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Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion

Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion

Titel: Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Alarmsignal ertönt aus dem Medpack, worauf Kassad eine neue Plasmakartusche vom Gürtel nimmt, in die Kammer des Packs einführt und auf die Fersen zurückwippt, wo er das Helmvisier herunterklappt und den Zelteingang im Auge behält. Der Helmlautsprecher verzerrt seine Stimme. »Er hat mehr Blut verloren, als wir hier kompensieren können. Hat sonst noch jemand Erste Hilfe-Ausrüstung mitgebracht?«
    Weintraub kramt in seinem Rucksack. »Ich habe eine Grundausrüstung. Aber nicht genug hierfür. Was ihm auch die Kehle aufgeschlitzt haben mag, es hat alles durchschnitten.«
    »Das Shrike«, flüstert Martin Silenus.
    »Einerlei«, sagt Lamia, die die Arme fest um die Knie geschlungen hat, damit ihr Körper nicht mehr so sehr zittert. »Wir müssen Hilfe für ihn holen.« Sie sieht den Konsul an.
    »Er ist tot«, sagt der Konsul. »Nicht einmal die medizinische Versorgung eines Schiffs könnte ihn wieder zurückholen.«
    »Wir müssen es versuchen!« schreit Lamia, beugt sich nach vorn und packt den Konsul am Kragen. »Wir können ihn nicht diesen ... diesen Dingern überlassen ...« Sie deutet auf die Kruziform, die unter der Haut auf der Brust des toten Mannes leuchtet.
    Der Konsul reibt sich die Augen. »Wir können den Leichnam vernichten. Benützen Sie das Gewehr des Obersten ...«
    »Wir werden sterben, wenn wir nicht aus diesem Scheißsturm herauskommen!« brüllt Silenus. Das Zelt vibriert, bei jedem Windstoß klatscht Fiberplastik gegen Kopf und Rücken des Dichters. Das Geräusch von Sand auf Stoff draußen hört sich an wie eine Rakete beim Start. »Rufen Sie das gottverdammte Schiff! Rufen Sie es!«
    Der Konsul zieht den Rucksack näher zu sich, als wollte er das antike Komlog beschützen, das sich darin befindet. Schweiß glitzert auf seinen Wangen und der Stirn.
    »Wir könnten in einem der Gräber auf das Ende des Sturms warten«, sagt Sol Weintraub. »Vielleicht in der Sphinx.«
    »Von wegen«, sagt Martin Silenus.
    Der Gelehrte dreht sich in dem engen Raum und sieht den Dichter an. »Sie haben den weiten Weg auf sich genommen, um das Shrike zu finden. Wollen Sie uns erzählen, Sie hätten es sich anders überlegt, nachdem es sich wirklich gezeigt hat?«
    Silenus' Augen leuchten unter dem heruntergezogenen Barett hervor. »Ich sage gar nichts, davon abgesehen, daß ich sein verdammtes Schiff hier haben möchte, und zwar sofort.«
    »Könnte von Vorteil sein«, sagt Oberst Kassad.
    Der Konsul sieht ihn an.
    »Wenn es eine Chance gibt, Hoyts Leben zu retten, sollten wir sie nutzen.«
    Der Konsul leidet selbst Höllenqualen. »Wir können nicht fort«, sagt er. »Jetzt nicht.«
    »Nein«, stimmt Kassad zu. »Wir werden das Schiff nicht benützen, um zu fliehen. Aber die MedEinheit könnte Hoyt helfen. Und wir könnten darin warten, bis der Sturm vorüber ist.«
    »Und vielleicht herausfinden, was da oben passiert«, sagt Lamia und deutet mit dem Daumen zum Zeltdach.
    Rachel, das Baby, weint schrill. Weintraub wiegt es und hält sein Köpfchen in den großen Händen. »Ich stimme zu«, sagt er. »Wenn das Shrike uns finden will, kann es uns im Schiff so mühelos finden wie hier draußen. Wir gewährleisten, daß sich keiner entfernt.« Er berührt Hoyts Brust. »So schrecklich es sich anhören mag, aber die Informationen, die die MedEinheit uns verrät, wie dieser Parasit funktioniert, könnten für das Netz unvorstellbar wertvoll sein.«
    »Na gut«, sagt der Konsul. Er holt das uralte Komlog aus dem Rucksack, legt die Hand auf den Diskey und murmelt mehrere Sätze.
    »Kommt es?« fragt Martin Silenus.
    »Es hat den Befehl bestätigt. Wir müssen unsere Sachen für den Transfer verstauen. Ich habe ihm gesagt, es soll vor dem Zugang zum Tal landen.«
    Lamia stellt überrascht fest, daß sie geweint hat. Sie wischt sich die Wangen ab und lächelt.
    »Was ist so komisch?« fragt der Oberst.
    »Alles«, sagt sie und streicht mit dem Handrücken über die Wangen. »Und ich kann nur daran denken, wie schön es ist, unter die Dusche zu können.«
    »Und was zu trinken«, sagt Silenus.
    »Schutz vor dem Sturm zu haben«, sagt Weintraub. Das Baby trinkt Milch aus einem Säuglingspack.
    Kassad beugt sich nach vorn und streckt Kopf und Schultern zum Zelt hinaus. Er hebt die Waffe und entsichert sie. »Sensoren«, sagt er. »Etwas bewegt sich unmittelbar hinter den Dünen.« Das Visier dreht sich in ihre Richtung und zeigt ihnen eine blasse, zusammengekauerte Gruppe und den noch blasseren Leichnam von Lenar Hoyt.

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