, als würde er

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