Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion
Ihren Kontaktleuten bei den Ousters.«
»Ja.«
»Kann das Schiff nicht ohne Freigabe starten?« fragt Weintraub. Der alte Mann hat sich gesetzt, die Knie angezogen und die Arme darum geschlungen – eine klassische Haltung größter Müdigkeit. Seine Stimme klingt auch erschöpft. »Gladstones Befehl einfach mißachten?«
»Nein«, sagt der Konsul. »Als Gladstone nein sagte, hat FORCE ein Sperrfeld Klasse drei über die Rückstoßgrube gelegt, wo wir das Schiff abgestellt haben.«
»Nehmen Sie mit ihr Verbindung auf«, sagt Brawne Lamia. »Erklären Sie ihr die Lage.«
»Das habe ich versucht.« Der Konsul hält das Komlog in Händen, legt es wieder in den Rucksack. »Keine Antwort. Außerdem habe ich in der Übertragung erwähnt, daß Hoyt schwer verletzt ist und wir medizinische Unterstützung brauchen. Ich wollte, daß die MedEinheit des Schiffs für ihn bereit ist.«
»Verletzt«, wiederholt Martin Silenus, der zu der Stelle zurückkehrt, wo sie kauern. »Scheiße. Unser Freund Padre ist so tot wie der Hund von Glennon-Height.« Er deutet mit dem Daumen auf den zugedeckten Leichnam; alle Anzeigenlichter sind rot.
Brawne Lamia bückt sich und berührt Hoyts Wange. Sie ist kalt. Sein Komlogbiomonitor und das Medpack fiepsen Warnungen wegen bevorstehendem Gehirntod. Die Osmosemaske pumpt weiter reines O 2 in die Lungen, und die Medpackstimulatoren bearbeiten noch Herz und Lunge, aber dennoch schwillt das Fiepsen zu einem Kreischen an und wird schließlich zu einem konstanten, gräßlichen Ton.
»Er hat zuviel Blut verloren«, sagt Sol Weintraub. Er berührt das Gesicht des toten Priesters mit geschlossenen Augen und gesenktem Kopf.
»Toll«, sagt Silenus. »Echt toll. Und laut seiner eigenen Geschichte wird Hoyt verwesen und wiederauferstehen – dank dieses Kruziformdings auf seiner Brust ... zwei von den verdammten Dingern, der Typ ist echt groß im Auferstehungsgeschäft ... und zurückgeschlurft kommen wie eine gehirngeschädigte Ausgabe des Geistes von Hamlets Daddy. Was sollen wir dann machen?«
»Seien Sie still!« sagt Brawne Lamia. Sie wickelt Hoyts Leichnam in eine Lage Leinwand, die sie aus dem Zelt mitgebracht hat.
»Seien Sie doch selber still!« kreischt Silenus. »Hier schleicht ein Monster herum. Der alte Grendel persönlich ist irgendwo da draußen und wetzt sich die Nägel zum nächsten Schmaus, wollen Sie da wirklich, daß auch noch Hoyts Zombie sich zu unserer fröhlichen Gruppe gesellt? Wissen Sie noch, wie er die Bikura beschrieben hat? Die haben sich jahrhundertelang von der Kruziform zurückbringen lassen, und mit ihnen zu reden, war wie ein Gespräch mit einem zweibeinigen Schwamm. Möchten Sie wirklich, daß Hoyts Leichnam uns begleitet?«
»Zwei«, sagt der Konsul.
»Was?« Martin Silenus wirbelt herum, rutscht aus und landet neben dem Leichnam auf den Knien. Er lehnt sich an den alten Gelehrten. »Was haben Sie gesagt?«
»Zwei Kruziformen«, sagt der Konsul. »Seine und die von Pater Paul Duré. Wenn seine Geschichte über die Bikura wahr ist, dann werden sie beide ... auferstehen.«
»Gütiger Heiland«, sagt Silenus und setzt sich in den Sand.
Brawne Lamia hat den Leichnam des Priesters eingewickelt. Sie betrachtet ihn. »Daran kann ich mich aus Pater Durés Geschichte über den Bikura Alpha erinnern«, sagt sie. »Aber ich verstehe es immer noch nicht. Irgendwo muß doch das Gesetz von der Erhaltung der Masse ins Spiel kommen.«
»Dann werden es eben kleine Zombies«, sagt Martin Silenus. Er zieht den Pelzmantel enger um sich und schlägt mit der Faust auf den Boden.
»Wir hätten soviel lernen können, wenn das Schiff gekommen wäre«, sagt der Konsul. »Die Autodiagnostik hätte ...« Er verstummt und gestikuliert. »Seht. Es ist nicht mehr soviel Sand in der Luft. Vielleicht läßt der Sturm ...«
Blitze zucken, dann fängt es an zu regnen, und die eisigen Tropfen prasseln ihnen tückischer in die Gesichter als der Sandsturm zuvor.
Martin Silenus fängt an zu lachen. »Das ist doch eine Scheißwüste!« brüllt er himmelwärts. »Wahrscheinlich ertrinken wir in einer Sturmflut!«
»Wir müssen Schutz suchen«, sagt Sol Weintraub. Das Gesicht seines Babies ist in einem Schlitz des Mantels zu sehen. Rachel weint; ihr Gesicht ist rot. Sie sieht wie ein Neugeborenes aus.
»Keep Chronos?« sagt Lamia. »Das ist ein paar Stunden ...«
»Zu weit«, sagt der Konsul. »Kampieren wir in einem der Gräber.«
Silenus lacht wieder. Er sagt:
Und die zum Opfer
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